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Tödliche Hunde-Keime und Co.: Die skurrilsten Medizinfälle des Jahres

Skurrile Medizin-News erreichten uns heuer aus Australien: Dort fand ein Mann ein Päckchen Drogen in seiner Nase wieder. Nachdem es fast 20 Jahre dort gesteckt hatte. Das Nasenmilieu könnte dazu beigetragen haben, die Hülle des Päckchens über die Jahre intakt zu halten, spekulieren die Mediziner. Ein großes Glück, denn wäre der Ballon geplatzt, hätte dies unschöne Folgen für den Patienten haben können.

Erst dieses Jahr bekannt wurde der Fall eines Mannes, der bereits im Herbst vor drei Jahren seinen Hausarzt mit mysteriösen Beschwerden aufsuchte. In den drei Monaten zuvor hatte sich der 43-jährige Schotte ständig müde gefühlt. Auch um seine Atmung war es nicht gut bestellt – er hatte ständig das Gefühl, außer Atem zu sein. Röntgenaufnahmen der Brust und eine Blutuntersuchung brachten schließlich die Diagnose: Hypersensitivitätspneumonitis. Dabei handelt es sich um eine mit Husten, Atemnot und Müdigkeit einhergehende Erkrankung, die durch eine Sensibilisierung und nachfolgende Überempfindlichkeit auf Umweltantigene, etwa Bakterien oder Pilze in der Luft, verursacht wird. Also eine Allergie. Im Fall des Patienten hatten Staub in Enten- oder Gänsefedern, die in seiner Bettwäsche gefunden wurden, die Krankheit ausgelöst.

Es ist eine dramatische, beinahe unglaubliche Geschichte: Ein 63-jähriger Mann aus Bremen wurde von seinem eigenen Hund geleckt - nicht gebissen, nicht gekratzt, nur berührt. Daraufhin verschlechterte sich sein Zustand derart, dass er auf der Intensivstation vom Roten Kreuz Krankenhaus in Bremen behandelt werden musste. Trotz bestmöglicher Therapie starb er schließlich an multiplem Organversagen.

Auch dieser Medizinfall sorgte für Schlagzeilen: Eine 60-jährige Israelin musste im Krankenhaus aufgrund von akuten Herzproblemen behandelt werden, weil sie zuvor versehentlich große Mengen Wasabi-Paste verspeist hatte. Sie hatte die hellgrüne Creme mit Guacamole, die aus ähnlich grünen Avocados hergestellt wird, verwechselt. Hauptbestandteil von Wasabi-Creme ist hingegen Japanischer Meerrettich, der sich durch extreme Schärfe auszeichnet.

In einer Ausgabe des Fachblatts BMJ Case Reports berichteten Mediziner heuer von einem bizarren Fall: Bei einer 31-jährigen Portugiesin wanderte ein in den Arm eingesetztes Hormonimplantat bis in die Lunge.  Das Verhütungsstäbchen war 2017 implantiert worden, die Frau hatte bereits zuvor jahrelang mittels Hormonstäbchen verhütet. Nachdem das alte Implantat durch ein neues Stäbchen ersetzt wurde, traten bei der 31-Jährigen jedoch Zwischenblutungen auf.  Besorgt wandte sie sich an ihren Gynäkologen, der daraufhin das Implantat entfernen und erneut einsetzen wollte. Doch es war aus dem Arm der Patientin verschwunden. Ein Röntgen brachte Licht ins Dunkel: Das Stäbchen war in die Lunge gewandert.

Acht Tage lang steckte eine Zahnteilprothese im Hals eines Mannes – diese war während einer Operation verrutscht.  Demnach suchte der 72-jährige Brite die Notaufnahme auf, weil er Schluckbeschwerden hatte und Blut hustete. Im Krankenhaus wurden Röntgenaufnahmen der Brust angeordnet, die Diagnose: Lungenentzündung. Die behandelnden Ärzte schickten ihr daraufhin mit Antibiotika und anderen Medikamenten nach Hause. Erst ein erneuter Krankenhausbesuch und eine weitere Röntgenaufnahme brachten die wahre Ursache für die Beschwerden des Mannes ans Licht: Sein künstliches Gebiss – eine Teilprothese und drei falsche Zähne – waren in den Rachen gewandert.

Über den Fall einer erworbenen Fleischallergie und einen möglichen auslösenden Faktor - einen Zeckenstich - berichtete Mitte Mai ein Autorenteam von MedUni Innsbruck, der Veterinärmedizinischen Universität Wien und von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Bei einer erworbenen Fleischallergie kann es zu einer anaphylaktischen Reaktion auf alpha-gal nach dem Konsum von rotem Fleisch - Rind, Schwein oder Lamm -, nicht aber nach dem Essen von Geflügel oder Fisch kommen. Im beschriebenen Fall war der Patient 51 Jahre alt. Nachdem der Patient ein Steak gegessen hatte, trat bei ihm ein Nesselausschlag auf. Zuvor war er von einer Zecke gebissen worden.

