Wirtschaft

Mögliche Tesla-Privatisierung: US-Börsenaufsicht will Vorstände befragen

Tesla-Chef Elon Musk hat mit seinen waghalsigen Tweets zum möglichen Börsenabgang seiner Firma einem Fernsehbericht zufolge nun offizielle Untersuchungen der US-Börsenaufsicht ausgelöst. Die Investoren schicken daraufhin die Tesla-Aktie auf Talfahrt.

Die US-Börsenaufsicht SEC hat einem TV-Bericht zufolge konkrete Schritte zur Untersuchung des von Tesla-Chef Elon Musk per Twitter ins Gespräch gebrachten Börsenrückzugs eingeleitet. Wie der TV-Sender Fox Business News berichtete, hat die SEC sämtliche neun Vorstandsmitglieder von Tesla gerichtlich vorladen lassen. "Die SEC setzt in ihrer Untersuchung von Teslas Privatisierungsplänen einen drauf; lädt Tesla wegen der Privatisierungspläne und Musks Statement zur "gesicherten Finanzierung" vor", so Fox Business News.

Experten rechnen nicht mit hohen Strafen

Nach Einschätzung von Rechtsexperten drohen Elon Musk und seinem Unternehmen keine drakonischen Strafen für die womöglich voreilige Ankündigung eines Börsenabschieds per Twitter.

Die US-Börsenaufsicht SEC könnte den Milliardär mit weniger als 200.000 Dollar (176.662 Euro) Bußgeld zur Kasse bitten, solange sie Musks Aussage zur angeblich sichergestellten Finanzierung nur als irreführend und fahrlässig einstufe, erklärten drei Fachleute für Börsenrecht. Eine höhere Strafe wäre möglich, wenn die SEC dem Tesla-Chef betrügerische Absicht nachwiese. Die Milde kommt nicht von ungefähr, denn die US-Behörde hat unter der Regierung von Präsident Donald Trump einen anderen Kurs eingeschlagen: Statt Verstöße mit drakonischen Geldstrafen zu ahnden, erziehe sie Unternehmen eher mit strukturellen praktischen Auflagen, erläutert Stephen Crimmins, Anwalt bei der Kanzlei Murphy & McGonigle.

"Tesla wird gar nichts bezahlen", erwartet Urska Velikonja, Rechtsprofessorin an der Georgetown-Universität. Die Expertin für Wertpapierrecht untersucht Trends, wie die Börsenaufsicht die Vorschriften durchsetzt. Der im vergangenen Jahr neu angetretene SEC-Chef Jay Clayton lege mehr Wert darauf, einzelne Personen zur Rechenschaft zu ziehen als die Firmen für das Fehlverhalten von Mitarbeitern verantwortlich zu machen. Unter Clayton sei die Summe der Geldbußen stark gesunken auf bisher 592 Mio. Dollar (522,9 Mio. Euro) im fast beendeten Fiskaljahr 2018, den niedrigsten Stand seit 2012. Stärker im Visier sind allerdings einzelne Verantwortliche. Damit wolle die SEC auch vermeiden, dass die Aktionäre nicht noch dafür büßen müssen, dass sie selbst hinters Licht geführt wurden, erklärt Adam Pritchard, Rechtsprofessor der Uni Michigan. Gut 60 Personen mussten bisher im Fiskaljahr 2018 im Durchschnitt 75.000 Dollar Strafe zahlen. "Tesla sollte und wird auch nicht sanktioniert werden", sagt Pritchard. Das Unternehmen Tesla habe eine ausgewogene, verantwortungsvolle Erklärung nach Musks Tweet abgegeben.

Tesla, die SEC und die Anwälte von Musk wollten sich zu den Einschätzungen der Experten nicht äußern.

Mögliche Privatisierung

Musk hatte am 7. August in einem Tweet überraschend verkündet, Tesla zum Aktienkurs von 420 US-Dollar (371 Euro) zu privatisieren. Als rechtlich brisant gilt vor allem seine Behauptung, die Finanzierung für einen solchen Deal sei gesichert.

In den Untersuchungen der SEC wird es auch darum gehen, ob Musk mit seinen Tweets vor allem den Aktienkurs von Tesla in die Höhe treiben wollte. Der zwischenzeitige Kursanstieg hatte den Anlegern, die auf einen Niedergang von Tesla und damit auf einen sinkenden Kurs wetten, Verluste in Milliardenhöhe beschert.

Nach der Veröffentlichung des Fox-Business-Berichts sackte die Tesla-Aktie zwischenzeitlich um mehr als 4 Prozent ab. Das Papier war nach dem umstrittenen Tweet von Musk von 342 Dollar auf knapp 380 Dollar gestiegen. Inzwischen liegt der Kurs mit 338 Dollar wieder unter dem Niveau vor der Ankündigung des Börsenrückzugs.