Covid-19-Patient stirbt nach 890 Tagen an Lungenmaschine
Von Anita Kattinger
Ein außergewöhnlicher Fall eines Covid-19-Patienten wurde jetzt aus New Jersey, USA, bekannt. Der 74-jährige Marc Lewitinn starb nach 850 Tagen an der Beatmungsmaschine am 23. Juli im Palisades Medical Center in North Bergen an einem Herzinfarkt. Der Fall wurde jetzt erst publik, als die Familie Krankengeschichte und Tod bestätigte.
Wie die New York Times berichtet, sind zwar keine umfassenden Statistiken darüber bekannt, wie lange Coronavirus-Patienten an der Beatmungsmaschine überlebt haben, aber Mediziner gehen davon aus, dass der Fall von Lewitinn eine tragische Höchstmarke sein könnte. In der Fachliteratur würden Patienten erwähnt, die länger als drei Monate überlebt haben: Ein Patient in Alabama machte 2021 Schlagzeilen, als er nach 187 Tagen von der Beatmungsmaschine genommen wurde.
Zu Beginn der Pandemie infiziert
Warum Letwinn so lange überleben konnte, hat nicht nur mit der Weiterentwicklung der Therapie bei einer Infektion mit Covid-19 zu tun: "Er hatte einen langen und schwierigen Weg", so Abraham Sanders, einer seiner Ärzte am Weill Cornell College. "Er war ein starker Mann und profitierte von einer hochentwickelten medizinischen Versorgung."
Als Risikopatient ist der 74-Jährige Lungenkrebs-Patient zu Beginn der Pandemie zu Hause geblieben: Doch bald fühlte er sich eingeengt, nach dem Besuch eines Kaffeehauses in der Nähe seines Hauses fühlte er sich am 25. März 2020 lethargisch. Ein Pulsoxymeter zeigte einen Blutsauerstoffgehalt von nur 85 Prozent an. Noch in der selben Nacht wurde er positiv auf Covid-19 getestet. Sechs Tage später, als sein Sauerstoffgehalt weiter sank, beschlossen die Ärzte, ihn zu intubieren und in ein Koma zu versetzen.
Die Ärzte gingen damals von einer Lebenserwartung von wenigen Tagen aus: Vor allem in den ersten Monaten der Pandemie lag die Überlebensrate für intubierte Covid-19-Patienten bei rund 50 Prozent, auch für jüngere und gesündere Patienten als Lewitinn.
"Sie kamen mit dem iPad nach draußen und fragten uns, ob wir ihm einfach Morphium geben und ihn auf natürliche Weise sterben lassen wollten", erzählt sein Sohn Albert Lewitinn. "In einem Gruppen-FaceTime-Gespräch forderten wir meinen Vater auf zu kämpfen. Wir haben uns nicht verabschiedet, sondern gesagt: 'Kämpfe weiter, Dad, du wirst wieder gesund.'"
Bekannter Geschäftsmann in NY
Lewitinn stabilisierte sich und erholte sich von Covid-19, aber blieb zu geschwächt, um vom Beatmungsgerät abgenommen zu werden. Nach sechs Monaten wurde er aus dem Koma geholt und schließlich in ein anderes Krankenhaus verlegt, das näher an seinem Wohnort in New Jersey lag.
In New York galt Lewitinn als bekannter Geschäftsmann, der an der Upper West Side eine Mischung aus Pfandleihe, Filmverarbeitung, Elektronikreparatur und Juwelier-Geschäft betrieb. John Lennon, der in der Nähe wohnte, kam gelegentlich vorbei. Das Geschäft verkaufte er 1981 und stieg später ins Immobilien-Geschäft und in den Kunsthandel ein.
Lewitinn war ein eifriger Unterstützer Israels und jüdischer Anliegen. Er sammelte Geld für äthiopische Juden, die als Flüchtlinge aus ihrem Land flohen. 1995 verklagte Lewitinn die ägyptische Regierung, um die Freigabe mehrerer Thora-Rollen, Gebetsbücher und anderer religiöser Gegenstände zu erwirken, die in den späten 1950er Jahren von der jüdischen Gemeinde des Landes beschlagnahmt worden waren. Später ließ er die Klage fallen.