EU: Start-up-Gründung um 100 Euro in 24 Stunden
Heute, Freitag, findet in Brüssel der „Digital Day“ statt. Dabei werden Vertreter aller EU-Staaten eine Start-up-Offensive verkünden. Das Ziel: Europa soll zu einem globalen Zentrum für Start-ups werden. Momentan fährt der Zug in die andere Richtung: Neun von zehn Start-ups scheitern. Mangels Kapital oder auch wegen des Amtsschimmels.
Die Start-up-Musik spielt anderswo: In den USA und Südostasien. Künftig soll es deshalb in der gesamten EU möglich sein, ein Start-up unbürokratisch und online innerhalb von 24 Stunden zu gründen. Die Gründungsgebühren sollen laut der heutigen Deklaration dazu nicht mehr als 100 Euro betragen. Start-ups soll auch die Ausgabe von Aktienoptionen ohne Stimmrecht ermöglicht werden, damit sie rasch zu Kapital kommen. Und Drittstaaten-Angehörige sollen rascher zu Aufenthalts-Visa in der EU kommen.
Start-up-Beschleuniger
Am Donnerstag gab die Europäische Kommission den Startschuss für den neuen Europäischen Innovationsrat (EIC). Der EIC soll die Entwicklung bahnbrechender Innovationen fördern und stellt über einen speziellen Beteiligungsfonds bis 2027 insgesamt 10 Milliarden Euro bereit. Allein heuer können mehr als 1,5 Milliarden Euro in die Hand genommen werden, um Start-ups zu finanzieren. Die Hälfte der Mittel soll die Ökologisierung und Digitalisierung sowie Innovationen im Gesundheitswesen fördern. Es gehe darum, die technologische Souveränität Europas zu stärken, erläuterte EU-Innovationskommissarin Mariya Gabriel.
In Österreich ist das Wirtschaftsministerium für die EU-Start-up-Offensive verantwortlich. „Wir brauchen in Europa mehr Technologietreiber“, heißt es aus dem Ministerium. Freilich sind noch Fragen offen. Wie sollen die EU-Staaten die Start-up-Offensive umsetzen? Welche Gesellschaftsform kommt zum Einsatz? Und vor allem: Wie viel Gesellschaftskapital brauchen die Gründer?
In Österreich plant die Regierung ja eine neue Kapitalgesellschaft: die Limited. Bei der Gründung einer Limited sollen nur noch 2.500 bis 5.000 Euro Mindeststammkapital genügen. Die Gründung soll digital und ebenfalls rasch erfolgen.
„Wichtige Bausteine“
Die Wirtschaftskammer begrüßt den Vorstoß der Kommission in Sachen Start-ups. „Die geplante Schaffung von europäischen Datenräumen, digitaler Infrastruktur und den Ausbau der digitalen Skills sehen wir als wesentliche Schritte in Richtung digitaler Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit Europas“, sagt Kambis Kohansal Vajargah, Head of Start-up-Services bei der WKO.
Die geplanten EU-Start-up-Nation-Standards hält er für „wichtige Bausteine“, mit denen zum ersten Mal ein europäischer Standard für Start-ups geschaffen werden soll. Damit habe Europa die Chance, sich zum attraktivsten Start-up und Scale-up-Standort zu entwickeln.“ Aus Deutschland kommt jedoch Skepsis bezüglich einer Aufweichung der nationalen Gründungsvorschriften.