Metaller-KV: Gewerkschaften fordern 11,6 % mehr Lohn und Gehalt
Die Gewerkschaft startet mit einer Forderung von 11,6 Prozent in die Herbstlohnrunde. Die Logik dahinter: Aus Gewerkschaftssicht muss der Abschluss heuer auf jeden Fall zweistellig ausfallen und über die Inflationsrate hinaus auch einen Anteil am Produktivitätsgewinn enthalten. Außerdem fordert sie aus der Verhandlungslogik heraus immer zu Beginn ein wenig mehr, um sich nach mehreren Runden mit den Arbeitgebern in der Mitte zu treffen.
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Um 12 Uhr wurde die Forderung der Arbeitnehmer publik. Einen Abschluss unter der Inflationsrate von 9,6 Prozent (für die zurückliegenden zwölf Monate) hatte Arbeitnehmer-Chefverhandler Reinhold Binder von der Gewerkschaft Pro-Ge bereits am Samstag im KURIER erneut ausgeschlossen. Das musste er, weil die Zurufe nach einem maßvollen Abschluss angesichts der schwierigen Lage in der Industrie zuletzt lauter wurden.
Beide Chefverhandler auf Gewerkschaftsseite - Karl Dürtscher (GPA) und Binder - betonten, es gehe nun darum, die Teuerung für die Arbeitnehmer abzugelten, die Bundesregierung habe hier versagt. Neben mehr Lohn und Gehalt solle es leichter sein, die sechste Urlaubswoche zu erreichen und es solle die Möglichkeit geben, dass das Mehr an Einkommen gegen Freizeit getauscht werden könne. Eine generelle Arbeitszeitverkürzung sei kein Thema.
Forderungen für Arbeitgeber zu hoch
Die Arbeitgeber zeigten sich heute leicht erstaunt, sie hatten mit höheren Forderungen der Gewerkschaften gerechnet. FMTI-Obmann Christian Knill sind die Wünsche der Gewerkschaften GPA und PRO-GE aber trotzdem noch zu hoch - wenig überraschend. Die Metallindustrie stecke in einer Rezession und würde durch hohe Lohnabschlüsse als besonders exportorientierte Branche gegenüber dem Mitbewerbern im Ausland geschwächt.
Metaller-Abschlüsse seit 2017
Im Vorjahr lag diese bei 6,4 Prozent, die Lohnforderung betrug 10,6 Prozent, geeinigt hat man sich schließlich auf ein Plus von 7,4 Prozent.
Der neue Kollektivvertrag gilt dann ab 1. November, normalerweise wird für ein Jahr abgeschlossen. Die Arbeitgeber haben aber schon mehrmals betont, dass sie gerne über einen längeren Zeitraum abschließen wollen. Ebenfalls schmackhaft will der FMTI der RPO-GE und GPA Einmalzahlungen machen. Diese haben für die Arbeitnehmer den Nachteil, dass bei folgenden KV-Verhandlungen immer auf der Erhöhung der vorigen Einigung aufgesetzt wird - bei einer Einmalzahlung würde das nicht in der Rechnung berücksichtigt.
Arbeitgeber wie Wirtschaftsforscher haben zuletzt angeregt, die Fixierung der Lohnverhandlungen auf die rollierende Inflation zu lockern, die Gewerkschaften haben sich darüber wenig erfreut gezeigt.
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