Wirtschaft

Online-Apotheken wollen auch rezeptpflichtige Arzneien liefern

Langes Anstellen in der Schlange, Abstand halten und Schutzmaske tragen: Weil der Gang zur naheliegenden Apotheke derzeit anders abläuft als üblich, bestellen viele ihre Arzneimittel lieber im Internet. Den Online-Apotheken beschert dies einen kräftigen Nachfrageschub. In Deutschland vermeldet der Bundesverband der Versandapotheke allein im März einen Anstieg des Online-Umsatzes der Apotheken um 88 Prozent.  Deutschland ist der größte Medikamentenmarkt in Europa.

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Auch in Österreich boomt der Arzneimittel-Versand. Vamida.at, mit 10 Mio. Euro Umsatz einer der größten heimischen Player mit Büro in Wien und Sitz in Brünn, vermeldet ein Umsatzplus von 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Vor allem in den ersten Wochen gab es einen riesigen Ansturm, derzeit normalisiert sich die Lage wieder etwas“ berichtet Vamida-Chef Marco Vitula. Bestellt werden derzeit vor allem Hygieneprodukte, Desinfektionsmittel, immunstärkende Produkte sowie Schmerzmittel.

Rezeptpflicht-Streit

Anders als etwa in Deutschland dürfen in Österreich nur rezeptfreie Medikamente im Internet bestellt werden, nicht jedoch rezeptpflichtige. Eine Einschränkung, die einige Versandhändler nicht länger hinnehmen wollen. „Die Krise hat gezeigt, dass viele Menschen nicht immer in ihre Apotheke gehen können oder wollen, hier muss es den Versand als Alternative geben“, sagt Vitula. Durch das elektronische Rezept sei die Umsetzung problemlos möglich , auch die pharmazeutische Beratung könnten die heimischen Versandapotheken gewährleisten. „Die Apothekerkammer sollte endlich die Kunden in den Vordergrund stellen und nicht die Apotheken“, so der Vamida-Chef. Die Kammer will von einer Lockerung allerdings nichts wissen.

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Ketten profitieren

Während die heimischen Apotheken den Versandhandel weitgehend links liegen lassen, breiten sich die großen Ketten weiter aus.  So konnte die niederländische Shop-Apotheke dank erhöhter Nachfrage den Umsatz im ersten Quartal um ein Drittel auf 232 Mio. Euro steigern. Die Anzahl aktiver Kunden wuchs in den ersten drei Monaten um 300.000 auf 5 Millionen. Für das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen jetzt mindestens ein Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erstmals sollen auch schwarze Zahlen geschrieben werden. Shop-Apotheke-Vorstandschef Stefan Feltens  sieht den Medikamenten-Versand in Zeiten wie diesen als „elementaren und ergänzenden Bestandteil des Gesundheitssystems“.

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Auch der Schweizer Konkurrent, Doc-Morris-Mutterkonzern ZurRose profitiert vom Nachfrageboom und hebt an der Börse ab. Sowohl Shop-Apotheke als auch Zur Rose besorgten sich bereits frisches Geld am Kapitalmarkt für die weitere Expansion. Beide hoffen dabei auf einen weiteren Digitalisierungs-Schub wegen der Krise, etwa durch eine raschere Verbreitung der E-Medikation in Europa.

Apothekerkammer warnt

Die Apothekerkammer warnt indes vor dem  illegalen Handel mit wirkungslosen, oftmals gesundheitsgefährdenden Arzneimitteln. „Kriminelle Banden setzen gerade in der Coronakrise auf die Verunsicherung und das mangelnde Fachwissen der Menschen“, sagt Raimund Podroschko, Vizepräsident der Apothekerkammer.

Bei derartigen verbotenen Produkten gibt es keine  Qualitäts- und Herkunftskontrolle. Die Kriminellen setzen damit die Gesundheit der Menschen aufs Spiel. Viele Menschen wüssten auch nicht, dass in Österreich der Verkauf von rezeptpflichtigen Medikamenten verboten ist. Und noch ein wichtiges Argument gegen den Erwerb illegaler Medikamente nennt Podroschko: „Nur über inländische Apotheken bezogene Arzneimittel werden im Rahmen der E-Medikation gespeichert und auf Wechselwirkungen geprüft.“