Wirtschaft

Thomas Cook-Pleite: Flug-Tochter Condor braucht Geld von deutscher Regierung

Der Ferienflieger Condor, der zu Thomas Cook gehört, versicherte kurz nach Bekanntwerden der Insolvenzpläne, dass der Flugbetrieb weitergehe. „Condor-Flüge werden weiterhin durchgeführt, obwohl die Muttergesellschaft Thomas Cook Group Insolvenz eingereicht hat“, heißt es in einer Mitteilung vom frühen Montagmorgen. „Um Liquiditätsengpässe bei Condor zu verhindern, wurde ein staatlich verbürgter Überbrückungskredit beantragt. Dieser wird derzeit von der Bundesregierung geprüft.“ Die Airline beschäftigt rund 3000 Mitarbeiter und hat eine Flotte von 53 Jets.

Unmittelbar vom Zusammenbruch von Thomas Cook betroffen sind etwa 600.000 Touristen. Eine Finanzierungsbitte des britischen Reisekonzerns über 150 Millionen Pfund (knapp 170 Millionen Euro) hat die britische Regierung  abgelehnt. „Das ist natürlich eine Menge Steuergeld und stellt, wie die Menschen anerkennen werden, eine moralische Gefahr für den Fall dar, dass Unternehmen künftig mit solchen wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert werden“, sagte Premier Boris Johnson der britischen Agentur PA.

Nach Angaben des Senders BBC hatte die britische zivile Luftfahrtbehörde CAA für den Notfall bereits am Sonntag zahlreiche Flugzeuge bereitgestellt. Damit laufe die „größte zivile Rückholaktion überhaupt“ an, um rund 150.000 britische Urlauber aus verschiedenen Ländern nach Hause zu holen. Die Aktion trägt nach BBC-Angaben den Codenamen „Matterhorn“. In der Nacht seien bereits die ersten Flugzeuge zu verschiedenen Zielen gestartet.

Schlechte Air-Berlin-Erfahrung

Von der deutschen Bundesregierung war am Wochenende keine Stellungnahme zu erhalten gewesen, ob es Vorbereitungen gebe, Zehntausende deutsche Thomas Cook-Touristen  nach Deutschland zurückzuholen. Im Vorfeld der Insolvenz hielt sich die Bundesregierung bedeckt, wohl auch mit Blick auf die schlechten Erfahrungen bei der insolventen Air Berlin.

Thomas Cook war in den vergangenen Jahren immer wieder in Schieflage geraten. Der jüngste Preiskampf im Reise- und Fluggeschäft kam erschwerend hinzu, ebenso wie die anhaltende Unsicherheit um den Brexit, die die Urlaubsfreude der britischen Kundschaft dämpft.

Zuletzt hatte Thomas Cook mit den Gläubigern und Fosun – die chinesische Unternehmensgruppe ist bereits an dem Reisekonzern beteiligt – noch den Rettungsplan über 900 Millionen Pfund vorbereitet.

Nach den gescheiterten Verhandlungen teilte der chinesische Mehrheitseigner Fosun auf der Webseite von Tencent Finance mit: „Fosun Travel ist enttäuscht, dass die Thomas-Cook-Gruppe nicht in der Lage war, eine praktikable Lösung für ihre vorgeschlagene Rekapitalisierung mit anderen Partnern, wichtigen Kreditgebern, führenden Investoren und zusätzlich beteiligten Parteien zu finden.“