Wirtschaft

Geld bekommt in der EU ein Mascherl

Am Mittwoch 10.3. tritt die EU-Offenlegungsverordnung in Kraft. Das bedeutet, dass ab diesem Zeitpunkt alle Finanzprodukte, wie zum Beispiel Fonds oder auch Lebensversicherungen, in einem dreistufigen System hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit bewertet werden. Ab Anfang 2022 müssen Anbieter Kunden sogar aktiv fragen, ob sie nachhaltige Finanzprodukte wünschen.

Nachhaltigkeit ist ein Gebot der Stunde“ meint dazu Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer (WKO). Das Interesse an entsprechenden Investmentmöglichkeiten sei "deutlich gestiegen" und dieser Trend dürfte durch die neue Regelung noch gestärkt werden. Schon jetzt würde etwa ein Drittel der Kunden für Nachhaltigkeit auch niedrigere Renditen in Kauf nehmen.

Farbschema

Konventionelle Geldanlagen ohne Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien gelten demnach als "grau". "Hellgrün" sind Finanzprodukte mit einer verpflichtenden Nachhaltigkeits-Strategie. Die höchste Stufe "dunkelgrün" bezeichnet Finanzprodukte mit einem messbaren Einfluss.

In dieser Kategorie findet sich derzeit nur ein "enges Anlagespektrum", so Martin Kwauka, Vermögensberater und Initiator des Finanzjournalistenforums. Die verpflichtende Kennzeichnung könnte aber zu einer Ausweitung führen. Nachhaltigkeit bezeichnet dabei aber nicht nur Umweltschutz, sondern auch soziale Kriterien wie die Förderung von Zusammenhalt und Integration oder die Bekämpfung von Ungleichheit.

Die Regelung hat allerdings einen Pferdefuß: Bisher fehlen klare internationale Standards zur Bewertung. Die Anbieter müssen nicht nur selbst die Kategorisierung für ihre Finanzprodukte vornehmen, sondern diese auch begründen. Zu befürchten ist also, dass quer über den europäischen Markt durchaus unterschiedliche Maßstäbe angelegt werden. In Österreich ist zudem noch nicht festgelegt, welche Institution diese Einteilung in die drei Kategorien kontrollieren wird.

Hintergrund

Der europäische Green Deal, der die EU bis 2050 klimaneutral machen soll, erfordert massive Investitionen. Laut einer Studie von Goldman Sachs werden in den kommenden 3 Jahrzehnten 10.000 Milliarden Euro benötigt.

Da die EU-Staaten das nicht alleine stemmen können, sollen Geldströme von privaten Investoren in Richtung Nachhaltigkeit umgelenkt werden.