Etwas anders: Lehre am Land
Ob Jugendliche in kleineren Ortschaften leben, oder aus städtischen Gebieten kommen, hat bei der Entscheidung ihres Ausbildungsweges oftmals einen entscheidenden Einfluss. Gründe dafür sind neben gesellschaftlichen Gegensätzen auch verschiedene Bildungseinrichtungen, die Stadt und Land voneinander unterscheiden. Die Schere zwischen Peripherie und Metropole fällt also nicht nur optisch ins Auge – sie ist auch in Sachen Lehre ein Stück weit geöffnet.
Dass die Lehre auf dem Land ein besseres Image genießt als in der Stadt , zeigt sich am hohen Lehrlingsanteil bei Jugendlichen ab 15 Jahren: Während in ländlichen Gebieten der Anteil an Lehrlingen bei bis zu 50 Prozent liegt, sind es in Großstädten nur rund ein Drittel der Jugendlichen, die eine Lehrausbildung absolviert. "Zusätzlich zum Stadt-Land-Gefälle klafft in Österreich auch eine große Lücke zwischen Ost und West", weiß Thomas Mayr vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft. "Im Westen gibt es traditionell viele Lehrlinge, im Osten hingegen ist der Lehrlingsanteil vergleichsweise gering."
Standortunterschiede In großen Städten besuchen viele Jugendliche hohe Bildungseinrichtungen, die auf dem Land nicht vorhanden sind. Weil Eltern zudem immer öfter wollen, dass ihre Kinder eine höhere Bildung anstreben, wirkt sich das negativ auf die Lehre aus. "Ein Phänomen, das wir in kleineren Ortschaften nicht kennen. Hier sind es auch die klügsten Köpfe, die den Weg der Lehre einschlagen. Sie wissen nämlich, dass man mit einer raschen Berufsausbildung ebenfalls Karriere machen kann", unterstreicht Mayr.
Sind die Kompetenzen der Lehrlinge hoch, wirkt sich das auch positiv auf die Betriebe aus. In der Stadt klagen viele Arbeitgeber über die mangelnden Vorkenntnisse ihrer Lehrlinge – was angesichts der Tatsache, dass sich die begabtesten Jugendlichen gegen die Lehre entscheiden, wenig verwunderlich ist.
-Martin Straudi
Haben sich Jugendliche einmal dazu entschlossen, in die Berufswelt einzusteigen, sehen sie sich gleich mit der nächsten Entscheidung – nämlich der Suche nach der passenden Lehrstelle – konfrontiert. Angehenden Lehrlingen bereitet diese Suche oft Schwierigkeiten.
Wer eine Lehrstelle sucht, sollte damit rechtzeitig beginnen. Informationen über Lehrberufe und offenen Lehrstellen sind wichtig, um sich einen Überblick zu verschaffen. Da es nicht in jeder Sparte freie Lehrstellen gibt, sollte man neben dem Wunschberuf auch Alternativen im Hinterkopf behalten. Offene Stellen lassen sich entweder online oder über klassische Inserate in Zeitungen finden. Wer dort nicht fündig wird, kann auch bei Betrieben direkt nachfragen - denn nicht immer werden freie Stellen ausgeschrieben. Auch Freunde und Verwandte können bei der Suche nach einer Lehrstelle hilfreich sein. Sollte es trotz allem dennoch nicht klappen, gibt es mehrere Institutionen (AMS, Berufsberater, Jugendcoaches), die einen unterstützen. Eine Rolle spielt auch die Zeit der Stellensuche: Während die meisten Lehrstellen im Jänner offen sind, gibt es im September den größten Andrang an Lehrstellensuchenden.