Trotz Gewinneinbruchs zweitbestes Ergebnis der Geschichte bei OMV
Von Martin Meyrath
Der Umsatz ist um 37 Prozent eingebrochen, der Gewinn um gut die Hälfte – und trotzdem gab sich Konzernchef Alfred Stern bei der Präsentaiton der Zahlen am Donnerstag zufrieden. Das operative Ergebnis (CCS, siehe Grafik) ist das zweitbeste in der Geschichte des teilstaatlichen Unternehmens.
„2023 war für die OMV ein weiteres erfolgreiches Jahr, in dem wir trotz erheblichen Gegenwinds ein hervorragendes Ergebnis erzielt haben“, sagte Stern.
Dahinter steht, dass an den Energiemärkten im vergangenen Jahr nach den Rekordpreisen von 2022 eine Normalisierung eingetreten ist. Die OMV hat ihr Öl und Gas also weniger teuer verkauft, dabei aber immer noch sehr gut verdient.
Für die Aktionäre gibt es deswegen zum zweiten Mal in Folge eine Sonderdividende von 2,10 Euro, insgesamt sollen pro Aktie 5,05 Euro ausbezahlt werden. Der auch Übergewinnsteuer genannte Solidaritätsbeitrag ans österreichische Finanzamt beträgt für das Geschäftsjahr 2023 18 Millionen Euro. Deutlich höher fällt dieser Posten aufgrund einer anderen Berechnungsgrundlage in Rumänien aus: OMV Petrom zahlt dort für 2023 252 Millionen Euro nach 300 Mio. Euro für 2022.
Die OMV „befindet sich in der größten Transformation der Unternehmensgeschichte“, sagte Stern. Aus dem Mineralölkonzern soll ein „führendes Unternehmen für nachhaltige Kraftstoffe, Chemikalien und Materialien“ werden. Noch ist der Großteil des Profits jedoch dem Geschäft mit fossilen Energieträgern geschuldet.
Täglich werden im Konzern 364.000 Fass je 159 Liter produziert (barrels of oil equivalent per day, boe/d). Die Förderung soll schrittweise reduziert werden. Erst am Mittwoch wurde bekannt, dass sich die OMV aus der Produktion in Malaysia zurückzieht. TotalEnergies übernimmt um 833 Mio. Euro die 50-Prozent-Beteiligung an dem Joint Venture mit Sapura.
Chemiesparte im Minus
Mit 4,36 Milliarden Euro entfielen 2023 aber noch mehr als zwei Drittel des operativen Gewinns auf den Bereich „Energy“. Auf die Chemiesparte, in deren Wachstum Stern große Hoffnung setzt, entfielen hingegen vergleichsweise bescheidene 94 Millionen Euro (2022: 1,5 Mrd. Euro, minus 94 Prozent). Ohne Bereinigung um Sondereffekte war die Sparte operativ sogar mit 120 Millionen Euro im Minus (2022: 2,04 Mrd. Euro).
Die OMV erklärt das mit der niedrigen Nachfrage in der Chemiebranche aufgrund der schwachen Konjunktur. Bezüglich der laufenden Verhandlungen mit Miteigentümer Adnoc über eine Fusion der Chemietöchter Borealis und Borouge gab sich Stern am Donnerstag zugeknöpft. Man befinde sich „in ergebnisoffenen Gesprächen“.
Auch bei den Investitionen entfällt mit 1,9 Milliarden Euro von insgesamt 3,8 Milliarden Euro der größte Teil noch auf den Bereich Öl und Gas. Ein wichtiges Projekt ist die Erschließung eines Gasfelds im Schwarzen Meer, gemeinsam mit der rumänischen Romgaz.
Durch das Projekt Neptun Deep würde Rumänien zum größten Erdgasproduzenten der EU werden. „Eine eigene Energieherstellung in Europa ist der beste Beitrag zur Versorgungssicherheit“, sagte Stern auch mit Hinblick auf die Verflechtungen der OMV in Russland.
"De-facto-Enteignung" in Russland
Die OMV bezieht unverändert Gas vom russischen Staatskonzern Gazprom. Die Verträge würden zwar laufend evaluiert, einfach aussteigen könne man aber nicht. Investieren will die OMV in der Region aber nicht mehr. Denn aufgrund eines Präsidentendekrets muss die OMV ihre Beteiligung an Gasfeldern in Sibirien an ein russisches Unternehmen verkaufen, was nach Einschätzung der OMV auf eine „de-facto-Enteignung“ hinauslaufe. Die OMV hat deswegen bereits im Jahr 2022 2,46 Milliarden Euro abgeschrieben.