Coronavirus: AUA und Lufthansa streichen alle China-Flüge
Schlechte Nachrichten für Österreicher in China, die vor dem Coronavirus in die Heimat fliehen wollen: Der deutsche Luftfahrtriese und AUA-Mutterkonzern Lufthansa streicht alle Flüge von und nach China. Das betrifft auch die Tochterfirmen Swiss und Austrian Airlines, die die Maßnahme inzwischen bestätigen. An Bord einer Lufthansa-Maschine habe sich demnach ein Coronavirus-Verdachtsfall ergeben, Passagiere und Crew werden nun eingehend medizinisch versorgt und getestet.
Die Vorsichtsmaßnahme soll vorerst bis 9. Februar gelten, Hongkong aber nicht betroffen sein. Neue Buchungen für Flüge nach China sind trotzdem erst ab 1. März wieder möglich. Als mögliche Ersatzroute für die Flüge nach Shanghai und Peking will man scheinbar den Flughafen Seoul bedienen.
Und was passiert mit den Menschen, die bereits Tickets hatten? "Alle Passagiere, die bereits gültige Tickets hatten, werden umgebucht", sagt AUA-Sprecher Leonhard Steinmann zum KURIER. Konkret heißt das, man werde versuchen, sie über andere Fluglinien und Zwischenstopps an ihren Zielort zu bringen. Wie lange die Konkurrenz da mitspielen wird, bleibt fraglich.
Keiner rein, keiner raus - außer mit dem Militärflugzeug?
Denn schon am Vormittag hatte die britische Fluggesellschaft British Airways bekannt gegeben, dass sie alle ihre Flüge in die Volksrepublik und von dort nach Großbritannien streicht. Sie verwies auf die Reisewarnung des britischen Außenministeriums. Am späten Nachmittag sprang dann auch American Airlines auf, die größte US-Fluglinie streicht zumindest die Direktflüge von Los Angeles nach China.
Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg sagte unterdessen zum KURIER: "Sieben österreichische Staatsbürger sind momentan in der besonders betroffenen Provinz Hubei. Wir sind in regelmäßigem Kontakt und es laufen die Bemühungen, ihnen die Ausreise zu ermöglichen. Diesbezüglich sind wir in enger Abstimmung mit der EU, insbesondere mit Frankreich un Deutschland.
Das deutsche Außenministerium scheint inzwischen zu planen, Staatsbürger vor Ort mit Maschinen der Luftwaffe außer Landes zu fliegen.
Die chinesische Regierung hatte schon zuvor allen Bürgern nahegelegt, das Land vorerst nicht zu verlassen, der öffentliche Verkehr im Inland steht bereits weitestgehend still. Auch der Ski-Weltcup wurde abgesagt, die Ski-Saison in China ist bereits vorbei.
Starbucks schloss mehr als die Hälfte seiner Filialen in China, auch IKEA sperrt die Hälfte seiner Möbelhäuser. Und VW ist eines von vielen Unternehmen, das seine Dienstreisen ins Reich der Mitte einschränkt.
Österreichisches Unternehmen zieht Virus-Feiertage vom Urlaub ab
Die chinesische Regierung hat die Neujahrsfeiertage um eine Woche bis 3. Februar verlängert, in Shanghai sogar um zwei Wochen bis 10. Februar. Der KURIER fragte bei österreichischen Unternehmen mit Niederlassungen in China nach, ob schon bekannt sei, wer für die zusätzlichen freien Tage aufkommen wird. Am Dienstag hieß es noch einhellig, die Situation sei noch unklar.
Das Grazer Maschinenbau-Unternehmen Andritz, mit mehreren Standorten in China vertreten, will die Feiertage nun vom Urlaubspensum der Mitarbeiter abziehen. Sie sollen, „wenn möglich, von Zuhause aus arbeiten“, sagt ein Unternehmenssprecher. Für Fabrikarbeiter sei das aber nicht möglich, sie „werden diese konsumierten Urlaubstage dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder einarbeiten“. Ein Tag werde immerhin mit Gleitzeit abgegolten.
Wettlauf um den Impfstoff
Unterdessen läuft die Forschung für Impfstoff und Therapie auf Hochtouren: Der Leiter des chinesischen Expertenteams, Zhong Nanshan, sagte, die Impfstoffentwicklung werde „drei bis vier Monate, oder auch länger, dauern“.
„Vier Monate ist eine mutige Aussage“, sagt der Infektionsspezialist Herwig Kollaritsch. „Gerade bei den Coronaviren müssen erst einmal viele grundlegende Fragen geklärt werden. Bisher war halt kein wirklicher Druck dafür da. Das SARS-Virus etwa ist 2002/2003 so schnell gegangen wie es gekommen ist.“
Damit ein Impfstoff gegen ein Coronavirus eine hohe Wirksamkeit zeigt, müsse er die Immunabwehr des Körpers auf mehreren Ebenen aktivieren. „Und die Impfung muss besonders bei älteren Menschen gut wirken. Das ist schon bei herkömmlichen Impfstoffen ein großes Problem.“