Paket-Zusteller im Dauerstress: Bis zu 200 Packerl täglich
In der Weihnachtszeit werden pro Tag bis zu eine Million Pakete in Österreich zugestellt. Das sorge für hohen Arbeitsdruck bei den Paket-Zustellern, kritisiert die Dienstleistungs-Gewerkschaft vida. So müsse ein Zusteller bis zu 200 Pakete pro Tag ausliefern. Bei Paketboten, die als Selbstständige arbeiten, gebe es "ein hohes Ausmaß von Selbstausbeutung", sagte vida-Gewerkschafter Karl Delfs der Austria Presse Agentur (APA). Für sie gibt es keine Arbeitszeitbeschränkung. Österreichweit würde rund die Hälfte der Paketzusteller "in sehr prekären Beschäftigungsverhältnissen" arbeiten, schätzt Delfs.
Logistik-Firmen würden immer stärker auf Selbstständige mit Gewerbeschein via Subunternehmen setzen. Für private Paketzusteller gilt der Kleintransporteure-Kollektivvertrag und für die teilstaatliche Österreichische Post der Post-KV.
Kassenprüfung gefordert
Der Gewerkschafter fordert wegen der gestiegenen Zahl von Scheinselbstständigen eine Krankenkassenprüfung der Paketbranche. Die Krankenkasse müsse von sich selbst aktiv werden, nicht nur bei einzelnen Beschwerden, so Delfs. Er drängt auf eine Gesetzesinitiative, damit Scheinselbstständigkeit "nicht so leicht" möglich ist. Kritik übt die Gewerkschaft auch am heuer eröffneten Amazon-Verteilzentrum in Niederösterreich, weil dort überwiegend Leiharbeiter beschäftigt seien. In Kürze will Amazon ein zweites Verteilzentrum in Wien-Liesing eröffnen. GPA-djp-Geschäftsführer Karl Dürtscher fordert eine Verordnung des Sozialministeriums, um die Anzahl der Leiharbeiter bei Amazon zu beschränken.
Mehr Beschwerden
Vor Weihnachten häufen sich auch die Beschwerden über Zustellprobleme, wie Maria Semrad vom Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ) in Wien bestätigt. "Die Beschwerden nehmen zu, weil es mehr Paketzustellung gibt", so Semrad. Zu den Problemen zählen etwa beschädigte oder verlorene Pakete, fehlende Benachrichtigungszettel oder Nicht-Zustellung wegen angeblicher Abwesenheit. In Streitfällen interveniere man für die Verbraucher beim Händler, so die Konsumentenschützerin.