Wirtschaft

Wie ein Sporthändler am Markt fightet

Kürzlich ging durch die Gazetten, dass die Österreich-Tochter des britischen Sporthändlers Sports Direct erstmals in die Gewinnzone geschafft hat. Seit 2013 ist der britische Diskonter in Österreich tätig, seither wurden jährlich Verluste geschrieben; 2014/15 und 2015/16 sogar mehr als je 40 Millionen Euro. Sieht man sich den aktuellen Jahresabschluss genauer an, ist Sports Direct hierzulande von einem Gewinn weit entfernt.

Sports Direct hat in Österreich zwar einen bilanziellen Gewinn erzielt, dass es sich um einen operativen Gewinn handelt, ist jedoch anzuzweifeln“, meint ein heimischer Wirtschaftsprüfer. Den Hinweis gibt ein Satz im Jahresabschluss: „Stark positiv auf die Ertragslage wirkt sich die mit unserer Muttergesellschaft getroffene Verrechnungspreisvereinbarung aus, wonach die österreichische Gesellschaft eine fixe EBIT-Marge … erhält.“

Oder einfacher gesagt: Egal wie groß ein Verlust ist, die Mutter gleicht ihn mittels entsprechend niedrigerer Einkaufspreise aus. Ein eindeutiger Hinweis ist der überproportional gesunkene Wareneinsatz. Lag dieser 2016 noch bei 57 Prozent des Umsatzes, waren es im Vorjahr nur 45 Prozent.

Steuerung über Preis

„Ohne diese Vereinbarung wäre das Ergebnis 2016/17 möglicherweise um zehn bis 15 Millionen Euro schlechter gewesen“, so der Experte, und damit wäre wieder ein Millionenverlust eingefahren worden. Tatsächlich weist der Jahresabschluss 2016/17 einen Umsatzrückgang von rund sieben Prozent auf 132,5 Millionen Euro und beim Ergebnis einen Turnaround von minus 44,4 Millionen Euro auf plus 681.900 Euro aus. Das sei aber so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen, sagt der Experte.

Hinter dieser „nicht ganz unüblichen Strategie“ dürften die Steuerbehörden stehen, sagt der Wirtschaftsprüfer. Denn diese werden skeptisch, wenn ein Unternehmen auf Dauer Verluste schreibt, da es sich um Steuervermeidung beziehungsweise Gewinnverschiebung handeln könnte. Gewinn oder Verlust lassen sich gut über Einkaufspreise steuern, Sports Direct sah sich offenbar dazu gedrängt, endlich Gewinne auszuweisen.

Restrukturierung

Dass das Unternehmen tatsächlich an einer Restrukturierung arbeitet und nicht vorsätzlich Verluste schreibt, ist nicht von der Hand zu weisen. Drastisch reduziert haben sich die „Sonstigen betrieblichen Aufwände“, in die sämtliche Kosten, die nicht Material und Personal betreffen, fallen, sprich Mieten, Managergehälter, IT-Kosten etc. Diese gingen um 13 Millionen Euro zurück.

Darüber hinaus sanken die Personalkosten um mehr als sieben Millionen Euro – Sports Direct hat in Österreich 2016/17 fast ein Viertel der Mitarbeiter abgebaut. Die Zahl sank von 1294 auf 997, was laut dem Wirtschaftsprüfer ebenfalls überproportional in Bezug auf die Filialschließung ist.

Aufschlussreich ist auch der Konzernabschluss der Mutter. 2016/17 lag der Umsatz bei 3,245 Mrd. Pfund, am Heimmarkt Großbritannien machte das Unternehmen 157,4 Millionen Pfund Gewinn, auf allen Auslandsmärkten zusammen 69,2 Millionen Pfund Verlust. „Das Konzept funktioniert in Großbritannien, aber nicht überall auf den Auslandsmärkten“, so der Wirtschaftsprüfer.

Gängige Praxis

In der Branche sei das eine gängige Praxis, bestätigt ein Experte aus der Sportartikelindustrie. „Die Preise werden oft nachher festgelegt, damit sich ein Gewinn ausgeht, das machen mehrere Unternehmen so.“ Es handle sich quasi um eine Subventionierung durch die Mutter, oder anders ausgedrückt um eine Verlustverschiebung, damit man von den Steuerbehörden nicht eine „auf den Deckel“ bekomme. Zwar habe Sports Direct einige Standorte aufgelassen und Mitarbeiter abgebaut, doch wirke sich das im ersten Jahr in der Regel nicht positiv auf das Ergebnis aus, weil auch hier Kosten anfallen würden.

Sports Direct hat sich laut Gernot Kellermayr, Präsident des Verbands der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ), seit dem Markteintritt nicht sehr verändert. „Es ist ein Diskonter, der Massenware wie in ganz Europa anbietet und nicht auf die Bedürfnisse österreichischer Kunden eingeht.“ Sports Direct könne zwar nicht so innovative Produkte und kompetente Beratung wie Fachhändler anbieten, wohl aber das Sortiment etwas drehen und ein, zwei kompetente Verkäufer in jedes Geschäft stellen. Durch die Markteintritte von Diskontern wie XXL und Decathlon werde es für Sports Direct enger. Kellermayr: „Die haben das bessere Sortiment und den stärkeren Werbedruck.“

Sports Direct wollte sich zu Fragen des KURIER nicht äußern.