Jetzt fix: Millionenpleite eines bekannten Fenster-Herstellers mit 314 Mitarbeitern
Am Montag wurde diese Großinsolvenz bereits avisiert, jetzt ist sie fix: Das oberösterreichische Traditionsunternehmen Wick Fenster & Sonnenschutz GmbH hat ein Sanierungsverfahren beantragt. Laut KSV1870 und Creditreform produziert der Betrieb Fenster und Haustüren aus Kunststoff, Kunststoff-Alu, Holz und Holz-Alu. Fenster und Haustüren werden unter der Vertriebsschiene „Wicknorm“ verkauft. Es werden ferner Sonnenschutzinstallationen produziert und unter der Vertriebsschiene „Kosmos“ vertrieben.
Das Unternehmen hat zwar seinen Sitz in 4655 Vorchdorf, Feldhamer Straße 2, befindet sich jedoch an dieser Adresse nur die Produktion, während die Verwaltung und Geschäftsleitung am Betriebsstandort in 4020 Linz, Wiener Straße 125 stattfinden. Die täglich faktische Leitung des Unternehmens erfolgt laut KSV1870 im Sprengel des Landesgerichtes Linz und wurde der Antrag auf Insolvenzeröffnung daher bei diesem Gericht eingebracht. Laut AKV sind 314 Arbeitsplätze betroffen.
"Die Dienstnehmer haben die Lage gefasst aufgenommen; ein unkoordiniertes „Davonlaufen“ ist bisher unterblieben. Die Arbeitnehmerschaft äußert sich dahingehend, dass die Arbeitsplätze erhalten werden können, wenn ein strategischer Investor einsteigt und die Finanzierung der Fortsetzung des Restrukturierungsprozesses gesichert ist", teilt das Unternehmen dem Gericht mit.
"Zu den Ursachen der Insolvenz wird im Antrag ausgeführt, dass sich einerseits der Preiskampf in der Fenster- und Sonnenschutzbranche in den vergangenen Jahren maßgeblich verschärft habe. Insbesondere aus Osteuropa seien neue (Billig-)Anbieter auf den Markt gedrängt, wodurch erzielbare Margen unter Druck geraten seien", heißt es laut KSV1870.
Meinungsverschiedenheiten unter Brüdern
"Das Unternehmen der Schuldnerin war weiters bis vergangenes Jahr geprägt von Meinungsverschiedenheiten zur Strategie und Ausrichtung des Unternehmens zwischen den damaligen Hälfteeigentümern, den Brüdern Manfred und Hermann Wick. Diese „Pattsituation“ lähmte zu einem gewissen Teil das Unternehmen der Schuldnerin. Diese Situation konnte nach langen Verhandlungen mit der Aufspaltung der damaligen Josef Wick & Söhne GmbH & Co KG aufgelöst werden, wobei aus dieser Aufspaltung die Schuldnerin mit der Produktion in Vorchdorf hervorgegangen ist, die im (mittelbaren) Alleineigentum von Manfred Wick steht", heißt es im Antrag weiter.
Udn weiter heißt es: "Ende Jänner 2020 wurde zur Überbrückung der branchenbedingt liquiditätsschwachen Wintermonate von der Hausbank eine Überbrückungsfinanzierung
gewährt, wobei dafür von der Schuldnerin ein Forecast für das Geschäftsergebnis 2019 und ein Budget für das Jahr 2020 der Hausbank präsentiert wurde. Im Februar 2020 hat sich dann gezeigt, dass es zu bedeutenden Planabweichungen zwischen dem tatsächlichen Geschäftsergebnis 2019 und dem Forecast gekommen ist, wobei die Gründe dafür noch
nicht erhoben werden konnten." Die Bank kürzte den Rahmen um 1,3 Millionen Euro. Zugleich wurden Avale eingefroren. Bis Ende März hätte Wick aber 1,4 Millionen Euro Liquiditätsbedarf gehabt. Doch die notwendige Finanzierung konnte nicht mehr aufgestellt werden.
Letztlich insolvenzauslösend ist der Umstand gewesen, dass die Hausbank die gesamte Geschäftsverbindung mit Schreiben vom 20. Februar 2020 gekündigt habe." Das Kontokorrent-Konto soll mit 3,939 Millionen Euro im Minus sein. Bis zuletzt sollen Gespräche mit Investoren geführt worden sein, offenbar vergeblich.
Schulden und Vermögen
Zu den Aktiva und Passiva des Unternehmens laut KSV1870 und Creditreform wird im Antrag ausgeführt, dass die Erstellung eines Status bisher noch nicht abgeschlossen sei und noch nachgereicht werden wird. "Die aktuellen Bankverbindlichkeiten werden mit rund 5,875 Millionen Euro, ausgenutzte Aval-Rahmen mit rund 2,362 Millionen Euro, Lieferantenverbindlichkeiten mit rund 1,5 Millionen Euro und Verbindlichkeiten bei der öffentlichen Hand mit rund 800.000 Euro angegeben", heißt es weiter. Die gesamten Passiva werden mit rund 10,5 Millionen Euro beziffert.
Zum Vermögen gehören fünf Liegenschaften mit einem Schätzwert in Höhe von 12,328 Millionen Euro, die Kundenforderungen sind an die Hausbank zediert.
Die Zukunft
"Der Schuldenabbau und die Neuaufstellung der Finanzierung der Schuldnerin sollen im Wege eines Sanierungsplans ohne Eigenverwaltung erfolgen. Angedacht ist die übertragende Sanierung des Unternehmens bzw. einzelner Bereiche auf einen neuen Unternehmensträger eines Investors und die Verwendung der dafür fließenden Mittel zur Finanzierung eines Sanierungsplans", heißt es weiter. "Diesbezügliche Gespräche mit konkret interessierten Investoren werden dem Insolvenzverwalter unverzüglich offengelegt."