Wirtschaft

Millionenpleite von Gazprom Austria

Laut Insolvenzantrag hat die Muttergesellschaft der Antragstellerin mit 22. März 2023 die Erdgaslieferungen eingestellt. Dadurch kann die Antragstellerin die bestehenden Kundenverträge mit den Erdgaslieferungen nicht mehr erfüllen. "Hintergrund ist, dass von der Uniper Global Commodities SE Deutschland die Lieferforderungen der Gazprom export Ltd., der Mutterfirma der Antragstellerin, gerichtlich gepfändet wurden, sodass die Schuldnerin offene Forderungen an die Muttergesellschaft nicht mehr nach Russland transferieren und in Rubel bezahlen konnte", heißt es weiter. Oder anders gesagt: Die Gazprom export darf die Österreich-Tochter laut Erlass des Präsidenten Wladimir Putin nicht mehr beliefern.

Durch die Einstellung der Gaslieferungen gibt es für das Unternehmen keine positive Fortbestehungsprognose mehr. Das Unternehmen ist überschuldet.

Die Rede ist von der Gazprom Austria GmbH mit Sitz in der Wiener Löwelstraße. Sie hat laut Gerhard Weinhofer von Creditreform ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Die Antragstellerin wurde laut AKV und KSV1870 mit Gesellschaftsvertrag vom 20. Februar 1992 gegründet. Alleingesellschafterin der Antragstellerin ist die Gazprom export Ltd. in St. Petersburg, die auch als Lieferantin der Antragstellerin fungiert.

„Die Gasflüsse nach Österreich sind davon nicht betroffen“, hieß es vom Regulator E-Control auf KURIER-Anfrage. Auch auf die OMV hat die Insolvenz der österreichischen Gazprom-Tochter nach eigenen Angaben keine Auswirkungen.

Schulden und Vermögen

Laut Insolvenzantrag sind von dieser Insolvenz derzeit 45 Gläubiger betroffen. Die Gesamtforderungen betragen rund 27,07 Millionen Euro, davon entfallen 22,66 Millionen Euro auf offen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Das freie Vermögen wird laut Creditreform mit 18,578 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 17,63 Millionen Euro auf das Umlaufvermögen, sprich auf Bankguthaben.

"Es wird derzeit von der Antragstellerin versucht, mit den Kunden Lieferverpflichtungen auszusetzen, um so Schadenersatzforderungen aufgrund von Nichterfüllung von Verträgen zu vermeiden", heißt es weiter. "Ob und inwieweit Forderungen der Schuldnerin gegen die Muttergesellschaft Gazprom export ltd. bestehen, ist aufgrund der komplexen Vertragsgestaltung abzuklären."

Die Zukunft

Von der Schuldnerin wird eine Sanierung des Unternehmens beasichtigt. Sie will ihren Gläubigern einen Sanierungsplan anbieten. Hierfür sieht die Insolvenzordnung ein Mindestanbot von 20 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren vor. "Ob ein entsprechender Antrag eingebracht wird, bleibt derzeit abzuwarten und hängt von einer Regelung hinsichtlich der Erdgaslieferungen mit der Alleingesellschafterin der Schuldnerin ab". so der AKV.

Gazprom Austria wird vom renommierten Sanierungsexperten und Anwalt Georg Unger vertreten.