30 Jahre „OHO“: Geschichte einer Aufregung

30 Jahre „OHO“:  Geschichte einer Aufregung
Das Offene Haus Oberwart feiert heuer seinen 30. Geburtstag. Wie aus einer "Haschbude" eine kulturelle Institution wurde.

Viel Idealismus, viel persönlicher Einsatz, viel Mut. All das stand am Anfang des Projektes. Wenn das „Offene Haus Oberwart“ heuer sein 30-jähriges Bestehen feiern kann, dann ist das auf die Vision des Nordburgenländers Horst Horvath zurückzuführen, der 1986 als „Arbeitsmarktbetreuer“ nach Oberwart kam. Er bezog sein Büro just gegenüber dem damaligen „Jugendhaus“. Das stand gerade vor dem Ende. Dank seines „unsäglichen Rufes, wie kaum etwas anderes davor und danach in der Oberwarter Gesellschaft“, wie es Wolfgang Horwath, heutiger Obmann des OHO, im Rückblick formuliert. Und dank eines beträchtlichen Schuldenberges. Doch Horst Horvath wollte das Projekt nicht sterben lassen.

Zunächst Gegenwind

„Natürlich gab es zu Beginn Gegenwind, weil das Haus den Ruf einer Haschbude gehabt hat“, erinnert sich Horvath. „Wobei ich immer gesagt habe, im Haus möchte ich das nicht haben, weil ich es grundsätzlich ablehne.“ Und er erhielt Unterstützung. Wolfgang Horwath, ebenfalls Nordburgenländer, hatte sich in der jungen Kunstszene etabliert. „Es war nahezu unmöglich, jener umtriebigen Person nicht zu begegnen, die mich einlud, im Beisl des Hauses meine Bilder auszustellen“, erinnert er sich an seine erste Begegnung mit Horvath. Künstler Peter Wagner, zuvor bereits an der Gründung des Jugendhauses beteiligt, vervollständigte das „Triumvirat“.

30 Jahre „OHO“:  Geschichte einer Aufregung

Wolfgang Horwath, Peter Wagner und Horst Horvath prägten das OHO von Beginn an.

Voll Tatendrang

Horst Horvath strotzte vor Tatendrang und wir sprühten vor künstlerischer Schubkraft“, erzählt Horwath. „Man kann sagen, dass man ohne Rücksicht auf Verluste agiert hat.“ Eingeladen wurden weitere Künstler , wie Komponist Wolfgang R. Kubizek oder Andreas Lehner. So rückte man der „Dürre im Bereich der zeitgenössischen Kunst in diesem Kulturraum“ zu Leibe, sagt Horwath: „Es gab keine Galerie, kein Theater, nichts, was auf Aktivitäten im zeitgenössischen Bereich hätte schließen lassen.“ Ebenfalls von Anfang an mit vollem Einsatz dabei waren Georg Hoanzl, Beatrix Rehm und Hedi Chaloupka.

Geldmangel

An künstlerischem Elan fehlte es nicht. An Geld sehr wohl. „Der Ferry Sauerzopf hat uns tausend Schilling als Unterstützung gegeben, was damals viel Geld war. Die sind gleich mal beim Finanzamt gelandet“, erzählt Horst Horvath. Deshalb begann man mit dem Betrieb eines Cafés, um Geld zu verdienen. 1988 wurde der Verein OHO gegründet. Im Zuge eines Renovierungskurses mit arbeitslosen Jugendlichen sanierte Horvath das Jugendhaus und eröffnete es 1989 als Offenes Haus Oberwart neu. Im ersten Jahr gab es 19 Konzerte, zwei Partys, fünf Ausstellungen, acht Kinderveranstaltungen, 15 Treffen und Vorträge, zwei Kabaretts, drei Seminare und neun Lesungen.

„Linie treu geblieben“

„Eine erste große Geschichte, mit der wir uns einen Namen gemacht haben, war das Projekt ,Naziherrschaft und was uns blieb‘“, erinnert er sich: „Und da hat es dann schon auch Hauptschuldirektoren gegeben, die bei uns angerufen oder uns geschrieben haben, wir sollten damit aufhören und endlich Ruhe geben.“ Doch die Aufregung legte sich.

Im Jahr 1999 trennte sich Horst Horvath von seinem „Baby“. Grund sei eine Diskussion über die grundsätzliche Ausrichtung und die Rollenaufteilung der beteiligten Personen gewesen. Kunsthaus, oder offen für alle Aktivitäten? „Natürlich haben wir auch viele Veranstaltungen abgehalten, die mit Kultur nichts zu tun gehabt haben, aber die waren halt da, um Geld zu verdienen“, so Horvath. „Wir haben das Haus ruhigen Gewissens schuldenfrei übergeben.“

Seither sei man „trotz ständiger Ups und Downs“, wie Obmann Wolfgang Horwath sagt, einer Linie treu geblieben: „Der zeitgenössischen Kunst eine Plattform zu geben. Auch wenn das nicht immer leicht war und bei finanziellen Engpässen dann oft die Forderung kam, sich mehr zu öffnen.“ Dass dem Haus auch öffentliche Anerkennung zuteil wird, freut den Obmann. So erhielt man den Österreichischen Kunstpreis für Kulturinitiativen 2013 und den Bank Austria Kunstpreis 2014.

Über Landesgrenzen hinaus

Heute habe das Offene Haus Oberwart die finanziellen Sorgen der Anfangsphase weitgehend hinter sich gelassen, sagt Geschäftsführer Alfred Masal. Auch dank Förderungen, die man erhalte. „Wir haben das gut im Griff.  Natürlich wünscht man sich immer ein bisschen mehr, hat höhere Ziele, aber im großen und ganzen stehen wir gut da.“

Dem Haus sei es gelungen, als bedeutende Plattform für zeitgenössische Kunst im Burgenland, weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu werden, ist Masal stolz. „Mit Theaterproduktionen, Kunstprojekten, Performances und dramaturgischen Ausstellungsprojekten, bei der Künstler aus der Region auch immer wieder mit nationalen und internationalen Künstlern zusammenarbeiten, ist das Haus mit der österreichischen Kunstszene gut vernetzt“, betont er. „Unsere  Eigenproduktionen haben einen professionellen Standard erreicht, der sich auch mit großen Häusern messen kann. Unsere derzeitigen Bemühungen laufen daraus hinaus, unsere internationalen Kontakte, die wir über verschiedene EU-Projekte schon geknüpft haben, weiter auszubauen. Damit schaffen wir einen Rahmen für einen befruchtenden künstlerischen Diskurs und neue künstlerische Innovationen.“

Man wolle sich weiter den gesellschaftlichen Fragen der Zeit stellen, sagt der Geschäftsführer. „Ein Haus der Kunst und Kommunikation bleiben. Ich würde noch das Wort Innovation hinzufügen.“

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