Die etwas Anderen. FH-Studiengänge abseits der Standardfächer
Von Diana Dauer
Was hat das Wackeln von Kuhohren mit Programmieren und Software zu tun? Wie wird man Ermittler in der Causa-Wirecard? Und in welchem Studium ist eine Pilot- Privat-Lizenz vorteilhaft?
Der KURIER hat sich die ausgefallensten genauer angesehen:
Das veränderte Wackeln von Kuhohren kann Landwirte viel Geld kosten. Das Bewegungsmuster der Ohren kann nämlich Aussagen darüber machen, ob das Tier gesund ist.
Je früher der Bauer alarmiert ist, dass das Tier krank ist, desto schneller kann reagiert werden. Dafür gibt es mittlerweile Ohrmarker, die mit einem Sensor ausgestattet sind und den Bauern automatisch alarmieren, wenn sich das Wackeln verändert.
Eine andere Möglichkeit ist ein Sensor im Magen, der den Bauer informiert, ob das Wiederkauverhalten einer Kuh gestört ist. Auch Feldroboter, die die Bewirtschaftung übernehmen, sind keine Fantasie mehr.
Digitale Landwirtschaft
In der landwirtschaftlichen Realität verbindet sich traditionelle Landwirtschaft und Automatisierung zu Digital Farming.
Das Bachelorstudium Agrartechnologie und Digital Farming der Fachhochschule Wiener Neustadt widmet sich genau dieser Schnittstelle.
Seit 2018 können Technik- und Landwirtschaftsinteressierte beides lernen: Programmieren und Grundlagen der Landwirtschaft. Eine Kombination, die zwar an futuristisch bis dystopische Szenarien aus Aldous Huxleys Romane denken lassen, in der Landwirtschaft aber große Nachfrage erfährt.
Elias Eder ist im sechsten Semester des Studiums und gehört zum ersten Jahrgang, die das Studium im Juni abschließen werden. "Wir sind Mitten im Strukturwandel der bäuerlichen Betriebe. Es gibt mehr große Bauern, die die Technik einsetzen müssen und der Bedarf wird größer“, erzählt der 22-Jährige im KURIER-Gespräch.
Die Hauptkarrierebereiche des Studiums sind Forschung, Wirtschaft, IT und Mechatronik, erklärt der Lehrgangsleiter Jürgen Karner .
Der Student Eder selbst arbeitet, wie die meisten neben Studium bereits in einem verwandten Bereich. Er ist in der Forschung und widmet sich der Ertragsprediktion von Grünland.
Nach Abschluss des Studiums rechnet der Eder mit einem Einstiegsgehalt von 3.200 Euro. Denn die Nachfrage ist groß – die rund 25 Studierenden pro Jahrgang hätten extrem große Jobchancen, berichtet auch der Lehrgangsleiter Karner.
Digitale Verbrechensbekämpfung?
Digitalisierung verändert aber nicht nur die Landwirtschaft. Auch andere Studien- und Lehrgänge an heimischen Fachhochschulen zeigen den Strukturwandel in allen Bereichen, so auch in der Verbrechensbekämpfung.
Darauf reagiert die FH Wiener Neustadt mit dem Lehrgang Wirtschaftskriminalität und Cybercrime. Die dreisemestrige Weiterbildung wird seit 2012 angeboten.
Laut Michael Fischer, Fakultätsleiter für Sicherheit, richtet sich das Angebot an "Personen innerhalb der Polizei, Finanzpolizei, Wirtschaftspolizei, Cybersecuritybereich oder der Justiz. Beispielsweise für KriminalpolizistInnen, Wirtschaftsermittler, Finanzermittler, RichterInnen, Staatsanwälte, Personen, die sich mit der Bekämpfung von Cyberdelikten und oder Wirtschaftsdelikten beschäftigen.“
Sprecher für Krisen
Beinahe noch aktueller ist der Lehrgang "Angewandte Krisenkommunikation“der FH St. Pölten in Zusammenarbeit mit dem FH Campus Wien. Aufgrund der Pandemie kann der Lehrgang erst 2022 stattfinden.
"Mir blutet das Herz. In Krisenzeiten wie diesen ist es umso dringender, dass wir jetzt schon starten“, erklärt Lehrgangsleiterin Sabine Fichtinger.
Ob der Lehrgang zukünftige Pressesprecher ausbildet, die bei Skandalen, wie rund um Wirecard die Öffentlichkeitskommunikation übernehmen würden?
"Ja, zum Beispiel . Aber nicht nur für Unternehmen in schwierigen Situationen, auch für Ministerien, Institutionen und Organisationen“, erklärt Fichtinger.
Als Exempel nennt sie neben Corona auch den echten Fall vom Roten Kreuz, wo versehentlich eine HIV-verseuchte Blutkonserve Patienten verabreicht wurde. Teilnehmer des Lehrgangs lernen anhand realer Fälle und Ereignisse, wie mit wem in welcher Situation kommuniziert wird – von Kaminzimmer-Gesprächen bis Pressekonferenzen. Voraussetzungen sind praktische Berufserfahrung in Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.
Von Fliegen bis Weltraum
Erfahrung im Fliegen, etwa mittels Privat-Pilot-Lizenz ist für die Bewerbung für den Masterstudiengang Aerospace Engineering an der FH Wiener Neustadt vorteilhaft. Zusätzlich muss man einen Bachelorabschluss in einem technischem Studium vorweisen. Von 150 Bewerbern werden pro Jahr nur rund 25-30 genommen.
Seit 2019 können sich Studierende auch in Luft-und Raumfahrt im Fach Mechatronik spezialisieren.
Die 100-prozentige Jobgarantie zeigt, dass auch dieses sehr spezielle Studium den Nerv der Zeit trifft.