Wirtschaft

Händler für Weihnachten vorsichtig optimistisch

Nach einem kleinen Minus im Vorjahr erwartet der heimische Einzelhandel heuer wieder steigende Weihnachtsumsätze. Laut einer Prognose des Handelsverbandes und der Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) dürfte sich der weihnachtsbedingte Mehrumsatz im Dezember heuer auf 1,22 Mrd. Euro netto belaufen (1,43 Mrd. Euro brutto). Dies entspricht einem Umsatzplus von 1,2 Prozent. Zum Vergleich: Im Vorjahr gab es ein Minus von 3,7 Prozent.

"Optimistisch stimmen uns die nach wie vor hohe Beschäftigungsquote und die stabile Konsumnachfrage. Skeptisch machen uns allerdings die schwachen Herbst-Umsätze und das konjunkturelle Schneegestöber", erläuterte Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes. Aufgrund passabler Gehaltsabschlüsse seien die Österreicher nach wie vor ausgabefreudig, bestätigt WIFO-Experte Jürgen Bierbaumer-Polly.

Schwierige Umsatzermittlung

Als Weihnachtsgeschäft zählen WIFO und  Handelsverband jene Mehrumsätze im Dezember, die ein gewisses "Normalmaß" übersteigen. Im gesamten Einzelhandel sind dies 25 Prozent (siehe Grafik).  Als Richtwert wird hier einerseits die durchschnittliche Umsatzentwicklung von Jänner bis November herangezogen, andererseits auch die Trend/Konjunkturentwicklung der vergangenen Monate berücksichtigt. Auch kalenderbedingte Effekte, wie die Zahl der Einkaufstage, fließen in die Schätzung ein.

Die Zählweise hat jedoch zunehmend Tücken. Einerseits verlagert sich das Geschäft durch Sondereinkaufstage wie den "Black Friday" oder "Cyber Monday" zum Teil in den November, andererseits werden Gutscheine erst im Jänner eingelöst. Immerhin 74 Prozent der Österreicher geben an, am Black Friday oder Cyber Monday auch Geschenke einzukaufen. 260 Euro geben sie im Schnitt dafür aus. Insgesamt sind es zu Weihnachten im Schnitt 254 Euro im stationären Handel und 210 Euro im Online-Handel.

Mysterium Amazon & Co.

Beim Online-Einkauf fließt mehr als die Hälfte an ausländische Portale wie Amazon, Alibaba oder Zalando. Genaue Umsätze kann hier niemand nennen.Laut einer Schätzung der KMU Forschung Austria kauften die Österreicher im Vorjahr Geschenke für rund 130 Millionen Euro bei ausländischen Online-Händlern ein, bei inländischen Online-Händler gaben sie 112 Mio. Euro aus. 

Bedeutung sinkt

Grundsätzlich sei die Bedeutung des Weihnachtsgeschäftes für den Einzelhandel seit Jahren rückläufig, meint WIFO-Experte Bierbaumer-Polly: "Die Umsatzspitzen im Dezember fallen niedriger aus". Auch das geänderte Konsumverhalten spiele hier eine Rolle.

So schenken immer mehr Österreicher zu Weihnachten gar nichts mehr (11 Prozent) oder nur kleine Aufmerksamkeiten. Auch Geschenke, die außerhalb des Handels erworben werden, wie Reisen, Gastro- oder Wellness-Gutscheine, liegen weiterhin im Trend.