Wirtschaft

Wintermode für Hunde: Ein Mantel von der Wiener Maßschneiderin

Die Nähmaschine rattert über wetterfesten Tweed. Davor hat Nicole Raker an ihrem vierbeinigen Modell Maß genommen – Rückenlänge, Hals-, Brust- und Taillenumfang. Unter der Marke „sorglos“ fertigt die gebürtige Hamburgerin nahe dem Wiener Prater höchst erfolgreich Hundemäntel nach individueller Statur. Sie ist bis Mitte April 2020 ausgebucht.

Nicht nur Wintermode für dünnhäutige Hunde liegt im Trend, die ganze Haustier-Branche erlebt einen Aufschwung, zahlreiche Fachgeschäfte und Online-Shops ent- und bleiben bestehen.

Alle Inhalte anzeigen

„Ich könnte das Vielfache verkaufen, aber ich bin limitiert“, sagt die Kleinunternehmerin. Sie setzt mit Schere, Nadel und Faden seit mehreren Jahren auf Qualität, Funktionalität und auf die Gesundheit ihrer Klienten. Luxus muss nicht sein.

Ihr Schnittmuster ist inzwischen so ausgereift, dass es sich auf jede Körperform übertragen lässt – auf federleichte Chihuahuas mit großem Kopf über Französische Bulldoggen, die zu Wirbelsäulenproblemen neigen, bis zu Deutsch Kurzhaar, die viel Beinfreiheit brauchen.

Alle Inhalte anzeigen

Mit der ersten Anprobe ist es fast geschafft. Dann ist klar, wie eng der Kragen sein darf, wo die Löcher für Leine und Brustgeschirr hingehören und wie lang der Rückenteil sein muss, um die Laufmuskulatur warm, die Rute aber frei zur Kommunikation zu halten. Raker hat alles routiniert im Griff.

Alle Inhalte anzeigen

Hunde-Pyjama

Kleine Hunde kleidet sie ab 80 Euro ein. „Ich könnte in einer Boutique im 18. Bezirk für einen Mantel 400 Euro verlangen“, sagt die Selfmade-Schneiderin. Die Bereitschaft der Tierfreunde, mehr für ihren Liebling auszugeben, steige ständig. Für die „sorglos“-Chefin heißt das: Es gibt keinen Saisonschluss mehr.

Auf den schicken Kälteschutz folgen Regenmäntel, Pullover und Pyjamas. Dazwischen bleibt kaum Zeit für die Accessoires, die Raker ebenfalls aus Handarbeit anbietet (sorglos-manufaktur.com): Praktische Leckerlitaschen, kuschelige Reisedecken oder Poopbagholder für die Gackerl-Sackerl.

„Ich würde gerne mal Pause machen“, sagt die Landschaftsarchitektin, die komplett auf Hund umgesattelt hat. Das geht sich derzeit nicht aus: „Ich will den Boom nützen.“