Wirtschaft

Ceconomy nahm Hürde für Komplettübernahme von Media-Saturn

Der deutsche Elektronikhändler Ceconomy ist bei der Komplettübernahme der Tochter Media-Saturn-Holding (MSH) ein gutes Stück vorangekommen. Auf einer online abgehaltenen außerordentlichen Hauptversammlung stimmten die Stammaktionäre am Dienstag allen Beschlussvorschlägen zu, unter anderem den für die Transaktion benötigten Kapitalmaßnahmen. Die Vorzugsaktionäre sollen am Nachmittag gesondert abstimmen.

Der Schritt war nötig geworden, nachdem das Vorhaben wegen Aktionärsklagen im vergangenen Jahr ins Stocken geraten war. Denn eigentlich sollte der Minderheitsanteil von 22 Prozent, den die Familienholding Convergenta des verstorbenen MediaMarkt-Mitbegründers Erich Kellerhals an MSH hält, bereits bis Ende des vergangenen Sommers an Ceconomy gehen.

Mehrere Aktionärsklagen

So hatte die ordentliche Hauptversammlung im vergangenen Jahr bereits zugestimmt. Doch gab es mehrere Aktionärsklagen dagegen. Über die Klagen selbst ist laut Ceconomy noch nicht abschließend entschieden. Das Oberlandesgericht Düsseldorf habe jedoch die Auffassung vertreten, dass neben diesem zustimmenden Beschluss der Hauptversammlung, an dem auch stimmberechtigte Vorzugsaktionäre teilgenommen haben, zusätzlich gesonderte Beschlüsse der Stamm- und der Vorzugsaktionäre erforderlich seien. Dem kommt das Unternehmen nun nach.

Ceconomy will nach jahrelangen Streitereien mit der Kellerhals-Familie den Minderheitsanteil in einer komplexen Transaktion übernehmen. Mit der Übernahme und der Neuorganisation der Gesellschafterstruktur will der Konzern das komplizierte Geflecht des Unternehmens vereinfachen. Konzernchef Karsten Wildberger warb dabei vor den Aktionären nochmals für das Vorhaben: "Die Transaktion schafft in jeder Hinsicht Wert."

"Prüfen Optionen"

"Der Gesellschafterstreit, der Ceconomy und MediaMarktSaturn annähernd zehn Jahre lang belastet und eine Menge Geld gekostet hat, ist Geschichte. Mit dem Vollzug der Transaktion vereinheitlichen wir unsere Aktionärsstruktur", sagte er. Convergenta soll dann künftig mit rund 26 Prozent Ankeraktionär bei Ceconomy werden, durch Wandelschuldverschreibungen kann die Kellerhals-Holding die Beteiligung auf knapp 30 Prozent aufstocken.

Unterdessen bekommt auch Ceconomy den Angriff Russlands auf die Ukraine zu spüren. So sucht das Unternehmen nach Lösungen für seine russische Beteiligung M.video. "Wir prüfen gerade verschiedene Optionen", sagte Konzernchef Wildberger. Ceconomy hält 15 Prozent an dem börsennotierten Elektronikhändler. "Der Zugang zu den Anteilen und die Ausübung unserer Rechte daraus ist erheblich eingeschränkt."

Geschäft nicht direkt betroffen

Wegen des Kriegs hat die Beteiligung an Wert verloren, was Abschreibungen notwendig macht. Den aktuell geschätzten Restbuchwert der 15 Prozent an M.video bezifferte Finanzvorstand Florian Wieser auf etwa 43 Millionen Euro. Zuletzt hatte die Beteiligung Ende Dezember seinen Aussagen nach noch mit etwa 138 Millionen in den Büchern gestanden.

Das Geschäft von Ceconomy selbst ist Wildberger zufolge von dem Ukraine-Krieg nicht direkt betroffen. "Wir sind in der Ukraine nicht vertreten und seit 2018 auch in Russland nicht mehr operativ tätig." Er verwies jedoch auf die gesamtwirtschaftlichen Folgen wie höhere Energiepreise und eine steigende Inflation. Zudem sorge die Krise in Osteuropa für eine Unsicherheit der Verbraucher, was auch Ceconomy zu spüren bekomme. "Allerdings ist die Situation sehr dynamisch, sie verändert sich nahezu im Wochenrhythmus. Deshalb ist es auch schwer, einen klaren Trend daraus abzuleiten."