Es gilt als jenes Vitamin, von dem viele Menschen zu wenig haben: Vitamin D. Fast jeder Zweite leidet in lichtarmen Monaten an einem Mangel. Nicht so ein 54-jähriger Mann: Dieser kehrte mit stark erhöhten Creatinin-Werten im Blut von einem Badeurlaub in Südostasien zurück, wie Experten in einem Fachbericht im Canadian Medical Association Journal (CMAJ) schrieben. Creatinin (auch Kreatinin) ist ein Stoffwechselprodukt, das über die Nieren und den Urin ausgeschieden wird. Es hat keine besondere Bedeutung für den Organismus, wird aber zur Überprüfung der Nierenfunktion verwendet. Die erhöhten Werte deuteten bei dem Patienten jedenfalls auf Nierenversagen hin.

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Nachdem der Mann an einen Spezialisten überwiesen wurde, stellte dieser Hyperkalzämie fest – verursacht durch eine Vitamin-D-Überdosis. Hyperkalzämie bezeichnet eine Erhöhung des Kalziumspiegels (von über 2.6 mmol/l) im Blut. Die Regulation dieser Konzentration erfolgt unter anderem über Vitamin D. Es stellte sich heraus, dass dem Mann vorbeugend eine relativ hohe Dosis Vitamin D verschrieben wurde. Der behandelnde Arzt empfahl dem Mann wohl, bis zu acht Tropfen täglich zu sich zu nehmen. Zweieinhalb Jahre lang nahm der Mann das Ergänzungsmittel wie empfohlen– und damit insgesamt 8.000-12.000 IE (Internationale Einheiten) pro Tag – ein. Offenbar bestand bei ihm jedoch gar keine Mangelerscheinung. Infolgedessen entwickelte er einen sehr hohen Kalziumspiegel im Blut, was zu erheblichen Nierenschäden führte.

Ein einfacher Zahnstocher wurde heuer einem jungen Mann zum Verhängnis. Der 18-Jährige hatte den kleinen Spieß versehentlich verschluckt, wie Mediziner in einem Fallbericht im The New England Journal of Medicine schilderten. Durch den Verzehr eines Sandwiches war der zweieinhalb Zentimeter lange Holzspieß in den Körper des Mannes geraten und durch weite Teile seines Verdauungstraktes gewandert – ohne Schaden anzurichten. Schließlich perforierte der Stocher jedoch die Darmwand und eine Arterie, wodurch Bakterien in den Blutkreislauf gelangten. Zudem löste der Stocher schwere innere Blutungen aus.  Bei einer Darmspiegelung entdeckten sie schließlich die Ursache seiner Schmerzen.

Stellen Sie sich vor, Sie wachen morgens auf und können die Stimme des anderen Geschlechts nicht mehr hören. Klingt absonderlich – einer Chinesin ist dieses Jahr aber genau das passiert. Wie internationale Medien berichteten, war die Frau mit einem Klingeln im Ohr und Übelkeitssymptomen ins Bett gegangen. Als sie am Morgen aufwachte, konnte sie ihren Freund nicht mehr hören, als dieser mit ihr sprach. Im Qianpu Krankenhaus angekommen wurde sie von Hals-Nasen-Ohren-Spezialistin Lin Xiaoqing behandelt. Xiaoqing diagnostizierte bei ihrer Patientin schließlich einen Niederfrequenz-Hörverlust. Dabei handelt es sich um ein seltenes medizinisches Phänomen, bei dem Betroffene niederfrequente Töne nicht mehr hören können. Laut Daily Mail ist Schätzungen zufolge nur einer in 13.000 Menschen davon betroffen.

Wie dramatisch sich Fehlernährung auf die Gesundheit auswirken kann, zeigte in diesem Kalenderjahr ein Fall in Großbritannien. Dort musste ein 17-Jähriger wegen unwiederbringlichem Sehverlust behandelt werden. Im Zuge der Behandlung stellten die Ärzte in der britischen Stadt Bristol fest, dass sich der Teenager seit dem Abgang von der Volksschule ausschließlich von Pommes, Chips und weißem Brot ernährt hatte. Gelegentlich habe er auch Fleisch zu sich genommen. Der angeordnete Bluttest legte schließlich gravierende Vitaminmängel und andere körperliche Schäden durch die jahrelange Fehlernährung offen.