Wirtschaft

Österreichs einziger Astronaut und Berndorf-CEO Viehböck wird 60

Im Oktober 1991 flog Franz Viehböck im Zuge der "Austromir"-Mission als erster und bisher einziger Österreicher ins All. Der "Austronaut" hat nach seinem Ausflug zur sowjetischen Raumstation "Mir" eine steile Wirtschaftskarriere hingelegt. Seit Juli dieses Jahres ist Viehböck CEO der Berndorf AG. Am Montag (24. August) feiert er seinen 60. Geburtstag.

Der gebürtige Wiener verbrachte seine Kindheit und Jugend im Süden der Bundeshauptstadt in Perchtoldsdorf und Mödling. Nach der Matura und dem Elektrotechnik-Studium an der Technischen Universität (TU) Wien und einer Assistentenstelle ebenda war er ab 1988 in den Bann der Raumfahrt geraten. Einen Hang zur weiten Welt hatte er immer: Schon vor seiner Ausbildung am "Sternenstädtchen" bei Moskau zum Kosmonauten hatte der mittlerweile vierfache Familienvater Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch gesprochen. Russisch kam im Zuge der "Austromir"-Vorbereitungen noch dazu.

Gegen 180 Mitbewerber durchgesetzt

Um den Platz in der Sojus-Rakete ritterten nach einer öffentlichen Ausschreibung 1988 insgesamt mehr als 180 Österreicher. Nach Vortests begann dann im März 1989 für 28 Männer und drei Frauen das Training in Österreich. Schließlich fiel am 6. Oktober 1989 in Moskau die Entscheidung, dass der Techniker Viehböck und der 1963 geborene Arzt Clemens Lothaller die Kosmonautenausbildung machen können.

Im Sommer 1991 galt dann Viehböck als Favorit, Lothaller fungierte als wahrscheinlicher Ersatzmann. Endgültig fixiert wurde die Entscheidung für den damals 30-Jährigen dann schließlich am 30. September. Er habe "keine Angst", gab Viehböck kurz vor dem Start zu Protokoll. Am 2. Oktober 1991 um 6.59 Uhr MEZ hob dann die Sojus-TM 13-Rakete mit ihm an Bord vom russischen Weltraumbahnhof in Baikonur in Kasachstan ab. Mit Viehböck flogen als Kommandant der Russe Alexander Wolkow und als dritter Mann der Kasache Tachtar Aubakirow ins All. Achteinhalb Stunden nach dem Abheben brachte Viehböcks Frau Versna im Krankenhaus Wiener Neustadt ein gesundes Mädchen - Carina Marie - zur Welt.

Das Andockmanöver an die Raumstation Mir erfolgte am 4. Oktober. Viehböck führte in den folgenden Tagen 15 wissenschaftliche Experimente aus Österreich durch, um am 10. Oktober um 5.12 Uhr MEZ an Bord einer Sojus-Landekapsel in Kasachstan zu landen. Das harte Training habe sich spätestens zu diesem Zeitpunkt ausgezahlt, denn die harte Landung habe ihm vieles abverlangt, erklärte Viehböck einmal.

Spätestens nach seiner Rückkehr nach Österreich sollte ihn auch seine Popularität nachhaltig beschäftigen: "Es bedeutete für mich schon einen Lernprozess, damit umzugehen, dass man plötzlich im Mittelpunkt der Öffentlichkeit steht und einen jeder kennt", sagte Viehböck im Vorfeld seines 60. Geburtstages zur APA. Die Bekanntheit brachte ihm u.a. Werbeverträge und zahlreiche Autogrammwünsche ein.

Auf den Flug folgte eine zweijährige Informations- und Vortragstätigkeit über die Forschungstätigkeit im All im Auftrag der österreichischen Bundesregierung. Schließlich wechselte er nach Amerika ins Management des US-Raumfahrtkonzerns Rockwell, der dann von der Firma Boeing aufgekauft wurde.

1999 kam er schließlich als Europa-Bereichsleiter des Boeing Weltraum- und Kommunikationstechnik-Geschäfts mit Sitz Wien zurück in die Heimat. Bis dahin hatte sich auch der Rummel um seine Person auf ein "absolut erträgliches" Niveau reduziert, so Viehböck. Um die Jahrtausendwende fungierte er auch als niederösterreichischer Technologiebeauftragter.

Ab 2002 bei Berndorf

Im Jahr 2002 wurde Viehböck Geschäftsführer von "Berndorf Band". Ab 2008 war er als "Chief Technology Officer" für Technik und Personalentwicklung zuständig und fungierte seitdem auch als Mitglied des Vorstands der niederösterreichischen Berndorf AG. Nach 18 Jahren in der Unternehmensgruppe übernahm der einstige Kosmonaut im Juli dieses Jahres als CEO die Führung. Im Zweier-Vorstand mit CFO Dietmar Müller leitet Viehböck nun die Firmengruppe mit 2.300 Mitarbeitern.

Trotz seiner Verankerung im Wirtschaftsleben ist Viehböck weiter mit der Raumfahrtszene in Verbindung. So war er etwa 2016 Gastgeber des "29. Planetary Congress" des internationalen Verbandes der Raumfahrer (Association of Space Explorers) in Wien.

Privat ist Viehböck gerne auf Reisen, musiziert oder betätigt sich mit Skitouren, Kitesurfen, Wasserskifahren, Schwimmen und Tennis vielfältig sportlich. Seinen runden Geburtstag wird Viehböck im engsten Familienkreis begehen.