Runtastic hat einen runtastischen Lauf absolviert

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Unternehmen aus dem ländlichen Pasching von einem deutschen Sportgiganten gekauft wird. Um 220 Millionen Euro haben die Mehrheitseigentümer und Firmengründer von runtastic ihre Anteile an adidas verkauft.
Die Software-Erfolgsgeschichte
Der jüngste Akt des Startup-Unternehmen runtastic wurde am Mittwochabend publik. Der deutsche Sportartikelhersteller adidas legte für die Softwareschmiede 220 Millionen Euro auf den Tisch. Zum Vergleich: Als der Axel Springer Verlag 2013 50,1 Prozent von runtastic übernahm, wurde der Wert des Unternehmens auf 22 Millionen Euro beziffert. Die Gründer Florian Gschwandtner, Alfred Luger, Rene Giretzlehner und Christian Kaar wurden zu Millionären.

Bild: Rene Giretzlehner, Christian Kaar, Florian Gschwandtner und Alfred Luger
Mit dem Verkauf an adidas reiht sich ein weiteres Kapitel in die Erfolgsgeschichte, die 2009 begann. In diesem Jahr gründeten die Absolventen der Fachhochschule Hagenberg das Unternehmen ein wenig "blauäugig", wie Gschwandtner in einem früheren Interview erklärte. Mit einer Software, die es Läufern ermöglicht, ihre Strecken aufzuzeichnen, via GPS mitzuverfolgen und auf Landkarten darzustellen, haben die damals 26-Jährigen eine Marktnische entdeckt. Viele hätten ihnen abgeraten, runtastic zu gründen, aber einige wiederum glaubten an das Projekt und unterstützen die angehenden Entrepreneure. Seit 2011 ist runtastic profitabel, im Jahr 2012 wies das Unternehmen eine Bilanzsumme von über zwei Millionen Euro aus.
Richtung Silicon Valley
Es folgten Neuerungen für die klassische Lauf-App, die sich auf das Design sowie die Navigation auswirkten. 2013 wurde das Programm 100 Millionen Mal heruntergeladen, 2015 waren es bereits 140 Millionen App-Downloads. Die Anzahl der Nutzer - aktuell 70 Millionen registrierte User - wuchs ständig, so auch das Unternehmen. 120 Mitarbeiter aus 20 Nationen arbeiten für das Unternehmen, zum allergrößten Teil sitzen sie in der Zentrale in Pasching, ein paar in Wien und San Francisco. Mit dem Büro nahe dem Entrepreneur-Hotspot Silicon Valley hat man sich vorgenommen, den US-amerikanischen Markt durch Verbindungen zu Google, Facebook und Apple zu erobern.

An insgesamt 18 Programme haben die Unternehmer seit der Gründung gebastelt, alle aus dem Bereich Fitness und Gesundheit. Neben dem begehrtesten Produkt, der Lauf-App, finden sich im Portfolio auch das "Ernährungsquiz" und "Libra", das in Verbindung mit der "Libra"-Waage Körperfett, Gewicht und andere Werte messen kann. Doch auf Sport-Apps beschränkt sich runtastic schon lange nicht mehr. Mittlerweile wird ebenfalls Sportzubehör wie ein Armband oder ein Pulsgurt online und in Geschäften angeboten.
Neue App Ende des Jahres

Auf dem eigenenruntastic-Blogschreibt Gschwandtner, dass ihnen der Deal mit adidas helfen wird, die nächste Stufe im Geschäft zu erreichen. Man wolle den Mitgliedern mit der Partnerschaft im Bereich Fitness und Gesundheit noch mehr ermöglichen. Runtastic soll innerhalb von adidas weiterhin eine Einheit bleiben, heißt es. Optimierungen würden folgen und am Ende des Jahres soll eine neue App präsentiert werden. Außerdem werde auch die Internationalisierung weiter vorangetrieben, verkündet Gschwandtner.
Auch eine Sicherheitslücke 2013 - die Software hat Daten des Nutzers unverschlüsselt an die Server von Runtastic übermittelt - konnte die Erfolgsgeschichte des oberösterreichischen Unternehmens nicht stoppen. Die vier Gründer aus Oberösterreich sind nun am Höhepunkt angelangt, oder: Runtastic hat runtastischen Lauf absolviert.
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