Gesünder wohnen ist ganz einfach
Von Ursula Horvath
Zu Hause möchte man sich erholen, Kraft tanken und sich wohlfühlen. Damit das gelingt, sollte man ein möglichst gesundes Innenraumklima schaffen. So kommt es etwa bei der Wandgestaltung nicht nur auf den richtigen Farbton an, sondern auch auf die Inhaltsstoffe des Anstrichs. Bei der Wahl des Teppichs geht es nicht nur um ästhetische Überlegungen, sondern auch darum, welchen Kleber man verwendet. Gütesiegel helfen bei der Auswahl von schadstoffarmen und umweltfreundlichen Produkten.
Leider belasten in vielen Häusern und Wohnungen Allergene, Chemikalien oder Schimmelpilze die Luft. Auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind oft nicht ideal. Kommen zu viele dieser Faktoren zusammen, kann das sogenannte "Sick Building Syndrom" – mit Beschwerden wie Kopfschmerzen, Atemproblemen, Schleimhautreizungen und Müdigkeit – die Folge sein. Vier Experten erklären, wie gesünderes Wohnen funktionieren kann.
Wand und Boden
Die größten Flächen im Zimmer beeinflussen die Raumluft immens und verlangen daher besonderes Augenmerk. Denn in Farben, Lacken und Klebern können Lösungsmittel und andere flüchtige organische Verbindungen enthalten sein, die zu Schleimhautreizungen, Kopfschmerzen und Müdigkeit führen.
Der ideale Bodenbelag ist aus Massivholz, aber auch Linoleum, Naturkautschuk und Teppich aus Naturfaser unterstützen ein gesundes Raumklima. Die früher beliebten (weil günstigen) PVC-Böden sind nicht ideal. Sie können auch nach vielen Jahren noch Emissionen verursachen. „Bei älteren Modellen ist der Anteil an Weichmachern sehr hoch. Diese Stoffe lösen sich mit der Zeit und werden an die Raumluft abgegeben“, sagt Harald Brugger. Nicht nur über den Belag selbst, auch über die Art der Verlegung sollte man sich Gedanken machen. Parkett und Laminat werden am besten schwimmend verlegt. Teppiche kann man auch mit Klebebändern fixieren, statt sie vollflächig zu verkleben. „Wenn man unbedingt einen Klebstoff verwenden muss, sollte dieser emissionsarm sein“, erklärt Barbara Bauer vom Österreichischen Institut für Baubiologie und -ökologie (IBO). „Entsprechende Produkte sind mit dem Kennzeichen EC1 versehen.“
Einrichtung
„Wenn man die Wohnung neu einrichtet, sollte man besonders viel lüften. In den ersten acht Wochen gehen die Emissionen stark zurück. Möbel, Wände und Böden können aber bis zu einem Jahr Schadstoffe an die Luft abgeben“, sagt IBO-Expertin Barbara Bauer.
Wer seiner Einrichtung einen frischen Anstrich verpasst, sollte statt Versiegelungslacken lieber Öle, Wachse oder Lasuren verwenden. Wenn es unbedingt ein Lack sein muss, sollte es ein Produkt auf Wasserbasis mit möglichst geringem Lösungsmittelanteil sein.
Putzmittel
Raumluft
Mehrmals täglich für fünf Minuten Stoß-, oder noch besser Querlüften ist ideal. Das Fenster ständig zu kippen ist nicht sinnvoll, das kann im Winter das Risiko von Schimmelbildung erhöhen. Ideal wäre eine kontrollierte Wohnraumlüftung, wie sie im Passivhaus längst Standard ist. „Viele Anlagen reagieren auf den -Gehalt. Ist keiner zu Hause, gibt es weniger Luftwechsel, hat man Gäste, gibt es mehr Austausch“, sagt Sabine Vogel von die umweltberatung.
Durch Rauchen, Kerzen, Räucherstäbchen und die häufige Verwendung von Druckern steigt die Feinstaubbelastung in Innenräumen. „Vor allem Duftkerzen und Räucherstäbchen werden unterschätzt. Bei Zusätzen in Nahrungsmitteln gibt es ein hohes Bewusstsein, aber bei Duftstoffen sind die meisten sehr unkritisch“, sagt Hans-Peter Hutter vom Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien. „Man weiß nicht genau, was eigentlich drin ist und wir kennen die Langzeiteffekte nicht. Natürlich kann man für die richtige Stimmung zu Weihnachten eine Duftlampe mit hochwertigen Ölen verwenden. Ich warne aber vor zu intensivem Gebrauch.“
Elektrosmog
Hochfrequente Felder werden von Handys und drahtlosen Internetverbindungen (WLAN) erzeugt. „Prinzipiell sind aus Gründen der Minimierung kabelgebundene Anwendungen zu bevorzugen. Überlegen Sie sich, wo Sie WLAN brauchen. Im Kinder- oder Schlafzimmer muss es vielleicht nicht unbedingt sein“, sagt Hans-Peter Hutter. Stromleitungen und elektrische Geräte (auch im Stand-by-Betrieb) erzeugen niederfrequente Felder. Diese kann man ganz einfach durch den Einbau eines Netzfreischalters verhindern.
Gütesiegel
Das Österreichische Umweltzeichen bewertet Farben, Kleber, Bodenbeläge, Reinigungsmittel, Möbel und viele weitere Produkte. Damit vergleichbar ist das Europäische Umweltzeichen.
www.umweltzeichen.at, www.ecolabel.eu
Das natureplus-Zeichen garantiert strenge Schadstoff-Grenzwerte bei Baustoffen, Holzwerkstoffen, Farben, Bodenbelägen und anderen Produkten: www.natureplus.org
Das IBO-Prüfzeichen wird unter anderem für Bau- und Dämmstoffe, Putze und Estriche vergeben: www.ibo.at
Mit dem ÖkoControl-Zeichen werden Bezugsstoffe, Heimtextilien und Tapeten zertifiziert: www.oekocontrol.com
Plattformen und Vereine
In der Online-Plattform baubook (im Menüpunkt Deklarationszentrale) kann man zahlreiche Baustoffe nachschlagen. www.baubook.at
Regelmäßige Produkttests führen unter anderem der Verein für Konsumenteninformation (VKI) oder das deutsche Fachmagazin Öko-Test durch. www.konsument.at, www.oekotest.de
Informationen und Beratung gibt es zum Beispiel bei die umweltberatung, beim IBO und beim Verein bauxund. www.umweltberatung.at, www.ibo.at, www.bauxund.at