Gehaltsverhandlung: In fünf Schritten zu mehr Geld
Von Theresa Kopper
Von außen betrachtet, ist es doch ganz einfach: Einmal tief durchatmen, die Tür zum Chef-Büro öffnen, mit selbstsicherer Stimme auf den Vorgesetzten zugehen und gut begründet eine Gehaltserhöhung verlangen. In der Praxis schrecken aber viele, gerade Berufseinsteiger, vor einem solchen Szenario zurück, wie der aktuelle Jungakademiker-Monitor des Karriereberaters FiP.S zeigt. „Über die Hälfte der Befragten plant nicht, in diesem Jahr das Gehalt aktiv zu verhandeln. Und das, obwohl die Unzufriedenheit angesichts eines nun deutlich höheren Inflationsniveaus steigt“, sagt Geschäftsführer Florian Märzendorfer. Wie man dieser Unzufriedenheit entgeht und wie man aus einer Verhandlung mit dem Chef das Maximum herausholt – für den KURIER verfasst er fünf wichtige Tipps.
1. Psychologische Barrieren überwinden
Den Grund, warum sich Arbeitnehmer gerne vor eine Gehaltsverhandlung drücken, sieht Märzendorfer vor allem in der Angst vor Ablehnung. „Natürlich ist das eine unangenehme Situation. Gleichzeitig muss man wissen, dass eine Gehaltsverhandlung kein echtes Risiko birgt. Das Schlimmste was passieren kann, ist die Zulage nicht zu bekommen und eventuell ein leicht angekratztes Ego. Ansonsten überwiegen die Chancen das Risiko deutlich.“
2. Marktübliche Gehälter kennen
Um zu wissen, wie viel man bei einer Gehaltsverhandlung überhaupt verlangen kann, muss man sich einen Überblick über die markt- bzw. branchenüblichen Gehälter schaffen. „In einem ersten Schritt eignet sich hier die Online-Recherche sehr gut. Werkzeuge wie Online-Gehaltsrechner bieten sich als Informationsquelle an“, sagt der Experte. Aber auch das eigene Umfeld, wie Kollegen, Freunde oder Branchenkontakte, kann diesbezüglich oft weiterhelfen. „Am besten fragt man dabei nicht nach der Höhe des Gehalts, sondern der Vorstellung zur üblichen Gehaltsrange. So kommt der Gesprächspartner nicht in die für unsere Kultur unübliche Situation, den eigenen Verdienst preiszugeben.“
3. Unentbehrlicher Mitarbeiter werden
Mitarbeiter, auf die ein Unternehmen nicht verzichten kann, haben in der Verhandlung die beste Ausgangssituation. Zwei Faktoren sind hier ausschlaggebend: Zum einen müssen Vorgesetzte erfahren, welche Erfolge der Mitarbeiter bereits erzielt hat. „Regelmäßige Updates sorgen dafür, dass diese auf dem Radar bleiben“, sagt Märzendorfer. Zum anderen machen Top-Leistungen alleine nicht den Unterschied. „Vereinbaren Sie mit dem Vorgesetzten realistische Ziele, deren Erreichung für das Unternehmen wichtig sind.“
Wer die Gehaltsverhandlung im Zuge eines Bewerbungsgespräches führt, tut sich mit den beiden Punkten schwer. In so einem Fall muss man indirekt beweisen, welch ein guter Arbeitnehmer man sein könnte. Das gelingt nur durch gute Vorbereitung, adäquate Bewerbungsunterlagen und perfekte Antworten auf Fragen.
4. Auf das Gespräch vorbereiten
Mit der Aufbereitung wichtiger Unterlagen sollte man ein bis zwei Monate vor dem Gehaltsgespräch beginnen. Folgende Fragen sollte Sie im Vorfeld zudem beantworten: Welche Ziele und Leistungen habe ich bereits erreicht? Welche Erkenntnisse brachte die Recherche zu markt- und branchenüblichen Gehältern? Und was sind die eigenen konkreten Wünsche und Forderungen? „Machen Sie sich zudem Gedanken, wie Sie reagieren, falls die gewünschte Gehaltsforderung nicht erfüllt wird und welche alternativen Lösungen – Weiterbildungsbudget, Homeoffice etc. – eine Möglichkeit zu Verbesserung der eigenen Situation wären.“
5. Üben, Üben, Üben
Übung macht den Meister, das gilt auch für die Gehaltsverhandlung. „Simulieren Sie die möglichen Szenarien der Gehaltsverhandlung mit Familie oder Freunden, das gibt Sicherheit und kann das Ergebnis deutlich verbessern“, sagt Märzendorfer.