Stromkonzern Verbund erwartet bis zu zwei Milliarden Euro Gewinn
Von Martin Meyrath
Österreichs größter Stromkonzern Verbund hat im ersten Halbjahr weiterhin von den international hohen Strompreisen verdient. Der Konzern hat den Nettogewinn um 152 Prozent auf 817 Millionen Euro gesteigert (siehe Grafik). Für das gesamte Jahr erwartet der Verbund einen Gewinn von bis zu zwei Milliarden Euro.
Die steigenden Großhandelspreise werden von den Versorgern an die Endverbraucher weitergegeben. Der Verbund hat die Preise im Mai erhöht. Um die Konsumenten zu entlasten hat der Konzern ein Paket mit einmaligen Gutschriften aufgelegt und die Mittel zur Unterstützung vulnerabler Gruppen erhöht.
Darüber hinaus sieht Verbund-Chef Michael Strugl vor allem die Politik in der Pflicht. "Dort, wo Existenzen bedroht sind", müssten die Regierungen in ganz Europa "entsprechende Maßnahmen" setzen. Direkte Markteingriffe dürften dabei aber nur die "Ultima Ratio" sein. Das am Mittwoch von der Regierung angekündigte Modell einer "Strompreisbremse", bei dem ein Grundbedarf pro Haushalt staatlich gefördert wird und darüber hinaus Marktpreise gelten, hält Strugl für gangbar.
Auch eine oft geforderte Entkoppelung des Strompreises vom Gaspreis bezeichnete Strugl als "durchaus sinnvoll", sie könnte aber nicht einzelstaatlich, sondern nur "in einem europäischen Gleichklang" erfolgen.
Dividende an öffentliche Hand
Die Debatte um Gewinnabschöpfungen hält der Verbund-Chef hingegen für "ein Stück weit eine populistische Diskussion". Denn der Verbund gehört zu 51 Prozent der Republik Österreich und zu weiteren 30 Prozent regionalen Energieversorgern, die wiederum in Landeseigentum sind. Die Gewinne fließen deswegen weitgehend an die öffentliche Hand zurück. Insgesamt will der Verbund 2023 für das laufende Geschäftsjahr 1,2 Milliarden Euro Dividende ausschütten (inklusive einer Sonderdividende von 400 Millionen Euro), die Hälfte davon geht an die Republik. Rechnet man die Steuern dazu, verdient der Staat etwa eine Milliarde Euro an dem Unternehmen.
Etwa die Hälfte der heurigen Gewinne soll ausgeschüttet werden, der Rest soll für Investitionen in die Energiewende genutzt werden. Für erneuerbare Energieerzeugung, Netze und Speicher hat der Verbund in den Jahren 2022 bis 2024 3,1 Milliarden Euro budgetiert.
Aktie gibt leicht nach
So gut die Zahlen sind, Anleger hatten sich offenbar mehr erhofft. Die Verbund-Aktie gab in Folge der Veröffentlichung um mehr als drei Prozent ab. Dieser Verlust relativiert sich aber stark insofern stark, als die Aktie im letzten Jahr etwa 30 Prozent an Wert zugelegt hat. Über fünf Jahre betrachtet hat sie sich im Wert vervielfacht (Plus 572 Prozent).