Präparatoren und ihr ganzer Stolz

Der US-Fotograf Mike McGregor ist zwar mit der Jagd aufgewachsen, aber immer wenn die Jagdsaison losging, war er mit etwas anderem beschäftigt, erzählt er im Interview mit dem KURIER. Vor Kurzem lernte er dann einen Tierpräparator kennen, der ihn in sein Atelier einlud. Eine Verbindung zwischen Jägern und Künstlern, die McGregor früher schon gespürt hatte, wie er sagt, kristallisierte sich langsam heraus.
In Jays Atelier war eine ganze Wand mit hunderten Ausschnitten aus Naturbüchern versehen. Die Vergangenheit dieser Tiere wurde plötzlich sichtbar, sobald er ihren Gesichtsausdruck veränderte. Fast um zu erzählen, wie gerade dieses Tier auf seiner Werkbank gelandet ist. Die Beziehung zwischen Präparator und Tier war es, der McGregor in seiner Fotoserie auf den Grund gehen wollte.
Das Interview mit US-Fotofraf Mike McGregor finden Sie unterhalb der Bildleiste.
Fotoserie: Porträts von Präparatoren
US-Fotograf Mike McGregor im Interview
KURIER: Wie sind Sie auf die Idee zu dieser
Fotoserie gekommen?
Mike McGregor: Ich wollte die Gemeinsamkeiten zwischen der Kunst des Fotografierens und der des Präparierens erforschen. Mich hat aber auch die Beziehung zwischen Tierpräparatoren und ihren Werken interessiert.
Und welche Ähnlichkeiten gibt es?
Für einen Grizzlybären braucht man in etwa fünf Stunden, um seine Krallen und die passende Ausstattung hinzubekommen und weitere fünf Stunden, um ihn zu kämmen. Ähnlich wie meine Stylisten bei einem Modeshooting.
Nein im Ernst... Ich hätte nie gedacht, dass man mehr Zeit damit verbringt, sich Gedanken über die Beziehung zwischen Jäger und Tier zu machen, als die Haut in Form zu bringen und dann zum nächsten Projekt überzugehen.
Wie war die Stimmung während dem Shooting?
Das sind einige der besten Präparatoren der Welt und sie haben wahnsinnig viel zu tun. An manchen Tieren haben sie bereits mehr als ein Jahr rund um die Uhr gearbeitet. Aus diesem Grund war jeder darauf bedacht, so effizient wie möglich vorzugehen. Gleichzeitig steht bei allen Qualität an oberster Stelle. Sie schätzen ihre Arbeit und wollen, dass alles perfekt aussieht. Das sind jedenfalls keine Kurpfuscher – der Ausdruck auf den Fotos ist echt und spiegelt ihre Charaktere wieder.
Was war das Beeindruckendste oder Verrückteste, was Sie während dieser Zeit gesehen haben?
Der Elefant war definitiv das schockierendste Objekt. Das beinahe menschengroße Ohr war aber auch das Verrückteste, das ich gesehen habe. Elefanten werden ja zum Glück kaum mehr gejagt, daher ist so etwas auch ein ganz besonderes Privileg für einen Präparator. Bevor ich mit diesem Projekt begonnen habe, hätte ich nie gedacht, dass diese Tiere immer noch gejagt werden, aber ich wurde schnell belehrt, dass die eingezogenen Gebühren dem Erhalt und der Verwaltung der Tierbevölkerung zugutekommen.
All die Leute, die ich fotografiert habe, waren auch sehr bedacht darauf, dass erwähnt wird, dass sie nur mit legal gejagten Tieren arbeiten.
Sind Tierpräparatoren irgendwie speziell? Wie würden Sie diese Berufsgruppe und ihre Arbeit beschreiben?
Auf einem Topniveau sind sie bestimmt speziell, da ihr Handwerk eine ungewöhnliche Mischung aus Naturkunde und Kunstfertigkeit ist. In unserer Gesellschaft werden Menschen oft dazu gebracht, sich zwischen diesen beiden Interessensgebieten zu entscheiden. Jemanden zu finden, der beides beherrscht, ist also nicht so leicht. Sie neigen dazu sehr seriös und engagiert zu sein. Im besten Fall sind Tierpräparatoren Künstler, die sowohl ein Tier häuten als auch etwas kreieren können, das Emotionen weckt.
Kommentare