Den Pensionisten fehlen je 700 Euro im Monat
Von Irmgard Kischko
Die staatliche Pension reicht schon längst nicht mehr, um den gewohnten Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Die meisten Österreicher wissen sogar, dass ihre „Pensionslücke“, also der Unterschied zwischen Gehalt und Pension, groß sein wird. Aber private Vorsorge ist dennoch nicht weit verbreitet.
Martin Sardelic, Chef der Valida Vorsorge Holding, hat Österreicher befragen lassen, wie sie ihre künftige Pension einschätzen. „Drei Viertel haben gesagt, dass sie nicht glauben, mit der staatlichen Pension das Auslangen zu finden“, erklärt Sarcelic im KURIER-Gespräch. Im Durchschnitt rechneten die Befragten mit einem Fehlbetrag von 700 Euro pro Monat.
Frauen stärker betroffen
Der Ökonom Martin Kocher, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), hat versucht, diese wahrgenommene Lücke empirisch zu belegen. „Das ist nicht so einfach. Man muss ja bedenken, dass sich im Alter die Konsumgewohnheiten ändern und damit auch die Ausgaben. Aber die 700-Euro-Lücke sind keine schlechte Einschätzung“, erklärt er. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Durchschnittspension von Männern derzeit bei 1470 Euro und von Frauen bei 900 Euro liegt. „Da sind 700 Euro mehr schon gravierend“, ergänzt Sardelic.
Der Durchschnittsbürger hat also das Bewusstsein, dass das Geld im Alter nicht reichen könnte, zur privaten Vorsorge greift er aber nicht. „Das ist ein längerer Umstellungsprozess“, meint Kocher. Denn lange Zeit habe man erst zehn bis 15 Jahre vor Pensionsantritt über dieses Thema nachzudenken begonnen. Das habe auch gereicht, weil sich die Pension an den besten, meist 15 Berufsjahren, orientiert habe, sagt Kocher.
So schrumpft die Lücke
Dass das heimische Pensionssystem saniert werden müsse, ist für die beiden Experten unumgänglich. Denn die staatlichen Zuzahlungen zur gesetzlichen ASVG-Pension seien jetzt schon im Vergleich zu anderen Ländern sehr hoch und würden wegen der Alterung der Bevölkerung weiter steigen.
„Wir brauchen also Reformen, aber die müssen gar nicht so groß sein“, sagt Kocher. Denn im Grunde sei das staatliche Pensionssystem nicht völlig aus dem Lot. Aber: „Man muss in jeder Säule Anpassungen machen. In der gesetzlichen Pension geht es um Anhebung des Pensionsantrittsalters, in der zweiten und dritten Säule um die Kanalisierung von Förderungen und generell geht es um die Frage, wie man es schafft, dass die Menschen länger im Arbeitsprozess bleiben“, erklärt der IHS-Chef. Sardelic setzt auf einen Ausbau der betrieblichen Pensionskassen.
Derzeit seien deren Pensionsauszahlungen zu gering, um die Lücke auch nur annähernd zu schließen. Wichtig wäre daher, dass private Zuzahlungen in die Pensionskassen steuerfrei gestellt werden. Zudem wünscht er sich, dass die Abfertigung neu zu einer Pensionsvorsorge umgebaut wird.