Wirtschaft

"Sportartikelhändler können sich nicht mehr durchwurschteln"

Was die Preisschlachten im Sportartikelmarkt   betrifft, spielt Österreicher nun in einer neuen Liga. Es sind die Billigketten aus dem Ausland, die für Wirbel sorgen. Nach XXL Sports kommt nun auch der größte Sportartikeldiskonter der Welt, die französische Decathlon-Gruppe, nach Österreich, die Sportschuhe zu Kampfpreisen wie zehn Euro in den Markt drückt. Geschätzte 90 Prozent der Artikel werden unter Eigenmarken verkauft, sind also bei keinem anderen Händler erhältlich und preislich damit auch nicht vergleichbar. Ein Konzept, das auch Diskonter wie Sports Direct fahren.

In Österreich aber mit mäßigem Erfolg. Glaubt man aktuellen Branchenzahlen, darf sich Intersport die Siegerkrone aufsetzen, was die Umsatzzuwächse im Fachhandel angeht. Laut Berechnungen der Branchenzeitung SAZ haben die Intersport-Händler ihren Marktanteil binnen eines Jahres von 26 auf 33 Prozent ausgebaut. Der Umsatz ist im Geschäftsjahr 2016/17 (per Ende September) um 15 Prozent auf 505 Millionen Euro gestiegen, auch dank neuer Standorte. „Die Hälfte des Wachstums haben wir aber auf gleicher Fläche geschafft“, betont Intersport-Chef  Mathias Boenke. Die große Eröffnungswelle sei vorbei, heuer will er nur drei bis vier neue Geschäfte eröffnen. Wachstumschancen sieht Boenke im Verleihgeschäft. Schon jetzt haben von rund 280 Standorten 180 ein Verleihservice. Neben Ski werden vor allem E-Bikes ausgeliehen.

Polarisierung am Markt

Die Zweitstärksten am Markt sind die Sport-2000-Händler, denen sich 2017 laut Geschäftsführer Holger Schwarting  knapp 30 zusätzliche Händler angeschlossen haben. Die meisten von ihnen sind Spezialisten, etwa fürs Rad- oder Laufgeschäft. „Es gibt eine Polarisierung zwischen dem preisgetriebenen Diskont und dem beratungsintensiven Geschäft der Spezialisten, in dem wir uns bewegen“, erläutert Schwarting. „Die Zeiten, in denen man sich irgendwo dazwischen durchwurschteln konnte, sind vorbei.“

Im Vorjahr haben die Sport-2000-Händler mit insgesamt 357 Geschäften knapp 490 Millionen Euro umgesetzt. Auch das neue Jahr ist für die Gruppe, die stark in den Wintersportorten vertreten ist, dank perfekter Schneeverhältnisse und des frühen Ostertermins gut angelaufen.
Die Nummer drei am Markt bleibt mit einem geschätzten Marktanteil von einem Fünftel der zur Spar-Gruppe gehörende Händler Hervis. Der britische Sportartikeldiskonter Sports Direct kommt nicht einmal auf halb so viel Marktanteil. Wie viel sich der neue Mitbewerber XXL Sports schon vom Umsatzkuchen geholt hat, wurde offiziell noch nicht erhoben. Branchenkenner gehen von maximal zwei bis zweieinhalb Prozent aus. Allerdings hat der norwegische Händler auch erst zwei Filialen in Wien sowie eine in Linz.

2,6 Milliarden Euro

In Österreich werden laut Branchenschätzungen rund 2,6 Milliarden Euro für Sportartikel ausgegeben, davon 1,7 Milliarden im Sportfachhandel. Letzterer kämpft mit der Konkurrenz von Monobrand-Stores, Diskontern  und Online-Händlern. Die Pro-Kopf-Ausgaben sind mit 300 Euro im Jahr fast drei Mal so hoch wie in Deutschland, werden allerdings zu einem guten Teil von  den Einkäufen der Touristen angekurbelt.