Wissen/Gesundheit

Affenpocken: Wie jetzt Impfstoff beschafft werden soll, 12 Fälle in Italien

Angesichts der ungewöhnlichen Verbreitung von Affenpocken dringt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwar auf verschiedene Maßnahmen, sieht aber keinen Grund für eine Alarmstimmung. „Das ist keine Krankheit, die die Öffentlichkeit besorgt machen sollte. Es handelt sich nicht um Covid“, sagte WHO-Expertin Sylvie Briand in Genf bei einem Briefing für WHO-Mitgliedsländer. Nichtsdestotrotz sollten die Staaten Erkrankte schnell erfassen und die Betroffenen isolieren.

Die WHO geht davon aus, dass die meisten Fälle mild verlaufen. Allerdings hätten Schwangere, Kinder und Menschen mit schwachem Immunsystem ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf. "Wir haben ein gutes Zeitfenster, die Übertragung nun zu stoppen", sagte Briand. Unklar sei aber, wie groß die Lagerbestände an Impfstoffen gegen Pocken seien, die auch gegen Affenpocken helfen dürften.

Die WHO rechnet mit einer weiter steigenden Zahl von Fällen. Die Affenpocken seien inzwischen in mehr als 20 Ländern aufgetreten. "Wir wissen nicht, ob wir gerade nur die Spitze des Eisbergs sehen", so Briand. Zur Ursache der aktuellen Entwicklung gibt es nach bisherigen Angaben noch keine klaren Erkenntnisse.

Impfung nur für ganz spezielle Fälle

In der EU wird inzwischen an einem gemeinsamen Einkauf von Impfstoffen und Medikamenten gegen die Affenpocken gearbeitet. Wie eine Sprecherin der EU-Kommission am Freitag in Brüssel bestätigte, wurde mit den Mitgliedstaaten ein breiter Konsens darüber erzielt, dass die neue EU-Behörde zur Vorsorge von Gesundheitskrisen (Hera) so bald wie möglich medizinische Abwehrmittel beschaffen soll. Das genaue Verfahren werde in den nächsten Tagen mit den Mitgliedstaaten festgelegt. Zugleich betonte die Sprecherin, dass eine Affenpocken-Impfung auf ganz konkrete Fälle beschränkt sein werde, da die Übertragbarkeit und das Risiko des Virus nicht mit Covid-19 vergleichbar seien.

In Italien ist die Gesamtzahl der Affenpocken-Fälle am Freitag auf zwölf gestiegen, während ein weiterer Fall noch untersucht wird. Dies teilte das Gesundheitsministerium in Rom mit. Das Oberste Gesundheitsinstitut in Rom hat eine Expertengruppe eingerichtet, die sich gezielt mit den Affenpocken auseinandersetzen wird.

In Österreich gibt es nach wie vor nur einen diagnostizierten Fall von Affenpocken.

Die Affenpocken wurden unterdessen auch in Lateinamerika nachgewiesen. Bei einem Mann in Argentinien sei das Virus bestätigt worden, teilte das Gesundheitsministerium des südamerikanischen Landes am Freitag mit. Der Mann aus dem Großraum Buenos Aires war Anfang Mai in Spanien und entwickelte nach seiner Rückkehr nach Argentinien Symptome wie Fieber und Hautbläschen an verschieden Körperstellen. Nach einer Untersuchung in einem Krankenhaus kam er in Quarantäne.

Der Mann hat die erste nachgewiesene Infektion mit Affenpocken in Lateinamerika. Zudem gibt es einen neuen Verdachtsfall bei einer Person aus Spanien, die derzeit in Argentinien zu Besuch ist. Ein weiterer Verdachtsfall wurde aus Bolivien gemeldet. Die Proben des Patienten wurden ebenfalls zur Untersuchung in ein Labor in Argentinien geschickt.