Betrieben soll Wasser bis zum Hals stehen

In der Thermengemeinde Lutzmannsburg ist das Wasser bei so manchem Beherbergungsbetrieb am Brodeln. Nachdem die Wirtschaftsservice Burgenland AG (WiBAG) im Vorjahr 25 Millionen Euro in die Sonnentherme und das Hotel Sonnenpark investiert hat, fürchtet man eine weitere Hoteleröffnung durch die WiBAG. Tourismusobmann Jürgen Rohrer ist erbost: „Die privaten Beherbergungsbetriebe haben bereits jetzt 20 Prozent weniger Gäste im Vergleich zu 2011.“
Die Gründe für die Flaute seien vielseitig. Zum einen sei die Wirtschaftskrise dafür verantwortlich, aber auch durch den Wegfall des „Silent Dome“ im Zuge der Thermensanierung seien seither 40.000 bis 50.000 Ruhesuchende ausgeblieben. „Ein weiteres Hotel würde für einige Unterkünfte den Todesstoß bedeuten“, sagt Rohrer.
Einige Hoteliers müssten ihre Arrangements bereits so günstig anbieten, dass sie wenigstens die Fixkosten decken können. „Wenn ich mit dem Preis um 40 Prozent runtergehe, kann ich auch 90 % Auslastung haben“, sagt der Tourismusobmann der eine Pension im Ort betreibt.
Es könne nicht sein, dass ein Leitbetrieb des Landes privaten Unternehmern Konkurrenz mache. Rohrer zieht dabei einen Vergleich zu den Landestankstellen, die seit einer Klage der Wirtschaftskammer nicht mehr vom Land geführt werden dürfen.
Acht Mio.€ sollen Rohrers Informationen zufolge in den Umbau des Hotels Vital Residenz, das im Eigentum der WiBAG steht und das derzeit geschlossen ist, investiert werden. Bei einer Aufsichtsratssitzung Anfang Juli solle der Ausbau zu einem 150-Betten-Hotel beschlossen werden, erklärt Rohrer.
Stichtag
WiBAG-Direktor Franz Kast will zu den Tagesordnungspunkten der Aufsichtsratssitzung nichts sagen. Man wolle als Stichtag den 5.Juli abwarten: „Das ist genau ein Jahr nach der Wiedereröffnung. Da werden wir uns die Zahlen anschauen.“
Einige Zahlen hat der Direktor jetzt schon parat. So hätten sich die Thermenein-tritte von rund 105.000 in den Monaten Jänner bis April des Vorjahres auf 144.000 im heurigen Jahr gesteigert.
Dieser Vergleich ärgert wiederum Rohrer: Die Therme habe im Vorjahr ab 10. April geschlossen, deshalb sei es unzulässig von einer solchen Steigerung zu sprechen. Das Argument Rohrers, dass die WiBAG das Land als Rückendeckung habe bzw. das Land im Ernstfall Ausfallshaftungen übernehme, will Kast nicht gelten lassen: „Die WiBAG hat am Markt die gleichen Bedingungen wie alle anderen auch.“
Das Minus von 20 Prozent an Übernachtungen führt Kast auf das negative Abschneiden zweier Betriebe im Ort zurück. „Das sind jene, die sich nicht auf Kleinkinder spezialisiert haben.“
Der Direktor räumt ein, die Zusammenarbeit sei in manchen Bereichen nicht optimal verlaufen. „Es kann sein, dass für Ruhesuchende etwas getan werden muss.“ Um Ruhe im Thermenort einkehren zu lassen, will man „ein Gespräch mit allen konstruktiven Partnerbetrieben führen.“
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