Wirtschaft/Karriere

Wiener Schokolade-König: "Ich kann ja nicht zusperren"

Der Chocolatier Leschanz zählt zu Wiens renommiertesten Schokoladenfachgeschäften. Doch während der Pandemie stand der von Wolfgang und Karin Leschanz geführte Familienbetrieb vor dem Aus. Wie sich die Energiekrise und der Fachkräftemangel jetzt auf das Geschäft auswirken und welche Bedeutung das Ostergeschäft hat, berichtet Karin Leschanz dem KURIER.

KURIER: Während Corona stand Ihr Geschäft fast vor dem Aus. Wie geht es dem "Schokolade König" jetzt in Zeiten der Energiekrise?
Karin Leschanz:
Wir erleben jetzt einen Aufschwung. Es ist alles wieder offen und die Baustelle vor unserem Geschäft, die elf Jahre gedauert hat, ist seit rund einem Jahr endlich Vergangenheit.

Alle Inhalte anzeigen

Wie äußert sich das beim Umsatz und Gewinn?
Das wird sich herausstellen, wenn Ostern vorbei ist. In der Hauptsaison, zu Weihnachten und Ostern, haben wir viele inländische Kunden. Zwischen Ostern und September leben wir von den Touristen, was in den vergangenen Jahren schwach gewesen ist.

Sind die Touristen zumindest jetzt ausreichend vorhanden?
Die Hauptklientel an ausländischen Touristen sind die Japaner und die fehlen. Durch den Krieg werden viele Flüge umgeleitet und sind teuer und lang, weil man fast nicht mehr direkt fliegen kann.

Wie steht es um Lieferengpässe – haben Sie hier Erfahrungen gemacht?
Wir haben hier überhaupt keine Probleme gehabt, weil wir darauf achten, dass wir lokal sind und sehr nachhaltig produzieren und einkaufen. Wir haben nur gemerkt, dass die Kartonagen und das Verpackungsmaterial teurer geworden sind, weil die Händler, bei denen wir einkaufen, natürlich die Rohstoffe nicht nur aus Österreich beziehen und die Rohstoffpreise gestiegen sind.

Seit 1995 führen Zuckerbäcker Wolfgang und Ehefrau Karin Leschanz den gleichnamigen Wiener Traditionsbetrieb, in dem sie Süßspeisen und hochwertige Schokolade-Kreationen von Hand fertigen. 2004 besiedelte das Schokoladenfachgeschäft das ehemalige Geschäftslokal des k. u. k. Hoflieferants „Knopfkönig“, das hinter der Peterskirche zu finden ist. Abgeleitet vom Vorgänger wurde Leschanz zu Wiens „Schokolade König“.

Mussten Sie hier auch Preisanpassungen vornehmen?
Das ist nicht ausgeblieben, das mussten wir wie alle anderen Erzeuger tun.

Und wie reagiert die Kundschaft?
Dadurch, dass wir eine Manufaktur sind und handgefertigte Ware und auch nur Bio-Schokolade im höheren Preissegment anbieten, haben wir eine Klientel, die sich auch qualitativ hochwertige Ware leisten kann. Ob die Ware jetzt ein, zwei Euro mehr kostet, ist nicht so wichtig.

Bei einem Ranking hat Leschanz mit seinen Schoko-Osterhasen Platz vier belegt. Gibt es etwas, das sie noch verbessern können?
Ich will nicht überheblich wirken, aber nein. Die Schokolade wird gewogen, flüssig handgeschöpft, in die Formen gegossen, gerüttelt, dann abgekühlt. Anschließend klopfen wir sie raus aus der Form, dann werden die zwei Hälften mit Schokolade zusammengeklebt und dann erst mit Hand die einzelnen Ostereier darauf geklebt, sie bemalt. Da ist keine Steigerung möglich.

Zwischen 500 und 1000 Osterhasen produziert Ihre Manufaktur jährlich. Haben Sie genügend Personal dafür?
Wir haben zwei Leute in der Chocolaterie und zwei beim Verzieren. Unsere Lehrlinge werden angelernt und wenn es sich nicht ausgeht, helfen unsere Konditoren aus der Backstube aus. Wir haben zuerst keine neuen Fachkräfte für die Backstube gefunden, hatten aber das Glück, dass sich dann drei ehrgeizige junge Menschen beworben haben, die sehr willig sind, das Handwerk zu erlernen.

Aber wir bekommen kein Verkaufspersonal. Entweder bekommen wir keine Bewerbungen oder es werden Bedingungen gestellt, die wir nicht erfüllen können: Gehälter, die ich mir selbst nicht auszahle oder am Samstag nicht arbeiten zu wollen – im Handel, in einem Innenstadtgeschäft. Da kann ich ja nicht zusperren. Ich suche jemanden für drei bis vier Tage. Teilzeit, das was doch eigentlich alle wollen.