Barbara klebt Dir eins

Ein gelbes Schild mit Piktogrammen verschiedener Freizeitaktivitäten und ein Plakat mit der Aufschrift „Was darf ich hier überhaupt machen?“.
Mit ihren Plakaten gibt "Barbara" die passende Antwort auf Verbotsschilder und sexistische Graffitis.

Während in Wien im Moment Street Art mit einem gewissen Puber in Verbindung gebracht wird, macht sich in der beschaulichen Stadt Heidelberg bei unseren deutschen Nachbarn gerade jemand einen Namen: Barbara.

Barbara sprayt nicht, sie klebt. Plakate. Am liebsten eine Antwort auf Verbots- und Hinweisschilder, aber auch für sexistische und homophobe Tags wie "Hure", "Penis" oder "Bryam ist schwul" hat sie (oder er, so genau weiß man das nicht) einen passenden Spruch parat. Mal kritisch, mal amüsant, aber immer unterhaltsam. Das scheint nicht nur den Heidelbergern zu gefallen, innerhalb von weniger als einem Monat fanden sich knapp 5.000 Fans auf Facebook. Über Facebook beantwortete Barbara dem KURIER auch ein paar Fragen.

KURIER: Was hat Dich zu Deiner "Zettelantwortserie" inspiriert?
Barbara: Die vielen Botschaften im öffentlichen Raum provozieren Reaktionen und ich verleihe gerne meinen Gedanken Ausdruck. Meine Arbeit besteht aber nicht nur aus Antworten. Ich stelle auch Fragen oder schreibe was mich beschäftigt.

Stören Dich die Verbots- und Hinweisschilder auf den Straßen?
Es ist ein Hassliebe. Manches finde ich widerlich, wie zum Beispiel: "Eltern haften für ihre Kinder" oder "don`t be a maybe" auf den Marlboro Plakaten. Aber ohne diese Botschaften gäbe es keinen Grund für meine Arbeit. Das fände ich dann doch schade.

Barbara in Heidelbergs Straßen

Auf einer Bank befinden sich Graffiti und ein Aufkleber mit dem Text „Obwohl du offensichtlich ein bemitleidenswerter Vollpfosten bist…“.

Ein Schild mit Verbotssymbolen und ein Zettel mit der Aufschrift „Was darf ich hier überhaupt machen?“.

Zwei Schilder warnen: „Betreten der Baustelle verboten!“ und „Haftandrohungen gegen Eltern verboten!“.

Auf einer roten Tür befinden sich Graffiti und ein Aufkleber mit der Aufschrift „Ich hab die Vermutung, dass du ein trauriges Arschloch bist, kann das sein?“.

Ein Betonpfeiler mit Graffiti und einem Plakat mit der Aufschrift „Typen wie du sind ein Grund, warum ich Plakate klebe.“.

Auf einem Backsteinpfeiler hängen Schilder, darunter eines mit der Aufschrift „Barbie auch!“.

Ein Schild an einem Brückengeländer mit dem Text: „Manchmal denke ich beim Masturbieren an Schokolade. Barbara.“.

Ein Schild der Agentur für Arbeit mit einem obszönen Aufkleber darunter.

Ein Schild verbietet das Ankleben von Plakaten, darunter hängt ein Zettel mit der Aufschrift „Dieser Befehlston verletzt meine Gefühle.“.

Auf einer Wand steht mit Kreide geschrieben „Jesus liebt Dich!“, darunter ein Aufkleber mit der Aufschrift „Jesus hasst Kreide!“.

Ein Aufkleber mit der Aufschrift: „Jesus war eine russische Lesbe. Und schwul.“.

Auf einer Wand steht das Wort „Penis“ und ein Zitat von Barbara: „Diesen Quatsch würde ich mit keinem Kommentar würdigen.“.

Ein Schild verbietet das Ankleben von Plakaten, während ein anderes das Annageln erlaubt.

Ein Plakat mit dem Text: „Meine Nachbarn haben gestern so laut gebumst, ich musste erstmal meinen Porno lauter drehen.“

Ein Schild verbietet das Betreten des Grundstücks und Ballspiele auf der Grünfläche; darunter ein Protestplakat.

Ein Schild mit dem Zitat: „Ich könnte viel glücklicher sein, wenn mir die Realität nicht ständig reinpfuschen würde.“ hängt vor der Agentur für Arbeit.

Ein Schild am Flussufer fordert „Frauen und Kinder zuerst!“, kritisiert aber auch Sexismus.

Ein an einem Baum befestigtes Plakat mit der Aufschrift „Wie mag es sich nur anfühlen, einen Polizisten zu küssen?“, im Hintergrund ein Polizeiwagen.

Eine lila Matratze mit einem Gedicht mit dem Titel „Ode an eine Matratze“.

Auf einem Pfeiler sind Schilder mit den Aufschriften „Du musst deine“, „Ausfahrt freihalten!“, „Ich muss meine“ und „Freiheit aushalten“ angebracht.

Ein Schild warnt, dass dieses Gebäude 24 Stunden videoüberwacht wird, darunter hängt ein satirischer Kommentar zur „DEO ÜBERWACHUNG“.

Was willst Du den Menschen mit deinen Botschaften sagen?
Ich sage oder schreibe Dinge die mich beschäftigen und freue mich über jede/n die/der sich dafür interessiert.

Gibt es zuviel Verbotsschilder in der Stadt?
Deutsche lieben Schilder. Ich glaube das ist in Österreich auch nicht viel anders. Ich fände es interessant wenn die Verwaltungen auch mal Hinweise aufhängen würden wie: "Du wirst geliebt" oder "Entschuldigung, dass unser System so Familienunfreundlich ist" oder auch "Die Stadt Wien wünscht ihnen einen wunderschönen Tag". Die meisten Schilder, oder allgemein die Botschaften im öffentlichen Raum, enthalten zumeist Verbote, Befehle oder Aufforderungen zum Kauf von Irgendetwas.

Wer oder Was ist Barbara?
Ich bin Barbara.

Bist Du nur in Heidelberg unterwegs oder auch in anderen Städten?
Ich bin bei jeder Gelegenheit unterwegs, liebe es fremde Städte zu erkunden und hinterlasse überall gerne meine Spuren.

Warum verwendest Du Zettel anstatt Spraydosen?
Ich liebe Papier und habe ein geradezu zärtliches Verhältnis zu meinem Drucker.

Link: Barbara auf Facebook.

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