Wirtschaft/Karriere

Wie die Pandemie den Lehrlingsmangel verschärft

Dass Leonie Leberbauer einmal als Mechatronik-Lehrling bei Austrian Airlines landet, war nicht immer klar. „Mein Plan war eigentlich eine klassische Schullaufbahn bis zur Matura. Ich habe aber schnell gemerkt, dass das doch nicht das Richtige für mich ist“, erzählt sie im Gespräch mit dem KURIER. Interessiert an Luftfahrt und Technik sei sie schon immer gewesen. Eine Freundin habe sie dann auf die Lehre aufmerksam gemacht. „Und für mich hat das sofort gepasst.“

Trends am Lehrlingsmarkt

Menschen wie Leonie sind am  Lehrlingsmarkt dringend gesucht. Wie die WKO-Statistik zeigt, ist die Zahl der Lehrlinge in der Vergangenheit stark zurückgegangen. Daran kann auch der aktuell leichte Aufwind  bei den Lehranfängern (2021 gab es einen Anstieg um 3,8 Prozent) nichts beschönigen.  „Die Gründe dafür reichen vom demografischen Wandel  über den Rückgang der Anzahl der Lehrbetriebe bis  zum Trend zur höheren Bildung“, sagt Andrea Dorr von der KMU Forschung Austria. Mit ihrer Kollegin Eva Heckl hat sie im Auftrag des AMS die aktuellen Trends  am österreichischen Lehrlingsmarkt erforscht und festgestellt: „Probleme  gibt es schon lange. Die Pandemie hat das Ganze aber  weiter verschärft. Vor allem kleinere Betriebe finden heute  kaum noch junge Leute.“ 

Betroffen seien vor allem der Westen des Landes und Branchen wie  der Tourismus. „Letzterer leidet unter dem schlechten Image aber auch an den mangelnden Zukunftsperspektiven, die sich  durch die Covid-Krise ergeben haben“, sagt Heckl. Hinzu kommt, dass aufgrund der Ausbildungspflicht, Betriebe in der Zeit, als sie geschlossen waren, keine Lehrlinge aufnehmen durften. Experten befürchten, dass dadurch ganze Jahrgänge etwa an Köchen verloren ging.

Schwierigkeiten in der Lehre

Apropos Krise: Diese hatte nicht nur Auswirkungen auf die Berufsentscheidung der jungen Menschen. Durch Schließzeiten, Kurzarbeit oder  Homeoffice hat auch die Ausbildungsqualität  eingebüßt. „Die Lehre ist fokussiert auf ‘learning by doing‘, in Zeiten einer Pandemie, wenn beispielsweise Gäste im Restaurant ausblieben,  ist das aber sehr schwierig umzusetzen.“ Beholfen hätten sich Betriebe etwa mit virtuellen Lernangeboten und fiktiven Produkten und Aufträgen. „Aber das ist  nicht dasselbe.“

"An vielen Schrauben drehen"

Um an dem aktuellen Mangel etwas zu verändern, so meint Heckl, müsste man an mehreren Schrauben drehen. So gehöre zum einen stark am Image gearbeitet werden. „Hier gilt es nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern auch deren Eltern, Lehrer und Freunde anzusprechen.“ Auch Berufsorientierungsangebote gehörten weiter ausgebaut, „weil viele Junge die Möglichkeiten, die man mit einer Lehre hat, nicht kennen.“ Und auch die Forcierung auf bestimmte Zielgruppen, beispielsweise ältere Jugendliche, könnte positiven Einfluss auf den Lehrlingsmarkt haben. 

Leonie jedenfalls hat ihre Entscheidung für eine Lehre nie bereut. Aktuell befindet sie sich im zweiten Lehrjahr, macht Lehre mit Matura. „Vor allem die Nähe zur Praxis und die Abwechslung ist es, was mich  begeistert.“ 

Betriebe auf der Suche

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„Derzeit haben wir vier Lehrstellen ausgeschrieben. Das Feedback ist in Ordnung, auch weil wir  viel Energie in die Suche stecken", sagt Karoline Winkler, FAM Querfeld Consulting GmbH

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"Wir müssen uns breit aufstellen: Von der Beteiligung an Lehrlingsmessen, über Social-Media-
Aktivitäten  bis hin zum engen Kontakt mit Schulen“, sagt Jürgen Jussel, Personalleiter Rhomberg Bau 

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„Wir  konzentrieren  uns bei der Lehrlingssuche vorrangig auf die Social-Media-Kanäle, um die Zielgruppe direkt zu erreichen“, Richard Zweimüller, Vertriebsleiter Media Markt Österreich.

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„Auch bei Siemens gestaltet sich die Suche nach Lehrlingen zunehmend schwieriger, jetzt verschärft durch die Corona-Pandemie. Mit gezielten Maßnahmen, wie einer hohen Präsenz auf sozialen Medien sowie detaillierten Einblicken in die Ausbildungsberufe versuchen wir dem entgegenzuwirken", sagt Gerhard Zummer, Head of Siemens Professional Education.