Ausgezeichnetes Projekt zur Integration von Flüchtlingen

Eine Gruppe von Menschen arbeitet gemeinsam in einem Gemüsegarten.
„Nachbarn helfen Nachbarn“ in Buchschachen. Bevölkerung hilft Flüchtlingen und bekommt Menschenrechtspreis.

Ein Bericht der Volksanwaltschaft sorgte vor Kurzem für Aufsehen. In der Expertise wurden die Wohnbedingungen in etlichen burgenländischen Asylunterkünften in den Jahren 2011 und 2012 kritisiert. Auch die Plattform Bleiberecht prangert immer wieder die desolaten Zustände in so mancher Unterkunft an (siehe Zusatzbericht). Dass es auch anders gehen kann, macht das Wohnprojekt Buchschachen im Südburgenland deutlich. Vier Familien aus Afghanistan, die einer religiösen Minderheit angehören und flüchten mussten, haben im 600-Seelen- Ort seit Ende des Vorjahres nicht nur ein Dach über dem Kopf gefunden.

Die Bewohner bemühen sich unter dem Motto „Nachbarn helfen Nachbarn“ auch redlich, dass die Familien in das Dorfleben integriert werden. VP-Bürgermeister Hermann Pferschy ist einer von ihnen. Der wohl prominenteste „Nachbar“ ist Helmut Pechlaner, ehemaliger Direktor des Tiergartens Schönbrunn.

„Das Wohnprojekt ist ein ,Best Practice Beispiel‘ für gelungene Integration“, sagt Gerlinde Grohotolsky von der Plattform Bleiberecht. Das Haus sei auch das einzige, das privat geführt werde und in dem sich die Flüchtlinge selbst versorgen können.

Selbstversorger

Die Familien – drei von ihnen gehören der Religion der Sikh an, eine dem Hinduismus – leben zum Teil vegetarisch. In der Küche ihres Quartiers – einem ehemaligen Jugendgästehaus, das von Amtsleiter Josef Fleck kostendeckend betrieben wird – können sie sich ihr Mahl selbst zubereiten. „In anderen Quartieren hört man oft von Problemen bei der Versorgung. Hier versorgen sich die Bewohner selbst“, so Pferschy.

Das Gemüse bauen sich die Flüchtlinge in Beeten, die ihnen von Bewohnern zur Verfügung gestellt wurden, zum Teil selbst an. „Wir haben Koriander, Tomaten, Zwiebel, Knoblauch und Kartoffel“, erklärt Soni Atar Singh auf Deutsch.

Dreimal pro Woche bekommen die Erwachsenen Deutschunterricht von einer Buchschachenerin, eine andere hilft den Kindern bei den Hausaufgaben. Auch Monika Prenner schaut öfters bei den Familien vorbei und hilft, wo sie nur kann.

Soni Atar Singh bringt es auf den Punkt: „Ich fühle mich wohl in Buchschachen.“

Auch die 15-jährigen Pavlin ist zufrieden. „Zuhause durften wir nicht in die Schule gehen. Jetzt können wir Deutsch, Englisch und Ungarisch lernen.“ Pavlin besucht die Neue Mittelschule in Markt Allhau, „die beste Schule, die es gibt“.

Der Bürgermeister weiß, dass die Integration der Aufklärung der Bevölkerung bedarf. „Durch Infoveranstaltungen konnten wir die Ängste ausräumen.“ Die Flüchtlinge hätten auch schon Streicharbeiten in der Gemeinde durchgeführt und Schnee geräumt, sagt Pferschy.

Für das Engagement der Bevölkerung gibt es am Dienstag eine Auszeichnung: Auf der Friedensburg Schlaining vergibt die Plattform Bleiberecht den Menschenrechtspreis „Umanity Award“ unter anderem an das Wohnprojekt Buchschachen.

Nicht alle Flüchtlingsunterkünfte im Burgenland würden so vorbildlich geführt wie jene in Buchschachen (siehe Bericht oben), davon weiß Plattform-Bleiberecht-Sprecherin Gerlinde Grohotolsky ein Lied zu singen. Vor allem im Südburgenland gebe es immer wieder Missstände. Ein Quartier in Aschau, Bezirk Oberwart, müsste ihrer Meinung nach sofort geschlossen werden.

„In dem Haus sind etliche kaputte Betten, verschimmelte Duschen und elektrische Leitungen, die nicht funktionieren“. Auch von Seiten der Diakonie weiß man von Missständen in dem Quartier zu berichten. Es habe „immer wieder etwas gegeben“, man habe auch die Landesregierung darüber informiert.

Die Betreiberin der Unterkunft ist derzeit nicht in Österreich, eine Verwandte wollte auf KURIER-Anfrage nichts dazu sagen.

Grohotolsky zeigt sich zwar zufrieden mit der Einrichtung eines neuen Flüchtlings-Referats im Land. „Die Ressourcen müssten aber aufgestockt werden.“

Dass es konkret in dem kritisierten Quartier Missstände gebe, will der designierte Leiter des Referates, Wolfgang Hauptmann, nicht bestätigen. „Es gibt aber immer wieder Quartiere, denen wir die Rute ins Fenster stellen.“ Es gebe aber derzeit kein Quartier im Land, das geschlossen werden müsste.

Immer wieder würden unangekündigte Kontrollen durchgeführt, auch durch das Innenministerium. Zum Wunsch der Plattform nach mehr Personal sagt Hauptmann: „Das Referat gibt es erst seit Frühjahr, die Personalstruktur ist im Wachsen.“

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