Umbruch im Handel: Wie Corona unsere Einkaufsgewohnheiten verändert hat
Die Coronapandemie hat neben vielem Anderen auch die Einstellung der Menschen zum Handel tiefgreifend verändert. Online ist für viele "Normal" geworden, Geschäfte müssen sich etwas einfallen lassen, um Menschen zurückzubringen. Auch das Vertrauen in bekannte Marken ist deutlich gefallen, zeigt eine Umfrage von Dieter Scharitzer, WU Professor am Institut für Marketing-Management, unter 1.000 Österreicherinnen und Österreichern.
Allerdings gebe es keine einheitliche Entwicklung, sagte Scharitzer im Gespräch mit der APA. Man müsse bedenken, dass rund ein Drittel der Befragten weniger Geld zur Verfügung hat als vor der Pandemie - ein Fünftel hat mehr Geld. Der Handel sei daher gut beraten, seine Verkaufsstrategien zu differenzieren.
98 Prozent der Befragten wollen neue online-Gewohnheiten beibehalten
Wesentlich ist aber, dass das digitale Einkaufen "in der Mitte der Gesellschaft angekommen" ist, so Scharitzer: "Online ist das neue Normal, der stationäre Einkauf das Erlebnis", damit habe sich die Einstellung umgedreht. Onlinehandel werde auch bleiben, denn 98 Prozent der Befragten wollen ihre neuen online-Gewohnheiten beibehalten. Manche Branchen, die noch voll auf das stationäre Geschäft setzen, werden sich rasch anpassen müssen. "Zalando und co haben es endgültig geschafft, die Menschen aus den Geschäften abzuziehen". Scharitzer glaubt auch nicht, dass das alte Konzept, dass man neben dem Beislbesuch noch shoppen geht, zurückkommt, denn sieben von zehn verbringen inzwischen ihre Freizeit lieber anders als mit Shoppen.
Reine Versorgungskäufe
"Höchste Zustimmung" habe die Aussage, dass der Handel nicht mit anderen Händlern konkurriert, sondern mit der Freizeitgestaltung. Der reine Versorgungskauf sei ohnehin im Internet gelandet. Viele würden aber nun lieber Sport betreiben oder in ein Gasthaus gehen, als einen Einkaufsbummel zu machen, zeigt die Umfrage von TQS Research & Consulting, repräsentativ für internetaffine Menschen in Österreich.
"Qualität der Marke wird sehr stark hinterfragt"
Zugleich stellt Scharitzer fest, dass das Vertrauen in und die Loyalität zu Marken in der Pandemie stark gelitten haben. "Die Qualität der Marke wird sehr stark hinterfragt", selbst Gütesiegel wie "made in Austria" stehen bei den Kunden nicht automatisch für Qualität. Das gelte nicht nur für Firmen sondern auch für "made in Austria" - da könnte auch das Desaster um Masken der Hygiene Austria mit Schuld sein. Vier von fünf Personen gehen davon aus, dass die Eigenmarken des Handels genauso gut sind wie die Herstellermarken.
Trend zu Nachhaltigkeit und Ökologisierung
Auffällig ist laut Scharitzer auch, dass Nachhaltigkeit und Ökologisierung ein starker Trend ist. Das sei der einzige Themenbereich, der wichtiger ist als vor der Pandemie und der Trend sei "deutlich weiblich und jünger". Rund ein Viertel der Befragten wäre bereit, für nachhaltige Produkte auch mehr zu zahlen, etwas mehr als die Hälfte findet das Thema zwar wichtig, möchte aber deshalb nicht mehr Geld ausgeben. Einem Fünftel ist das Thema nicht wichtig. "Für den Anfang" sei die Zahlungsbereitschaft ein guter Wert, sagt Scharitzer, der davon ausgeht, dass sich mit dem steigenden Angebot das Umweltbewusstsein auch verstärkt in Kaufentscheidungen niederschlagen wird.