Wiener-Börse-Chef: Bekenntnis zur Rechtssicherheit notwendig
Der Chef der Wiener Börse, Christoph Boschan, betonte die Notwendigkeit von Rechtssicherheit, nachdem Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) eine Gewinnabschöpfung bei teilstaatlichen Stromfirmen ins Spiel gebracht hat und verweist auf Möglichkeiten bei Dividendenpolitik und -verwendung. Nötig sei ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zur Rechtssicherheit am Investitions- und Wirtschaftsstandort Österreich - nicht zuletzt um weiteren Schaden an Staatsvermögen abzuwenden.
Kurse von Verbund und EVN stark gesunken
Eine Erklärung zum Thema Gewinnabschöpfung ist für ihn, dass es sich um eine sprachliche Unschärfe handelt. Bei Aktiengesellschaften könne der Gewinn als Dividende ausbezahlt werden. Darüber entscheidet beispielsweise im Falle des Verbunds die Eigentümerin, also die öffentliche Hand selbst, in deren Besitz der Verbund zu rund 80 Prozent steht. Über die Verwendung der Dividende könne sie im eigenen Ermessen entscheiden und sie etwa an die Bürgerinnen und Bürger weitergeben. Bei den Investoren seien Bedenken entstanden, dass darüber hinaus in Eigentumsrechte eingegriffen werden könnte. Ein erheblicher und anhaltender Vermögensverlust sei die Folge.
Die Kurse der beiden teilstaatlichen börsennotierten Energieversorger Verbund und EVN sind massiv gesunken und haben deutlich an Marktwert verloren. Beide Unternehmen sind zu rund 80 Prozent in Besitz der öffentlichen Hand.
Umsetzung des Regierungsprogramms
Die Wiener Börse ist stark von internationalen Investoren geprägt, so stammten beispielsweise rund 80 Prozent des Handelsumsatzes im ATX per Ende März 2022 von internationalen Handelsmitgliedern.
Boschan und die stellvertretende Aufsichtsratschefin der Wiener Börse, Angelika Sommer-Hemetsberger, forderten heute, Dienstag, im Rahmen der Jahrespressekonferenz auch die Umsetzung des Regierungsprogramms bei Kapitalmarktthemen, wie die KESt-Befreiung bei einer Behaltefrist von mehr als einem Jahr. Puncto Behaltefrist sei man mit dem Finanzministerium in ständigem Austausch auf allen Ebenen und hoffe, dass sie möglichst rasch umgesetzt werde, so Boschan. Versuchen sollte man auch, die Gold-Plating-Aktivitäten zu reduzieren, so Sommer-Hemetsberger. Gestärkt werden müsse zudem die Finanzbildung.