Wirtschaft

Lufthansa: Keine Kündigungen beim Bodenpersonal bis Ende 2021

Im Ringen um Sparbeiträge der Beschäftigten in der Corona-Krise hat die AUA-Mutter Lufthansa eine Vereinbarung mit der Gewerkschaft Verdi getroffen. Danach müssen rund 35.000 Bodenbeschäftigte auf Teile ihrer Entgelte verzichten und werden dafür bis Ende März 2022 vor Entlassungen geschützt. Bei der am Mittwochabend veröffentlichten Übereinkunft wurden auch die Bedingungen von umfangreichen Altersteilzeit- und Abfindungsprogrammen vereinbart.

Laut Lufthansa wurde bereits das laufende Weihnachtsgeld einbehalten. Auch bei den Zuzahlungen zum Kurzarbeitergeld soll gestrichen werden. Insgesamt ergebe sich eine Sparpotenzial von mehr als 200 Mio. Euro, wie beide Seiten bestätigten. Über weitere Sparmaßnahmen ab dem Jahr 2022 wollen die Parteien frühzeitig sprechen. "Wir dürfen nicht nachlassen, weiter an Maßnahmen zur Krisenbewältigung zu arbeiten, um auch für die Zeit nach Ende der Kurzarbeit gute Lösungen für die Mitarbeiter zu vereinbaren", erklärte Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann.

Die Einigung steht laut Verdi noch unter dem Vorbehalt einer Mitgliederbefragung. "Wir haben nach zähen Verhandlungen ein erstes Ergebnis erreicht, das Perspektiven bietet, wirksamen Beschäftigtenschutz sicherstellt und Lufthansa 200 Mio. Euro an Beiträgen, die die Beschäftigten tragen, in die Kasse spült. Jetzt muss die Lufthansa mit diesem Kredit der Beschäftigten verantwortungsvoll umgehen", erklärte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. Lufthansa nannte die geringere Zahl von 24.000 betroffenen Tarifbeschäftigten ohne die zum Verkauf stehende Catering-Gesellschaft LSG Sky-Chefs.

Zuvor hatte Lufthansa bereits mit der Kabinengewerkschaft Ufo Eckpunkte eines langfristigen Abkommens verabredet. Mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit steht eine Einigung über das laufende Jahr hinweg noch aus. Die VC hatte am Mittwoch weitere Vorschläge unterbreitet, die nach ihrer Berechnung der Lufthansa rund 450 Mio. Euro einsparen würden.

Den rund 5.000 Piloten der Lufthansa-Kerngesellschaft drohen bei einer Nichteinigung vom zweiten Quartal 2021 an betriebsbedingte Kündigungen von bis zu 1.100 Kollegen. Entsprechende Verhandlungen für Sozialplan und Interessensausgleich hat Lufthansa nach eigenen Angaben mit den Betriebsräten bereits eingeleitet.

Bisher haben sich VC und Unternehmen nur auf einen kurzfristigen Sanierungs-Tarifvertrag für das laufende Jahr verständigt, der laut der Gewerkschaft bereits rund 150 Mio. Euro eingespart hat. Unter anderem wurden Aufstockungen beim Kurzarbeitergeld und Zuschüsse zu den Betriebsrenten sowie eine Tarifsteigerung gestrichen.

"Die in diesem Frühjahr vereinbarten und nun zusätzlich angebotenen Zugeständnisse belaufen sich auf einen Wert von insgesamt über 600 Mio. Euro. Dies entspricht gegenüber der Vorkrisenzeit Gehaltsreduzierungen von bis zu 50 Prozent. Die Piloten gehen hiermit an ihre finanzielle Belastungsgrenze, um dem Unternehmen zu helfen", sagte VC-Präsident Markus Wahl.

Die Lufthansa wurde wie die gesamte Branche von der Corona-Pandemie hart getroffen. Nach drei Quartalen hat das vom Staat gerettete Unternehmen im laufenden Jahr bereits einen Verlust von 5,6 Mrd. Euro ausgewiesen und ist mit einem deutlich eingeschränkten Flugangebot unterwegs. Von 124.000 Stellen sollen langfristig nur rund 100.000 übrig bleiben. Die Nachricht vom Impfstoff hatte allerdings in dieser Woche den Aktienkurs beflügelt und es zudem der Gesellschaft erleichtert, sich am Kapitalmarkt frisches Geld zu besorgen.