Das Ende des rasanten Anstiegs der Wohnungsmieten
Von Irmgard Kischko
Mieten und Preise für Eigentumswohnungen in Wien und großeren Städten kannten über Jahre nur eine Richtung: steil nach oben. Das Coronavirus hat diesem Trend jetzt ein abruptes Ende gesetzt – zumindest vorläufig.
„Mitte März war eine Woche lang Stillstand. Kaum ein Antrage von Wohnungssuchenden kam herein“, sagt Michael Pisecky, stellvertretender Obmann des Fachverbands der Immobilientreuhänder und Chef der s Real. Jetzt komme man allmählich auf ein Anfrage-Niveau von 80 bis 90 Prozent der Vor-Corona-Zeit. Dabei war schon diese Zeit nicht mehr ganz so brüllend wie in den Jahren davor. Immobilienverkäufer und -vermieter taten sich zunehmend schwer, die Objekte zu vermitteln. Die Konjunkturabkühlung und das doch schon hohe Preisniveau lockten weniger Leute an als früher. Und noch etwas kommt dazu: Die Auswahl für Mieter und Käufer in Wien ist so groß wie schon lange nicht mehr. Wohnungssuchende können durchaus wählerisch sein.
Eine Rekordzahl von rund 20.000 Wohnungen kommt allein in Wien heuer auf den Markt. „Das löst natürlich einen Preisdruck aus, der sich mit der Krise jetzt verstärken wird“, sagt Pisecky. Georg Edlauer, Obmann des Fachverbands der Immobilientreuhänder, erwartet sogar, dass das Wohnungsangebot in Wien 2021 die Nachfrage übersteigen könnte. Das wird die Mieten einbremsen. Das Niveau ist allerdings schon hoch. Viele Menschen sind jetzt arbeitslos oder in Kurzarbeit. Ihre Einkommen sind gefallen. „Für eine kleinere Wohnung in Wien, die 800 Euro koste, brauche man schon ein Nettoeinkommen von 2000 Euro. „Das haben viele nicht“, saft Pisecky.
Immos als Geldanlage
Anders ist die Situation bei Eigentumswohnungen, die als Anlageobjekt gekauft werden. „Die Nachfrage nach Vorsorgewohnungen ist nach wie vor gut“, sagt Sandra Bauernfeind, geschäftsführende Gesellschafterin von EHL Immobilien. Das sei schon in der Finanzkrise 2008/09 so gewesen. Menschen, die Geld haben, suchen in unsicheren Zeiten Investitionen in Grund und Boden. Einen Rückgang registriert Bauernfeind dagegen bei Anfragen nach selbst genutzten Eigentumswohnungen, Dort könnte der Preisanstieg gedämpft werden. Bei Projekten mit gutem Preis-/Leistungsverhältnis – 4.000 bis 6.500 Euro je Quadratmeter – sieht sie sogar noch weitere Preisanstiege.
„Auf der sonnigen Seite der Immobilienlandschaft“ sieht sich Michael Neubauer von der NID (Niederösterreichische Immobilien Development Gesellschaft). Zwar läuft auch bei der NID die Immo-Nachfrage erst langsam wieder an. Aber er schaut auf die Zahl der Baubewilligungen, die heuer sinke. Es werden weniger neue Wohnungen auf den Markt kommen. Das stütze die Preise. Und bei den Grundstücken sei trotz Krise kein Preisrückgang zu sehen.