Wirtschaft

Faymann und Sigmar Gabriel starten gemeinsame Firma

Der Firmenname ist unauffällig. Am 7. August 2018 wurde im Handelsregister in Berlin die VIB - International Strategy Group GmbH & Co. KG eingetragen. Die Proponenten dahinter gehörten zur Top-Liga der Sozialdemokratie in Österreich und Deutschland.

Der KURIER stieß im Zuge der Recherchen über die Beteiligungen der 4Projektmanagement- und KommunikationsgmbH von Ex-Bundeskanzler Werner Faymann und dem ehemaligen SPÖ-Kommunikationschef Matthias Euler-Rolle auf das Berliner Beratungs-Unternehmen VIB.

Mit 44 Prozent ist die 4Pro der größte Eigentümer. Als stiller Gesellschafter ist mit 22 Prozent der ehemalige deutsche SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel an Bord. Weitere Miteigentümer sind der ehemalige SPD-Politiker Heino Wiese und der Berliner Steuerberater Lutz Lehmann. Wiese war für die SPD im Bundestag und managte die Wahlkämpfe von Gerhard Schröder und Gabriel.

Euler-Rolle scheint als Geschäftsführer auf. Er bestätigte gegenüber dem KURIER die Firmengründung, wollte darüber hinaus aber keinen Kommentar abgeben. Und legt Wert auf die Feststellung, dass man ausschließlich wirtschaftliche Aufträge und keine politischen Beratungen übernehme.

Das frisch gegründete Unternehmen hat viel Potenzial, auch international. Faymann und Gabriel sind als langjährige Parteichefs strategische Profis und haben erstklassige Netzwerke. Der Lobbyist Heino Wiese betreibt seit 2006 die Wiese Consult in Berlin. Er ist Mitglied der Deutsch-Arabischen Freundesgesellschaft, des Deutsch-Rumänischen Forums, im Vorstand des Deutsch-Russischen Forums, Honorarkonsul Russlands in Hannover und Ehrendoktor der Universität St. Petersburg.

Karenzzeit für Gabriel

Der frühere Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Energie ist heute Bundestagsabgeordneter der SPD. Seit 2015 gelten in Deutschland für Mitglieder der Bundesregierung strenge Cooling-off-Regeln. Bis 18 Monate nach ihrem Ausstieg müssen sie jede Erwerbstätigkeit schriftlich der Bundesregierung melden. Die Regierung kann den Ex-Kollegen den neuen Job wegen möglicher Unvereinbarkeiten verbieten.

Das dürfte der Grund sein, warum Gabriel bei der neuen Firma vorerst eine Minderheitsbeteiligung eingegangen und nicht operativ tätig ist. Nach Ablauf der Karenzzeit wird er 2019 auch in den Verwaltungsrat des neuen deutsch-französischen Zugherstellers Siemens Alstom einziehen.

Erfolgreiche Bilanz

Als Privatunternehmer ist Faymann, ebenso wie sein Vorgänger Alfred Gusenbauer erfolgreich unterwegs. Die erste Bilanz seiner 4Pro kann sich sehen lassen. Die im Herbst 2016 gemeinsam mit Euler-Rolle gegründete GmbH, die als Holding fungiert, weist mit Ende 2017 im ersten vollen Geschäftsjahr einen Reingewinn von 195.000 Euro aus. Das operative Geschäft ist jedoch in einer KG, die exakt 668.807 Euro Gewinn ausweist.

Relativ neu ist die Beteiligung an der Montibus, einer Immobilien-Projektgesellschaft. Partner sind die Immo-Profis Farrokhnia sowie der Finanzierungsexperte Marian Tokar. Der Einstieg ins Tourismusgeschäft mit Blaguss ist noch in der Anfangsphase. Es ist anzunehmen, dass Faymann und Euler-Rolle, die jetzt schon in Deutschland aktiv sind, mittelfristig das gesamte Beratungsgeschäft in die Berliner Firma einbringen werden.

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Rekordgewinn für Gusenbauer

Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer  beweist sein  gutes G’spür fürs Geschäft inzwischen nachhaltig. Seine am 21. November 2008 gegründete Gusenbauer Projektentwicklung & Beteiligung GmbH legte dieser Tage Bilanz. Mit Stichtag Ende 2017 weist die Gesellschaft einen kumulierten Reingewinn von 9,758 Millionen Euro aus. 2017 war  mit einem Jahresgewinn von 2,323 Millionen das bisher erfolgreichste Jahr.  

Gusenbauer ist „sehr zufrieden.  Ich arbeite hart und habe in eine Reihe von Unternehmen investiert. Diese Investments beginnen jetzt  zurückzufließen“. Den Lebensunterhalt finanziert  er nach wie vor hauptsächlich aus Aufsichtsratsvergütungen, die in seine Einzelfirma fließen.
In der  Beteiligungsgesellschaft Cudos  scheinen jetzt nur noch  Gusenbauer und der Investor Alan Shklarek    als Aktionäre auf. Der Anwalt und langjährige Gusenbauer-Freund Leopold Specht sowie ein weiterer Miteigentümer gaben ihre Anteile ab.

Gusenbauer ist  nicht nur Aufsichtsratschef des Baukonzerns Strabag, sondern mit Hans Peter Haselsteiner über eine Beteiligungsgesellschaft ins ländliche Wohnbaugeschäft (Landzinshaus) eingestiegen. Der Ex-Politiker sitzt nach wie vor im Board der kanadischen Bergbau-Firma Gabriel Ressources des vorübergehend inhaftierten Milliardärs und Ex-Benko-Partners Beny Steinmetz. Mit Tal Silberstein ist Gusenbauer nicht mehr im Geschäft. Gusenbauer hält noch Anteile am lateinamerikanischen Umwelt-Fonds Equitas.

Im Immobilien-Imperium von Rene Benko ist Gusenbauer stark engagiert. Er leitet als Vorsitzender die Aufsichtsräte der Signa Development Selection, der Signa Prime Selection (dort sind die Luxus-Realitäten gebunkert) und der Signa KidInvest. Über seine Gesellschaft hält Gusenbauer kleine Anteile an der Signa Development und der KidInvest.

Seinen Fokus als Unternehmer will Gusenbauer künftig „auf innovative Produkte legen, nicht nur auf den Ertrag“. Der Terminkalender ist international gut gebucht. KURIER  erreichte Gusenbauer am Flughafen von Tel Aviv, diese Woche stehen noch Tirana, Frankfurt und Belgrad auf dem Reiseplan.