Wirtschaft

Kommt jetzt bald der digitale Euro?

Die Europäische Zentralbank (EZB) muss sich laut Präsidentin Christine Lagarde darauf vorbereiten, nötigenfalls einen digitalen Euro zur Ergänzung von Banknoten und Münzen einzuführen. Die Europäer nutzten zunehmend digitale Wege beim Geldausgeben, beim Sparen und auch bei ihren Investitionen, teilte die Notenbankchefin am Freitag mit. Die EZB habe die Aufgabe, für Vertrauen in die Währung zu sorgen.

"Das bedeutet sicherzustellen, dass der Euro fit ist für das digitale Zeitalter. Wir sollten vorbereitet sein, einen digitalen Euro bereitzustellen, sollte der Bedarf aufkommen."

Die EZB veröffentlichte dazu einen umfassenden Bericht einer Arbeitsgruppe, die sich mit den Vorteilen und Risiken eines digitalen Euro beschäftigte. Bisher hat der EZB-Rat allerdings noch keinen Beschluss gefasst, ob ein digitaler Euro eingeführt werden soll. Bis etwa Mitte 2021 will die Zentralbank entscheiden, ob ein entsprechendes Projekt gestartet werden soll.

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Bei kleineren Einkäufen werde zwar immer noch vorwiegend auf Barzahlungen zurückgegriffen, erläuterte EZB-Direktor Fabio Panetta in einem Gastbeitrag für die deutsche Zeitung "Die Welt". Der Trend gehe aber zum bargeldlosen, kontaktlosen Bezahlen. Es gebe bereits digitale Zahlungsmittel wie zum Beispiel die elektronische Überweisung. "Eine digitale Währung hingegen, die von der Zentralbank begeben wird und die wir alle im Alltag verwenden können, haben wir nicht. Mit anderen Worten: Uns fehlt das digitale Gegenstück zu den Euro-Banknoten."

Der deutsche Bankenverband BdB äußerte sich positiv zu den Vorschlägen. "Mit ihrer Position zu digitalem Zentralbankgeld setzt die EZB ein wichtiges Zeichen", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken, Andreas Krautscheid. "Der erste Anlauf beim digitalen Euro muss sitzen, ansonsten setzen wir die europäische Souveränität in Sachen digitale Währung aufs Spiel." Die jetzt folgende Diskussion müsse sicherstellen, dass Banken eine zentrale Rolle bei der Ausgabe eines digitalen Euros haben.

Ulrich Bindseil, EZB-Generaldirektor für Marktinfrastrukturen, hatte im Jänner ein vielbeachtetes Modell vorgestellt. Darin würde jeder Bürger im Währungsraum ein Konto für digitales Zentralbankgeld bei den Notenbanken bekommen können. Bis zu einer bestimmten Summe - etwa 3.000 Euro, das durchschnittliche monatliche Netto-Haushaltseinkommen im Euro-Raum - würden dort attraktive Zinsen gezahlt, darüber hinaus aber nicht mehr. So soll vermieden werden, dass die Bürger im Krisenfall die Bankschalter stürmen und ihre Konten abräumen.

Die EZB will nun ein öffentliches Konsultationsverfahren zu dem Thema einleiten. Es soll am 12. Oktober starten.