Immobilienmarkt: „Größe ist ein entscheidender Vorteil“
Beim dritten Versuch ist es dem deutschen Immobilienkonzern Vonovia gelungen, die Mehrheit an Deutsche Wohnen zu übernehmen. Nun besitzt die Vonovia insgesamt 570.000 Wohnungen. Zum Vergleich: Die Gemeinde Wien verwaltet 210.000 Wohnungen.
Für Daniel Riedl ist „Größe ein entscheidender Vorteil, weil man dann effizienter bewirtschaften kann. Daher ist es interessant zu wachsen.“ Riedl ist Vorstandsmitglied und Chief Development Officer der Vonovia. Außerdem ist er für die Immobilien-Entwicklung der Buwog in Österreich und Deutschland, sowie das operative Geschäft in Österreich zuständig.
Aktuell sei sinnvolles Wachstum nur durch Übernahmen möglich, ist Riedl überzeugt. Die politische Lage in Berlin „hat uns nicht gestört“. Gleichzeitig mit der Berlin-Wahl wurde auch eine Volksabstimmung durchgeführt, bei der sich eine Mehrheit für die Enteignung großer Wohnbaukonzerne ausgesprochen hat. Die Deutsche Wohnen besitzt in Berlin 114.000 Wohnungen.
Riedl sitzt entspannt in seinem Sessel, während er Fragen über die Volksabstimmung in Berlin beantwortet. Er setzt auf Kooperation mit der neuen Regierung, die wohl von der SPD geführt werden wird. „Das Einzige, was die Situation entspannen kann, ist der Bau neuer Wohnungen. Wir sind ein großer Bauträger mit entsprechendem Know-how. Wenn wir dazu einen Beitrag leisten können, dann tun wir das gerne.“
Riedl hat auch keinen Grund für Nervosität. Von allem im Berliner Rathaus vertretenen Parteien hat sich nur Die Linke für Enteignungen ausgesprochen. Die Vonovia hat den Berlinern nun auch angeboten in den nächsten fünf Jahren die Mieten freiwillig zu begrenzen. „Das ist ein klares Signal der Entspannung.“
Vorbild Wien
Für das Vonovia-Vorstandsmitglied ist ein System wie in Wien, bei dem die Grundstücksbevorratung von der Stadt betrieben wird, ein „ausgesprochen gutes Instrument. In Berlin gibt es das nicht.“ So wie die gesamte Immobilienbranche, drängt Riedl auf die Beschleunigung von Bauverfahren.
Er betont, dass sich der Umgang der Branche mit Wohnimmobilien verändert hat. „Wir hatten als Wohnungswirtschaft Phasen, in denen wir zu kapitalgetrieben waren. Diese Zeiten liegen hinter uns.“ Die Vonovia habe nun einen Zugang, der nicht allein die kurzfristige Dividende der Aktionäre im Blick hat. „Wir sind vom Shareholder-Unternehmen zum Stakeholder-Unternehmen geworden.“
Im Jahr 2018 hat die Vonovia die Buwog um 5,2 Milliarden Euro gekauft. Aktuell feiert der Konzern 70 Jahre Buwog und ist auch in Wien sehr aktiv. „Wir expandieren über den Neubau.“ Ein Beispiel ist der Helio-Tower in Wien-Landstraße. „Wir haben dort einige Stockwerke geförderte Mietwohnungen und auch frei finanzierte Eigentumswohnungen. Das ist die Form von Wachstum, die wir aktuell vernünftig darstellen können.“
Ökoförderung
Angesichts der Debatte über den Klimawandel und Maßnahmen gegen die Erderwärmung wünscht sich Riedl den Ausbau der Förderungen für Wärmedämmung oder Wechsel des Heizsystems. „Wir haben wegen der EU-Vorgaben einiges vor uns.“