Lufthansa streicht wegen Pilotenstreik 800 Flüge
Die AUA-Mutter Lufthansa streicht wegen des angekündigten Pilotenstreiks am Freitag nahezu ihr komplettes Programm. Es fallen an den Drehkreuzen München und Frankfurt rund 800 Flüge mit voraussichtlich 130.000 betroffenen Passagieren aus, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.
Der ganztägige Streik führe zu starken Auswirkungen auf den Flugbetrieb in der Hauptrückreisezeit zum Ende der Schulferien in mehreren Bundesländern. Auch am Donnerstag sowie am Samstag und Sonntag könne es zu Flugausfällen kommen.
Am Flughafen Wien sind von dem Streik vier Flüge von und nach Frankfurt betroffen. „Die Auswirkungen halten sich am Standort Wien in Grenzen“, sagt dazu ein Flughafen-Sprecher. Flüge von Wien nach München finden am Freitag nach derzeitigem Stand wie geplant statt. Informationen zu möglichen Flugausfällen am Wochenende liegen dem Flughafen Wien nicht vor.
Der Airport empfiehlt Reisenden, sich auf der Website ihrer Fluglinie über den aktuellen Flugstatus zu informieren. Auf die AUA hat der Pilotenstreik bei der Lufthansa auch keine Auswirkungen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. AUA-Flüge finden wie geplant statt, darüber hinaus sei die Airline bemüht, ihre Kapazitäten zu erhöhen, um Ausfälle bei der Lufthansa auszugleichen.
Kein Verständnis
Die Gesellschaften Eurowings und Eurowings Discover sind von dem Streikaufruf nicht betroffen und sollen planmäßig fliegen. Auch Lufthansa-Flüge von nicht-deutschen Startpunkten finden statt, sofern Flugzeuge und Crews bereits im Ausland sind.
Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat die Piloten der Kerngesellschaft wie auch der Frachttochter Lufthansa Cargo zu einem ganztägigen Streik aufgerufen.
Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann forderte die VC zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Er sagte laut Mitteilung: "Uns fehlt jedes Verständnis für den Streikaufruf der VC. Die Arbeitgeberseite hat ein sehr gutes und sozial ausgewogenes Angebot gemacht - trotz der nachwirkenden Lasten der Coronakrise und unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft." Die Eskalation gehe zulasten tausender Kunden und Kundinnen.
Laut Lufthansa würden die Forderungen der VC die Personalkosten im Cockpit um 40 Prozent erhöhen. Zuletzt habe das Unternehmen eine Erhöhung der monatlichen Grundvergütung um pauschal 900 Euro angeboten. Bezogen auf die Laufzeit von 18 Monaten würde das Zuwächse von 18 Prozent für Berufsanfänger und 5 Prozent für Kapitäne in der Endstufe ergeben, teilte die Lufthansa mit. Ein Berufsanfänger käme dann unabhängig vom Flugzeugtyp auf ein Jahresbruttogehalt von rund 81.000 Euro und ein Kapitän in der Endstufe auf knapp 289.000 Euro Grundgehalt.
Die Forderungen der Gewerkschaft
Die VC hatte neben 5,5 Prozent mehr Geld in diesem Jahr einen automatisierten Ausgleich oberhalb der Inflation ab 2023 verlangt. Dazu kämen eine neue Gehaltstabelle sowie mehr Geld für Krankheitstage, Urlaub und Training. Auf eine Laufzeit von zwei Jahren würde das eine Mehrbelastung von 900 Mio. Euro bedeuten, erklärte die Lufthansa. Die VC wollte sich zu diesen Zahlen nicht äußern.
"Um Arbeitskämpfe abzuwenden, muss Lufthansa ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen", erklärte VC-Tarifchef Marcel Gröls. Offizieller Anlass des Arbeitskampfes sind die aus Sicht der Gewerkschaft gescheiterten Verhandlungen über einen neuen Gehaltstarifvertrag. Im Hintergrund schwelt zudem ein Konflikt über die Konzernstrategie.
Die VC hatte sich in der Vergangenheit die Zahl von 325 Flugzeugen garantieren lassen, die ausschließlich von den rund 5.000 Kapitänen und Ersten Offizieren geflogen werden durften, die dem Konzerntarifvertrag unterlagen. Die Lufthansa hatte diese Vereinbarung unter dem Eindruck der Coronakrise gekündigt, sich nun aber bereit gezeigt, die Flottengarantie wiederzubeleben. In welcher Größenordnung blieb unklar.