KURIER-Test nach Datenaffäre: Was weiß die Post?
Von Lisa Wölfl
Die Affäre ist noch gar nicht lange her. Im Jänner wurde bekannt, dass die Österreichische Post Daten von rund 2,2 Millionen Menschen zu deren Parteiaffinität gespeichert hat. Das sorgte für Empörung und Unsicherheit. Ein Verfahren der Datenschutzbehörde läuft. Post-Manager Walter Oblin beschwichtigt im KURIER-Talk: "Wir spionieren niemanden aus." Die Daten zur Parteiaffinität seien gelöscht worden und nicht mehr im Angebot, sagt er.
Ich schicke mein Auskunftsbegehren dennoch am 15. Februar ab. Ich will wissen, was die Post über mich weiß.
Nach anderthalb Monaten ist es soweit. Ich bekomme eine E-Mail von der Österreichischen Post, Betreff: "Ihre Anfrage". Damit liegt sie innerhalb der gesetzlichen Frist, die bei einer großen Anzahl an Anfragen eine Verlängerung auf drei Monate zulässt.
Kinderloses Paar
Das PDF ist sogar mit einem Passwort gesichert. Die ersten Zeilen des Dokuments sind nicht sehr spannend. Name, meine alte Adresse im 19. Wiener Gemeindebezirk, Geburtsdatum. Diese Daten sind erhoben oder zugekauft, steht da.
Dann wird es spannend. Die Post hat statistisch hochgerechnet, ob ich für Produkte oder Parteien zur Zielgruppe gehöre, ob ich Kinder habe und in einer Beziehung bin.
Laut Hochrechnung der Post mag ich Bio, die Neos und die FPÖ, habe einen Partner, aber keine Kinder. Großzügig bin ich eher nicht, dafür gewillt, bald umzuziehen.
Ich vermute, dass meine angebliche Parteiaffinität aus meinem Alter (geboren 1994), und den Ergebnissen meines Wahlsprengels hochgerechnet wurde.
Ein Beispiel: Bei der Nationalratswahl 2017 war die ÖVP in meiner alten Straße mit rund 35 Prozent am stärksten, Platz zwei ging an die SPÖ, ein paar Prozentpunkte dahinter die FPÖ und die Neos lagen mit rund neun Prozent vor der Liste Jetzt (damals: Pilz) und weit vor den Grünen. Damit macht die Einschätzung der Post durchaus Sinn.
Doch das ist nicht alles. Die Post hat nämlich Daten von der AZ Direct Österreich GmbH gespeichert. Laut eigener Website ist sie ein Marketingunternehmen und bietet als Leistung unter anderem Kundenpotentialanalysen.
Demnach bin ich wahrscheinlich der Hausvorstand und jünger als 49 Jahre. Vielleicht bin ich sogar noch Schülerin. Ich wurde außerdem einem Milieu zugeordnet, jenem der Digitalen Individualisten, also weltweit mobil und vernetzt, ständig auf der Suche nach neuen Erfahrungen.
Zum Glück sind in der E-Mail der Österreichischen Post gleich die richtigen Buttons platziert: Widerspruch zur Datenweitergabe und Löschung der Daten, die ich sofort anklicke.
Eine Sache beruhigt mich dann doch: Die Hochrechnungen der Post sind weit von der Realität entfernt.