10.000 Wohnungen der OSG haben die "falsche" Heizung

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Mehr als die Hälfte aller Heizsysteme in Wohneinheiten der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft müssen auf erneuerbare Energien umgestellt werden.

Von Vanessa Halla

Dass es passieren muss, ist fix. Weil es das von der Bundesregierung 2023 dafür unterzeichnete Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) vorschreibt: Österreich muss bis zum Jahr 2040 den Ausstieg aus fossilen Heizungen (Kohle-, Öl- und Gasheizungen) vollziehen. 

Bereits seit 2023 dürfen in Neubauten keine Gasheizungen mehr verbaut werden. Auch das ist gesetzlich verankert.

Jetzt sind 15 Jahre für so manchen Hausbesitzer vielleicht noch eine „Da ist ja noch Zeit genug“-Spanne für die Umstellung seiner Heizung auf erneuerbare Energien. 

Für große Bauträger wie die gemeinnützige Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG), die nicht nur für ein Haus, sondern gleich für in Summe rund 18.500 Wohnungen und Reihenhäuser zuständig ist, muss die Zeitrechnung zur Vorplanung aber eine ganz andere sein.

40.000 Menschen wohnen in einer Wohnung oder einem Reihenhaus der 1951 gegründeten Oberwarter Siedlungsgenossenschaft. Das sind knapp ein Achtel aller Einwohner des gesamten Burgenlandes. Die OSG ist somit der größte Bauträger des Landes. 

Knapp 10.000 OSG-Objekte werden – Stand heute – noch mit Öl, Gas oder Strom, also mit fossilen Brennstoffen, beheizt. Das sind mehr als die Hälfte aller Wohneinheiten der OSG.

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Im Zuge ihres „Green Way“ setzt die OSG seit 2020 auf Bauen im Ortskern.

Der Siedlungsgenossenschaft steht also auf der Reise zum Ausstieg aus fossilen Heizungen in den kommenden 15 Jahren ein Mammutprojekt bevor. OSG-Geschäftsführer Alfred Kollar kennt die genauen Zahlen: „Wir haben aktuell rund 7.300 Wohnungen und Reihenhäuser, in denen mit Gas geheizt wird. Fünf unserer Wohnhäuser im Land werden sogar noch mit Öl geheizt.“

Stromheizungen sind ein Problem

Hinzu kommt noch ein anderer Brocken, den es zu stemmen gilt: Kollar: „Als ganz eigene Problemstellung haben wir außerdem noch rund 2.500 Wohnungen mit Stromheizungen. Diese Wohnungen haben ja keine Heizkörper in dem Sinn, also keine Leitungen. Da sind unsere Techniker zusätzlich gefordert, Pläne für eine grüne Zukunft zu entwickeln. Wir haben im Burgenland die größten Wohnungsbestände. Die Umstellung auf erneuerbare Energien wird also ein Mammutprojekt, keine Frage. Da sprechen wir von vielen Millionen im dreistelligen Bereich.“

Bereits seit 2020 hat die OSG mit dem „Green Way“ ihre Energiewende eingeläutet, um fossile Brennstoffe zu vermeiden. Seither wird grundsätzlich jedes von der OSG errichtete Wohnhaus mit einer Luftwärmepumpe oder – wo möglich – mittels Fernwärme beheizt. 

„Obendrauf“ gibt es seit damals auf jedem Neubau eine PV-Anlage zur Stromerzeugung. Vier bestehende Wohnhäuser im Land hat man in den vergangenen Jahren bereits mit einer PV-Anlage nachgerüstet.

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Kollar: „Das wird ein Mammutprojekt, keine Frage.“

Geschäftsführer Alfred Kollar dazu: „Die Nachfrage nach Strom von der eigenen PV-Anlage am Dach ist ehrlicherweise nicht so hoch, wie wir uns das gewünscht hätten. Nur knapp die Hälfte aller Mieter, die in einem Objekt mit PV-Anlage wohnen, beziehen auch tatsächlich den Strom davon. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, woran das liegt. Da müssen wir in Zukunft noch viel Informationsarbeit leisten, um unseren ,Green Way‘ auch in den Köpfen unserer Mieterinnen und Mieter zu verankern. Nämlich zu vermitteln: Ja, die Miete ist aufgrund der damit verbundenen Baukosten zwar etwas höher, aber unterm Strich lebt man übers Jahr günstiger, weil die Energiekosten niedriger sind.“

Pilotprojekt in Wolfau

Erste Maßnahmen zum geplanten Umstieg auf erneuerbare Energien setzt man bei der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft bereits jetzt. In einem Wohnhaus in der Gemeinde Wolfau gehen die Planungen für die Umstellung von Stromheizung auf Wärmepumpe bereits in die Endphase.

Wie das funktioniert, erklärt Geschäftsführer Kollar: „Das passiert in der Form, dass in eine abgehängte Decke die Heizungsleitungen verlegt werden und damit kann man dann auch heizen und zusätzlich kühlen. Die unmittelbaren Arbeiten werden gut eine Woche pro Wohnung dauern, dazu kommen noch die Nacharbeiten, vor allem die Malerarbeiten, die etwa ein bis zwei Wochen dauern werden.“

Das Wohnhaus in Wolfau sei knapp 30 Jahre alt, eine Sanierung stehe daher ohnehin an. Die Gesamtkosten schätzt Kollar auf 30.000 bis 35.000 Euro pro Wohnung – inklusive PV-Anlage.

„Die künftige Einsparung an Betriebs-, Instandhaltungs- und Wartungskosten erwarten wir in einer Größenordnung von rund 2.000 Euro pro Wohnung im Jahr gegenüber der Erneuerung der bestehenden Stromheizung“, rechnet Kollar vor. 

Als nächsten, wichtigen Schritt gelte es jetzt, die Möglichkeiten von Förderungen durch Bund und Land zu ermitteln.

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