Handels-KV: Feilschen um Gehalt und Prämie in der Corona-Krise
Von Simone Hoepke
Viel zu verteilen gibt es heuer nicht, das ist der Gewerkschaft GPA-djp klar. Einzelne Branchen, wie der Textil- und Schuhhandel, haben allein im zweiten Quartal coronabedingt Umsatzeinbrüche von mehr als einem Drittel hinnehmen müssen. Andere, wie der Lebensmittelhandel, standen auf der Gewinnerseite (+8,8 Prozent Umsatz im 2. Quartal). „Wir haben ein stark divergierendes Bild“, sagt deshalb Gewerkschaftsvertreterin Anita Palkovich zum Auftakt der Handelskollektivvertragsverhandlungen kommenden Mittwoch.
Sicherung der Kaufkraft
Die Gewerkschaft hat den Arbeitgeberverhandlern bereits ihre zentralen Forderungen übermittelt. „Es geht um die Erhaltung der Kaufkraft durch eine Inflationsabgeltung“, sagt Palkovich. „52 Prozent des Bruttoinlandsprodukts kommt von privaten Konsumausgaben, eine positive Gehaltsentwicklung der Handelsangestellten ist damit für die gesamte Volkswirtschaft von großer Bedeutung“, so ihre Argumentation. Immerhin beschäftigen die Handelsbetriebe rund 554.000 Mitarbeiter und bilden darüber hinaus 15.000 Lehrlinge aus.
Aus Sicht von Arbeitgeber-Chefverhandler Rainer Trefelik, selbst Modehändler in Wien, geht es jetzt aber vor allem darum, Jobs und damit Unternehmen, abzusichern. „Im ersten und zweiten Quartal des nächsten Jahres werden Eigenkapital-stärkende Maßnahmen nötig werden, damit es die Unternehmen nicht zerlegt. Das in der Rahmen, in dem wir heuer in die Verhandlungen gehen“, stellt er klar. Die aktuell steigenden Corona-Zahlen in Österreich und anderen Ländern würden seinen Optimismus für den Geschäftsverlauf in den kommenden Monaten nicht gerade beflügeln.
Die Metaller – die traditionell den Auftakt in den Herbstlohnrunden geben – hatten sich heuer auf ein Lohn- und Gehaltsplus von 1,45 Prozent geeinigt. Ob das auch die Zielvorgabe der Handelsgewerkschaft ist, wollte Palkovich am Donnerstagabend nicht sagen. Sie fordert zudem, dass jene Betriebe, die trotz oder gerade wegen der Krise gut verdient haben, ihren Mitarbeitern Prämien auszahlen.
Prämien-Anrechnung
Das haben viele bereits getan, allen voran die großen Lebensmittelhandelsketten. Ob und in welchem Ausmaß diese bereits geleisteten Sonderzahlungen angerechnet werden, werde Teil der Verhandlungen sein. In jedem Fall wolle die Gewerkschaft durchsetzen, dass Geld fließt. Palkovich: „Uns ist wichtig, dass die Mitarbeiter frei über das Geld verfügen können, Gutscheine kommen für uns nicht in Frage.“ Ebenfalls im Forderungskatalog sind „mehr Erholungsmöglichkeiten“ für das Personal, also etwa die bereits diskutierten Maskenpausen.
Ob der Handel es den Metallern gleich tun und bereits nach der ersten KV-Runde zum Abschluss kommen will, lassen die Verhandler offen. Trefelik: „Wir sind in keinem Geschwindigkeitswettbewerb. Dafür ist die Verantwortung für Mitarbeiter und Betriebe zu groß.“