Wirtschaft

Millionenpleite eines bekannten Fleischerei-Betriebs

„Seit bereits mehr als 50 Jahren bereitet Kletzl im Innviertel g’schmackige Wurstprodukte mit viel Liebe und Leidenschaft zu. Der Erfolg spiegelt sich nun in einem der innovativsten Fleischerbetriebe auf über 5.000 Quadratmeter Produktionsfläche wider, in dem mehr als 70 Mitarbeiter die besten Wurstprodukte für Sie zubereiten. Jährlich werden unglaubliche 2.500 Tonnen Fleisch verarbeitet und 50 Millionen Kletzerl verlassen das nach modernsten Richtlinien neu gebaute Werk“, heißt es im Internet auf oberoesterreich.at. „Sie wollten schon immer wissen wie eigentlich Wurst entsteht? Dann haben Sie jetzt Gelegenheit dazu: Tauchen Sie im Schaugang "Wurstparadies" in die faszinierende Welt von Kletzl ein und erleben hautnah wie die schmackhaften Fleisch- und Wurstspezialitäten des Traditionsmetzgers entstehen.“

Die Rede ist von der Kletzl Fleischwaren GmbH mit Sitz im Gewerbepark Wildenau, 4933 Wildenau/Aspach, Oberösterreich. Sie hat am Landesgericht Ried im Innkreis die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung beantragt. Das bestätigt Creditreform dem KURIER. Rund 118 Gläubiger und 36 Dienstnehmer sind laut KSV1870 von der Pleite betroffen.

Die Antragstellerin wurde 1992 gegründet. Die Kletzl Fleischwaren GmbH um Günter Kletzl ist in der Herstellung von sowie im Groß- und Einzelhandel mit Fleisch und Wurstwaren tätig. Josef Kletzl „erfand“ das „Kletzerl“, ein Rohwurstsnack, der eine gewisse Bekanntheit auf dem Markt erlangte.

Der Familienbetrieb

"Es gibt Leidenschaften, die über Generationen gehen. So wie bei unserer Familie, die ihre Leidenschaft in der zweiten Generation für die Produktion von feinsten Fleischwaren lebt. Angefangen hat alles mit Maria und dem Fleischhauer Josef Kletzl aus Mattighofen, der am 13. Jänner 1952 von den Geschwistern Gattringer die Fleischhauerei pachtete. Zehn Jahre später kaufte er den Betrieb. Schon 1964 wurde der Bau eines neuen, zweckmäßigeren Gebäudes notwendig, weil sich der Geschäftsbetrieb ausgezeichnet entwickelte", heißt es auf der Firmenhomepage. "1982 übernahm dann mit Josef Kletzl jun. und Frau Brigitte die nächste Generation den Betrieb. Sie erfanden das „Kletzerl“, einen feurigen Rohwurstsnack, der sich seit 1990 größter Beliebtheit bei den Kunden erfreut. 1995 wurde aufgrund des anhaltenden Erfolgs und den damit verbundenen ständigen Umbauten der erweiterte Betrieb eingeweiht. Im selben Jahr erhielt das Unternehmen als erster Wursterzeugerbetrieb im Bezirk Braunau die EU-Zulassung."

Die Insolvenzursachen

"Die Umsätze der Antragstellerin sind im Gefolge der Coronakrise stark zurückgegangen. Die Umsatzrückgänge finden auch vor dem Hintergrund der Ernährungsumstellung auf zunehmend öfter konsumierte vegetarische oder vegane Lebensmittel statt. Inflationsbedingte Kostensteigerungen im Bereich der Energie aber auch das Personal betreffend haben die Vermögenentwertung verstärkt. Daher war nunmehr die Insolvenz einzugestehen", so Creditreform.

Außerdem soll laut KSV1870 ein deutscher Großabnehmer als Kunde ausgefallen sein.

Schulden und Vermögen

Das Liegenschafts- und Anlagevermögen, die Forderungen und Immaterialgüterrechte und anderes Insolvenzvermögen müssen erst bewertet werden. Die Passiva betragen rund 5,6 Millionen Euro.

Im Geschäftsjahr 2022/23 (Stichtag ist der 28. Februar) betrug der Bilanzverlust 2,245 Millionen Euro und der Verlustvortrag aus den Vorjahren 1,356 Millionen Euro sowie die Verbindlichkeiten 4,656 Millionen Euro. "Die Gesellschafter haften persönlich für die Bankverbindlichkeiten, daher besteht keine insolvenzrechtliche Überschuldung", heißt es in den Bilanz 2022/2023. Das Anlagevermögen wurde mit 13,354 Millionen Euro beziffert, davon entfielen 13,104 Millionen Euro auf Sachanlagen.

Die Zukunft

"Der Fortbetrieb ist zeitlich begrenzt gesichert, die Fortführungsentscheidung ist zeitnahe zu treffen, bis dahin werde kostendeckend produziert. Es gibt aufrechte Investorengespräche", heißt es weiter. "Insolvenzgläubigern wird eine Quote von 20%, zahlbar in zwei Jahren ab der Annahme dieses Sanierungsplans angeboten."

„Der vom Insolvenzgericht bestimmte Insolvenzverwalter wird prüfen, ob die von der Schuldnerin beabsichtigte Sanierung und Fortführung des Unternehmens ohne weitere Verluste für die Gläubiger möglich ist“, so Petra Wögerbauer vom KSV1870.