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Was tun gegen trockene Luft im Wohnraum?

Vor allem im Winter setzt die beheizte, trockene Luft unserem Organismus zu und reizt die Schleimhäute. „Trockene Schleimhäute sind eingeschränkt in ihrer Funktion und können Fremdkörper, Viren und Bakterien nicht von den Luftwegen fern halten. Das macht uns anfälliger für Krankheiten, da unser Immunsystem nur eingeschränkt funktionieren kann“, erklärt Allgemeinmedizinerin Susanne Steindl.

Optimaler Lebensraum für Viren

Zudem überleben Grippeviren in trockener Luft länger als in Räumen mit höherer Luftfeuchtigkeit. „Das erklärt auch, warum wir gerade im Winter anfälliger für Erkältungen sind“, sagt Steindl. Aber nicht nur die Schleimhäute trocknen aus, sondern auch die Haut selbst. Es kann zu Juckreiz, Rötungen, Spannungsgefühlen und sogar zu vermehrter Schuppenbildung an der Kopfhaut kommen. Auch die Augen können darunter leiden.

Wann ist Luft zu trocken?

Ideal für den Körper ist eine Wasserdampfsättigung der Luft von 40 bis 60 Prozent. Der Mensch hat allerdings keinen Sensor für Luftfeuchtigkeit oder spürt, wenn die Luft zu trocken wird. „Nur Extreme, wie ein subtropisches Klima, spüren wir“, sagt Innenraumanalytiker Felix Twrdik.

Er empfiehlt einen Thermohygrometer, was nichts anderes ist als eine digitale Wetterstation, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit der Wohnung misst. „So ein Gerät kostet nicht viel, misst aber für den Zweck ausreichend genau und bietet eine gute Orientierung“, sagt Twrdik. Anhand dieser Werte sollte man im Fall von zu trockener Luft Maßnahmen setzen.

Kontinierlich-  statt Stoßheizen

Richtiges Heizen schont nicht nur das Klima und die Heizkostenabrechnung, sondern wirkt sich auch auf die Luftfeuchtigkeit aus. „Man sollte nicht überheizen. Denn mit jedem Grad mehr empfinden wir die Luft als trockener“, sagt Twrdik. Ideal sind um die 21 bis 22 Grad Innentemperatur.

Dabei ist ein kontinuierliches Heizen bei geringer Temperatur besser als Stoßheizen bei hohem Energiepegel. So kann sich die gesamte Wohnung besser aufheizen und weniger Energie wird verschwendet.

Früher, das zeigen Aufzeichnungen, haben wir Menschen um einige Grad kälter gewohnt. „Mit den Jahrzehnten wollen wir in immer wärmeren Räumen leben und arbeiten. Wir ziehen uns keinen Pulli mehr an, sondern heizen lieber ein, weil es bequemer ist. Was sich aber ungünstig auf die Luftfeuchtigkeit auswirkt und zudem Energie verschwendet“, betont Experte Twrdik.

Wie das Raumklima verbessern?

Durch Lüften, denken viele. „Lüften ist gut, um das Kohlendioxid der Atemluft sowie Schadstoffe abzutransportieren“, sagt Twrdik. Die abgestandene Luft wird durch frische ersetzt. Aber gegen zu trockene Luft im Inneren helfe das in der kalten Jahreszeit nicht, im Gegenteil: An sehr kalten und trockenen Tagen sinkt die relative Luftfeuchtigkeit dadurch sogar noch weiter.

Denn kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen als warme. „Kalte Luft, die von draußen kommt und im Raum aufgeheizt wird, ist spürbar trockener. Und je mehr man heizt, desto trockener fühlt sie sich an.“

Trotz allem sollte man natürlich regelmäßig lüften und zwar stoßweise. „Bei ständig gekippten Fenstern, also einer geringen aber andauernden Belüftung, kühlt die Gebäudesubstanz aus. Die Wände werden kalt während weiterhin die Heizung läuft. Das kann zu Schimmel führen“, warnt Twrdik.

Bewohner produzieren Feuchtigkeit

Den Großteil der Feuchtigkeit in Innenräumen produzieren wir selbst, indem wir duschen, kochen, nasse Wäsche zum Trocknen aufhängen und schwitzen. Allein im Schlaf transpiriert und atmet jeder von uns bis zu einem Liter Feuchtigkeit aus. Wer nun denkt, den Wasserdampf vom Duschen oder Kochen einfach für die eigenen vier Wände nutzen zu können, um Trockenheit zu bekämpfen, liegt falsch.

Denn diese extrem feuchten Luftschwaden können sich an kalten Stellen, etwa hinter Möbeln an Außenwänden, niederschlagen und dort ebenfalls zu Schimmelbefall führen. Vor allem bei mehr als 60 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit vermehren sich die Pilzsporen besonders gut.

„Die kurzzeitig erhöhte Luftfeuchtigkeit, die beim Kochen oder Duschen entsteht, sollte unbedingt durch anschließendes Lüften nach draußen abtransportiert werden – auch im Winter“, sagt Innenraumanalytiker Twrdik.

Alternative: Luftbefeuchter

Sie verdampfen oder verdunsten Wasser und verteilen es im Raum. Experten sehen die Geräte aber kritisch. „Die Geräte sind schwer staubfrei und kalkfrei zu bekommen. Reinigt man sie nicht regelmäßig, werden sie zu regelrechten Keimschleudern. Das ist dann auch wieder kontraproduktiv“, sagt Twrdik. Desinfektionsmittel oder Aromaöle, die man für die Geräte nutzt, können wiederum Allergien auslösen.

Anders ist die Sache beim elektrischen Verdampfer, hier wird das Wasser bis zum Siedepunkt erhitzt, das heißt die Gefahr der Bakterien oder Algenbildung ist bei diesen Geräten gering. Die gute alte Wasserschale auf der Heizung ist übrigens nicht so effektiv, bringt aber immerhin einen kleinen Effekt. Aber auch sie muss regelmäßig gereinigt und gewechselt werden.

Viel Trinken

„Das einfachste und wahrscheinlich das wichtigste Mittel, unsere Schleimhäute feucht zu halten, ist das Trinken“, sagt Allgemeinmedizinerin Steindl. Das bestätigt auch Twrdik:„Wenn man sich die angesprochenen Tipps zum Heizen und Lüften zu Herzen nimmt und ausreichend trinkt, reicht das im Prinzip, um gut über den Winter zu kommen. Nur besonders empfindliche Menschen brauchen zusätzliche Luftbefeuchtung.“

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