Neues Erdenreich: Wie aus Kompost Erde wie aus dem Amazonas wird

Von Vanessa Halla
Sogar aus Saudi Arabien reisen Experten nach Riedlingsdorf (Bezirk Oberwart), um die neue Pflanzenkohleproduktionsanlage der Firma Sonnenerde zu sehen.
Aber was ist das Besondere an dem riesigen "Werkl" mit dem Namen "Kohloss"?
Es ist die weltweit erste Gesamtanlage für die Produktion von Pflanzenkohle aus organischen Reststoffen der Kompostierung.
Erde zu erzeugen, die über Jahrtausende ihre Fruchtbarkeit behält, ist meine Mission.
Sonnenerde Riedlingsdorf
"Wir begrüßen fast wöchentlich Interessierte aus aller Welt", berichtet Gerald Dunst, der Mann, nach dessen Erfahrungswerten der "Kohloss" – so heißt die neue Anlage – gebaut wurde.

Gerald Dunst dürfte seine Mission erfüllt haben: die Produktion von bester Erde aus Kompost.
Dunst ist gebürtiger Steirer und gilt seit 40 Jahren als Experte für Erde. Seine Mission? "Wir wollen die fruchtbarste Erde der Welt herstellen, sie erforschen, entwickeln und dieses Wissen teilen."
Unternehmer mit Kompost
1998 kauft der Unternehmer als One-Man-Show die zwei Hektar große Kompostieranlage in Riedlingsdorf. "Niemand wollte damals etwas mit Kompost zu tun haben, die Anrainer haben sich wegen der starken Geruchsbelästigung beschwert und das Image von Kompost war kein Gutes – zu viel Plastik darin, zu viel Arbeit damit. Ich aber wollte immer nur eins, nämlich fertige Erde daraus machen, die beste Erde unter der Sonne", erzählt der Eigentümer des Unternehmens, das heute 30 Mitarbeiter auf dem mittlerweile fünf Hektar großen Firmenareal beschäftigt.

1998 kaufte Gerald Dunst die Kompostieranlage in Riedlingsdorf. Heute beschäftigt er 30 Mitarbeiter auf dem mittlerweile 30 Hektar großen Betriebsgelände.
Feuer und Flamme für Erde ist Gerald Dunst schon seit seiner Jugend. Der gelernte Gartengestalter studiert an der BOKU und arbeitet Anfang der 1980er Jahre für einen Biobauern.
"Der hat damals schon kompostiert und seine Erde, die war so anders krümelig, locker. Zu sehen, was alles aus dieser fruchtbaren Erde wachsen kann, hat mich die konventionelle Landwirtschaft hinterfragen lassen." Dunst wird zum internationalen Kompostberater, schreibt Fachbücher und berät Mitte der 1990er Jahre bereits 130 Landwirte.

30 Jahre später hat Gerald Dunst wieder eine "Maschine" entwickelt.
"Mein Vater hat mir einen Kompostwender nach meinen Ideen gebaut. Zwei Jahre hat er gebraucht. Damit bin ich zu den Feldern der Bauern gefahren, habe ihnen gezeigt, wie die Maschine funktioniert, ihren Kompost gewendet und anschließend noch Postkarten mit Verbesserungsvorschlägen geschrieben", erinnert sich der Erd-Pionier zurück.
30 Jahre später hat Gerald Dunst wieder eine "Maschine" entwickelt, die so noch nie jemand zuvor gebaut hat. Der "Kohloss" ist eine weltweit einzigartige Pyrolyse-Anlage, die Pflanzenkohle herstellt – und zwar aus wirklich jedem organischen Reststoff.

Im "Kohlross" werden organische Reststoffe zu Pflanzenkohle.
"Zwölf Jahre lang haben wir bei Sonnenerde mit einem Prototyp des Kohloss gearbeitet. Ich kenne alle Pyrolyse-Anlagen auf der Welt, bin dafür um die halbe Welt gereist. Mit diesen Erfahrungswerten konnten wir mit Projektpartnern unseren Kohloss bauen. Er verwandelt organische Reststoffe in Pflanzenkohle. Daraus werden dann bei Sonnenerde fertige Produkte wie Schwarzerde, Futterkohle für Tiere oder Düngemittel. Das gibt es so weltweit noch nicht."
Erde wie im Amazonas
Auf die Frage, warum er sich der Produktion von Pflanzenkohle verschrieben hat, antwortet der 59-Jährige: "Weil Pflanzenkohle der wesentliche Bestandteil der hochfruchtbaren Terra Preta ist, eine Indianer-Schwarzerde im Amazonasgebiet", sagt er.
Terra preta (portugiesisch für "schwarze Erde") beziehungsweise Terra preta de índio ("schwarze Indianererde") ist die Bezeichnung für einen fruchtbaren, im Amazonasbecken anzutreffenden anthropogenen Boden, genauer einen Pretic Anthrosol. Der Boden besteht aus einer Mischung von Holz- und Pflanzenkohle, menschlichen Fäkalien, Dung und Kompost, durchsetzt mit Tonscherben und gelegentlich auch Knochen sowie Fischgräten.
Aufgrund der Farbe und des Anteils an pyrogenem Kohlenstoff wird Terra preta, die „schwarze Erde“, auch als Indianer-Schwarzerde Amazoniens bezeichnet, ist aus bodenkundlicher Sicht aber keine Schwarzerde.
Quelle: Wikipedia
Diese gilt laut Dunst als "die fruchtbarste Erde der Welt und wurde nachweislich von Menschen hergestellt, und das bereits vor 5.000 Jahren oder noch früher. Gemeinsam mithilfe von Experten und Universitäten ist es uns gelungen, die Terra Preta zu entschlüsseln. Erde zu erzeugen, die über Jahrtausende ihre Fruchtbarkeit behält, das war und ist meine Mission. Und mit dem Kohloss gelingt das endlich."
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