Schimmel vermeiden und entfernen
Von Ursula Horvath
Die Zeiten haben sich geändert. "Es wird anders gebaut als früher. Die Gebäudehülle ist aus Gründen der Energieeffizienz sehr dicht. Gleichzeitig bringen wir durch Duschen, Kochen und Wäschetrocknen viel mehr Feuchtigkeit in unsere Wohnräume", sagt Emanuel Mairinger, Bauphysiker und Schimmelexperte bei bauXund forschung und beratung. Eine vierköpfige Familie produziert pro Tag immerhin zehn Liter Luftfeuchte. Wenn man diese nicht wieder abführt, entsteht irgendwann Schimmel. Für eine bessere Kontrolle empfiehlt Peter Tappler, Sachverständiger und Geschäftsführer der IBO Innenraumanalytik jedem Haushalt ein Hygrometer: "Um Schimmel zu vermeiden, sollte die Luftfeuchtigkeit unter 55 Prozent liegen."
Kleine Flecken selbst entfernen
Dass die Pilzsporen zu schweren Infektionen führen können, hat sich herumgesprochen. Von Panikmache hält Mairinger jedoch nichts: "Der Mensch hat eine große Resistenz gegen Schimmelpilze. Sonst würden wir bei einem Spaziergang im Wald tot umfallen." Und wie meistens gilt: Die Dosis macht das Gift. Bei einem handtellergroßen Fleck (unter 20 Zentimeter) sprechen die Experten von einem Bagatellschaden. Kleine Punkte am Fensterrahmen oder im Badezimmer kann man selbst entfernen. Bei starkem Schimmelbefall muss ein Fachbetrieb mit der Sanierung beauftragt werden. Seriöse Anbieter findet man zum Beispiele über den Bundesverband für Schimmelsanierung und technische Bauteiltrocknung. "Manche Unternehmen bieten eine Vernebelung der Räume mit angeblich ungiftigen Mitteln an. Davon raten wir dringend ab", betont Tappler. "Auch biozidhaltige Wandfarben sind nicht empfehlenswert."
Im Keller
Nicht immer ist falsches Nutzerverhalten das Problem. Schimmel kann auch die Folge eines Baumangels sein. „Kommt die Durchfeuchtung von unten, ist der Schaden nur schwer und für viel Geld zu sanieren. Die betroffenen Bauteile müssen abgedichtet werden. Es gibt Mittel, die der Fachmann in die Mauer injiziert oder es werden von außen Drainagen gelegt“, erklärt Peter Tappler.
An der Außenwand
In schlecht gedämmten Gebäuden sollte man keine Möbel an die Außenwand stellen und keine Bilder oder schwere Vorhänge montieren. Experten empfehlen einen Mindestabstand von zehn Zentimetern. Denn je schlechter die Innenseite einer Außenwand durch die Raumluft erwärmt werden kann, desto niedriger ist im Winter die Oberflächentemperatur dieser Wand. Es kann sich Tauwasser bilden und damit steigt die Schimmelpilz-Gefahr.
Vor einem Befall nach einem Wasserrohrbruch braucht man keine Angst zu haben, denn Schimmel braucht Zeit, um zu wachsen. Wenn sich sofort ein Profi um die Trocknung der Bauteile kümmert, sollte nichts passieren.
Im Badezimmer
Kleinere Schimmel-Flecken kann man mit 75-prozentigem Ethylalkohol oder zehnprozentigem Wasserstoffperoxid (beides aus der Apotheke) entfernen. Zweiteres hat auch eine Bleichfunktion, man sollte es daher nicht auf empfindlichen Materialien (wie Holzmöbeln) anwenden. Wichtig ist, mit Handschuhen und einer Atemschutzmaske zu arbeiten und das Tuch gut mit der Flüssigkeit zu tränken. Reibt man mit einem trockenen Lappen über den Schimmel, verteilt man die Sporen im Raum.
In der Küche
Feuchtigkeit die beim Kochen entsteht, muss natürlich abgelüftet werden.
„Wenn die Küchenzeile an einer Außenwand steht, sollte man sowohl unten beim Sockel als auch oben bei der Arbeitsplatte für Zu- und Abluft sorgen“, sagt Emanuel Mairinger. „Wenn nämlich feucht-warme Luft nach hinten kommt, kann man die nie mehr ganz wegtrocknen. Gute Küchenbauer haben hier entsprechende Lösungen, die man gar nicht sieht.“