„Der Neusiedler See ist nicht Monaco“

„Der Neusiedler See ist nicht Monaco“
Kritik an der wachsenden Zahl hochmotorisierter E-Boote steigt. Landeshauptmann-Stellvertreter Tschürtz will Beschränkung

Der Neusiedler See ist ein heißes Pflaster. In letzter Zeit erfreut sich der Steppensee bei Wassersportlern zunehmender Beliebtheit. Auch immer mehr Fahrer leistungsstarker Elektroboote tummeln sich in dem pannonischen Gewässer. Kritiker sprechen von steigenden Gefahren für andere Sportler und von negativen Umweltauswirkungen. Landesvize Johann Tschürtz (FPÖ) will sich bis März 2019 für eine Lösung einsetzen. Vorstellbar sei für ihn eine Beschränkung der E-Boote über 4,4 KW, wie es sie am Wörthersee gibt.

Etwa 4150 Bootsliegeplätze sind laut einer aktuellen Erhebung des Landes am Neusiedler See registriert. Davon sind etwa 570 Plätze mit Motorbooten belegt, die mehr als 4,4 kW Leistung haben. Boote mit Verbrennungsmotor sind für Private nicht erlaubt. Wohl deshalb sind immer öfter Elektroboote gefragt, denn für sie gibt es keine Beschränkung.

Seit einiger Zeit steigen die Registrierungen für schnelle Boote, sagt eine Sachbearbeiterin des Landes. „Es werden immer wieder Gefährte mit über 100 kW angemeldet, ein Boot hat sogar 190 kW. Der Neusiedler See ist aber nicht Monaco.“

Der wissenschaftliche Leiter im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel, Alois Herzig, sieht durch diese Entwicklung u. a. die Wasserqualität gefährdet. Schnelle Boote würden Schlamm aufwirbeln und das Ökosystem stören. Außerdem, so Herzig, steige die Lärmbelästigung durch Motorboote.

Für Ärger sorgen die schnellen E-Boote auch bei Helmut Jungherr. Seit 1972 fährt der Wiener zum Segeln an den Neusiedler See. In den vergangenen fünf Jahren bemerke er immer mehr rasante Fahrer. „Es gibt da ein paar Leute, die düsen präpotent und ohne jegliche Schulung herum. Auch in der Nähe des Ufers. Das ist für andere sehr gefährlich.“ Es handle sich seiner Meinung nach vor allem um die zugereiste, gut betuchte Mittelschicht, die sich am See den Traum vom Haus samt „geilem Motorboot vor der Haustür“ erfülle. Bootsrennen seien keine Seltenheit. „Ich bin am Atlantik, der Adria und am Attersee unterwegs. Aber eine so ungeregelte und nicht überwachte Form der Bootsfahrerei wie am Neusiedler See gibt es nirgends.“ Was er sich wünscht? „Mehr Kontrollen.“

„Selten wie ein Ferrari“

Die Kritik an rasenden E-Booten kann Bootshändler Wolfgang Maletschek aus Weiden am See nicht mehr hören, wie er sagt. „Dass ein starkes Motorboot am Neusiedler See fährt, ist so eine Seltenheit wie ein Ferrari im Straßenverkehr.“ Boote mit 100 kW würden selten verkauft. Grund dafür sei u. a. der Preis, der über 150.000 Euro liege. Dass es da oder dort den einen gebe, der sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält, sei nicht vermeidbar, sagt Maletschek. Auch er spricht sich für verstärkte Kontrollen in Hafennähe und am Hafen aus.

Laut Polizei gebe es solche Kontrollen ohnehin regelmäßig. Maximal 50 km/h dürfe man fahren. „Eine Geschwindigkeitsmessung mit Laserpistolen, wie bei den Autos, ist aber nicht möglich“, sagt Johannes Kollmann von der Landespolizeidirektion.

Kommt der Wasserpolizei ein Motorbootfahrer zu schnell vor, fahre er diesem nach. Mittels geeichtem Tachos lasse sich das Tempo des E-Boot-Fahrers messen. Anzeigen gibt es kaum. „Aber natürlich wird keiner rasen, wenn er die Polizei sieht.“

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